Süddeutsche Zeitung

Mönchengladbach gegen Darmstadt (17.30 Uhr):Weiter wiehernd galoppieren

Die Borussia möchte sich die Hinrunde durch die drei jüngsten Niederlagen nicht kaputt machen lassen. Dafür sollte aber das letzte Hinrundenspiel gegen Darmstadt gewonnen werden.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Wer am Niederrhein nach dem Pokal-Aus gegen Werder Bremen mal nach dem Rechten schauen und sich des emotionalen Zustands der Fußballer von Borussia Mönchengladbach versichern wollte, der erhielt von Trainer André Schubert freundliche Interpretationshilfe. Bloß damit nach den jüngsten drei Niederlagen mit 13 Gegentreffern kein falscher Eindruck aufkommt. "Ihr seht uns alle gut gelaunt", sagte er also.

Die Gladbacher Fußballer sind kaputt, aber sie wollen sich nichts kaputt reden lassen. Müde und stolz gehen sie an diesem Sonntag (17.30 Uhr) ins letzte Hinrundenspiel gegen Darmstadt 98 und versuchen, mit erschöpftem und dezimiertem Kader eine Halbjahresbilanz zu retten, die zuletzt mit dem Aus im Europa- und im DFB-Pokal ein paar Kratzer bekommen hat. Ausgangs einer längeren Erfolgsserie droht ein unrühmliches Jahresende, doch das sehen Sportdirektor Max Eberl und Trainer Schubert ein bisschen anders, wenn sie proklamieren: "Gladbach hat in der Hinrunde Großes geleistet" (Eberl), und: "Wir wollen dieser Hinrunde mit einem Sieg gegen Darmstadt ein Krönchen aufsetzen" (Schubert).

Grundsätzliches Spiel soll beibehalten werden

Der 44-jährige Trainer, der am 22. September eine fünfmal nacheinander besiegte Mannschaft vom geflohenen Lucien Favre übernommen und seither vom letzten Platz ins vordere Tabellendrittel geführt hat, ist nach wie vor selbst ganz begeistert vom Fußball seiner Spieler und nennt das 3:4 im Pokal gegen Bremen ein Tribut der zuvor so erfolgreich eingesetzten Kräfte. Dass man mit diesen Kräften gegen Bremen besser hätte haushalten müssen, sei offensichtlich. Gegen Darmstadt müsse man es besser machen. Aber am grundsätzlichen Spiel will Schubert nichts verändern. Die Fohlen sollen auch in Zukunft wiehernd über die Weide galoppieren, statt sich in eine Ecke zu trollen.

Sportchef Eberl ist am Ende eines "unfassbar intensiven und skurrilen" Jahres ganz zufrieden und entspannt, befürchtet aber, dass "nach drei verlorenen Spielen untergehen könnte, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen Großartiges geleistet hat." Eberl hatte nach Favres Fortgang bereits apokalyptische Gedanken. "Als wir am 20. September ohne Punkte und ohne Trainer dastanden, hatte ich mich darauf eingestellt, dass diese Saison sehr hart werden und wir vielleicht sogar wieder mit einem möglichen Abstieg konfrontiert werden könnten", sagt er. Und weiter: "Ich musste an die Saison 2010/2011 denken, als Gladbach in einer ähnlichen Konstellation am Abgrund stand, und wenn ich sehe, wo wir jetzt stehen, dann ist das eine großartige Leistung." Auch in der Champions League habe man nichts verloren, sondern vielmehr "Reputation und Anerkennung" gewonnen. Das einzige, was wirklich weh getan habe, sei das Aus im DFB-Pokal gegen Bremen gewesen.

Josip Drmic könnte schon wieder gehen

Eberl und Schubert sind bereits dabei, den Markt zu sondieren und zu überlegen, ob es sinnvoll sein könnte im winterlichen Transferfenster den Kader zu verändern. Als Abgänger kommt der Stürmer Josip Drmic infrage, der erst im Sommer gekommen ist, aber nie in die Mannschaft gefunden hat. Zukäufe sind etwas problematisch, weil bei vielen Verletzten die Rückkehr-Termine offen sind. Tony Jantschke (Teilriss des vorderen Kreuzbandes), Patrick Herrmann und Nico Schulz (beide Kreuzbandriss) brauchen noch länger, André Hahn (Bruch des Schienbeinkopfes und Riss des Außenmeniskus) und Álvaro Domínguez (Reha nach Rückenoperation) vielleicht nicht mehr ganz so lange und Martin Stranzl sowie Ibrahima Traoré werden wohl mit Beginn der Rückrunde wieder einsatzbereit sein.

Schema & Statistik“

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

An diesem Sonntag empfangen die Gladbacher den SV Darmstadt 98 und stellen sich auf einen mürben Kampf ein. Sollte das Spiel auch noch verloren gehen, werden die Gladbacher kaum gut gelaunt in die Winterpause gehen. Zu präsent wäre dann die Fragilität des Schubertschen Systems als letzte Erinnerung aus dem Fußballjahr 2015.

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Quelle:
SZ vom 20.12.2015
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