Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Hazard zeigt zwei Gesichter

Beim 2:0 gegen Nürnberg leistet sich der Belgier erst einen Fauxpas - und erzielt dann einen wegweisenden Treffer. In Berlin gibt es eine ereignisreiche Halbzeit und Wolfsburg wird immer besser.

Thorgan Hazard lächelte verschmitzt und nahm eingehüllt in eine dicke Winterjacke die Glückwünsche seiner Teamkollegen entgegen. Der Hauptdarsteller mit zwei Gesichtern hatte nach dem achten Sieg im achten Heimspiel von Borussia Mönchengladbach aber noch Gesprächsbedarf: Gestikulierend ließ er seine aufregenden 90 Minuten noch einmal Revue passieren.

Denn erst hatte der Torjäger beim 2:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg einen Elfmeter kläglich über das Tor (45.) gelupft, dann brachte er die Fohlen mit dem Führungstreffer doch noch auf die Siegerstraße (47.). Alassane Plea (86.) traf zum Endstand. "Kein Vorwurf an Thorgan. Er hat jetzt neun Tore, das sagt genug", sagte sein Mitspieler Tobias Strobl zum verschossenen Elfmeter: "Wir haben heute auch andere Chance nicht genutzt."

Dadurch wurde das Duell mit dem Abstiegskandidaten enger als viele vorher gedacht hatten. "Ich denke, dass jeder heute einen Sieg erwartet hat. Wir haben nicht viel zugelassen, bis auf den Anfang. Nürnberg hat es nicht schlecht gemacht", sagte Borussia-Trainer Dieter Hecking nach seinem 400. Bundesliga-Spiel bei Sky: "In der zweiten Halbzeit war uns klar, dass wir das Tor machen mussten. Das ist natürlich gut, wenn das gleich gelingt. Wir wollten den Sieg unbedingt."

Die Gladbacher bleiben damit erster Verfolger von Spitzenreiter Borussia Dortmund - und verbuchten zugleich einen Vereinsrekord: Erstmals gewann der fünfmalige Meister sämtliche Heimspiele einer Hinrunde. Während die Hecking-Elf gut gerüstet in das Topspiel am Freitag (20.30 Uhr/Eurosport Player) in Dortmund geht, stecken die seit zehn Spielen sieglosen Nürnberger weiter auf einem Abstiegsplatz fest.

Gegen die überraschend forschen Gäste leistete sich Gladbach zu Beginn viele Fehler im Spielaufbau und lief immer wieder in gefährliche Konter. Der FCN wäre für seinen Mut beinahe belohnt worden: In der fünften Minute landete ein abgefälschter Schuss von Alexander Fuchs an der Unterkante der Latte, den folgenden Kopfball von Adam Zrelak lenkte Schlussmann Yann Sommer noch zur Ecke.

Gladbach hatte in der Folge zwar mehr vom Spiel, die zweitstärkste Offensive der Liga fand ohne den verletzten Spielmacher Raffael und Kapitän Lars Stindl aber kaum ein Mittel gegen die gut organisierte Club-Defensive. Erst kurz vor der Pause wurden die 42.323 frierenden Zuschauer von ihren Sitzen gerissen, als Tim Leibold einen Kopfball von Denis Zakaria auf der Linie (39.) klärte.

Wenig später scheiterte dann Hazard leichtfertig vom Punkt. Vorausgegangen war ein Foul von Ondrej Petrak an Florian Neuhaus, Schiedsrichter Robert Schröder (Hannover) blieb in seinem fünften Bundesliga-Spiel auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten bei seiner umstrittenen Entscheidung. Zur Pause gab es deutlich zu vernehmende Pfiffe im Borussia-Park. Kurz nach dem Seitenwechsel konterte dann Gladbach - und traf sofort. Eine scharfe Hereingabe von Ibrahima Traore landete vor den Füßen von Hazard, der den Ball problemlos über die Linie beförderte. Nürnberg ging nun deutlich mehr Risiko und bot Gladbach so viel Platz.

Als Folge kamen die Zuschauer endlich auf ihre Kosten. Die Gäste versteckten sich weiterhin keineswegs, dem zweiten Tor näher war aber Gladbach. So landete ein Schuss von Traore (75.) aus 16 Metern knapp über dem Tor. Plea vollendete einen Konter kurz vor Schluss eiskalt.

Dank seines erfolgreichen Herbst-Endspurts darf der VfL Wolfsburg vom Europapokal träumen - daran hat auch der Einsatz von Stuttgarts Kapitän Christian Gentner drei Tage nach dem Tod seines Vaters nichts ändern können. Mit Gentner in der Startelf verlor der VfB am Dienstagabend verdient 0:2 (0:2) beim VfL Wolfsburg.

Josuha Guilavogui (24. Minute) und Wout Weghorst (44.) schossen den VfL vor 21 780 Zuschauern zum vierten Sieg aus den vergangenen fünf Spielen. Für den mit Trauerflor aufgelaufenen VfB bleibt die Situation im Kampf um den Klassenerhalt dagegen heikel.

Hertha BSC hat durch unnötige Abwehrpatzer im Kampf um die Europapokal-Plätze schon wieder wichtige Punkte liegen lassen. Drei Tage nach dem 1:2 beim VfB Stuttgart kamen die Berliner zu Hause gegen den FC Augsburg nicht über ein 2:2 (2:2) hinaus. Mathew Leckie (28.) und Ondrej Duda (31.) trafen für Berlin, Martin Hinteregger (8.) und Koo Ja-Cheol (39.) erzielten die FCA-Tore. Hertha blieb in der Tabelle damit Siebter.

Die Gäste aus Augsburg kletterten auf Platz 13, sind aber nun schon seit dem 27. Oktober in der Bundesliga sieglos. Mit 15 Zählern befinden sich die Schützlinge von Trainer Manuel Baum weiter in großer Gefahr, zum Finale der Hinrunde erwarten die Schwaben am Sonntag den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky). Hertha ist Samstag zu Gast bei Bayer Leverkusen (15.30 Uhr/Sky).

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