Gladbach nach dem Sieg gegen den FC Bayern:"Europapokal ist komplett unrealistisch"

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Der Blick geht in die Zukunft: Gladbachs Trainer Daniel Farke will den teils überalterten Kader umbauen, erst dann könne die spielerische Balance wieder besser werden. (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Realismus oder Defätismus? Mönchengladbachs Trainer Daniel Farke erklärt die erstaunlichen Ausschläge seiner Mannschaft - und scheint sich einstweilen mit ihnen abzufinden.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

"Gegen die Bayern haben wir immer ein bisschen Extramotivation", verriet Borussia Mönchengladbachs Triple-Scorer Jonas Hofmann (ein Tor, zwei Assists) nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Bayern verschmitzt. Denkt man diesen Satz weiter, landet man allerdings schnell bei so manch motivationsarmem Spiel - und also bei einer Antwort auf die Frage, warum diese Gladbacher trotz eines 3:0-Sieges gegen RB Leipzig, eines 5:2-Triumphs gegen den rheinischen Erzrivalen 1. FC Köln, eines 4:2-Erfolgs gegen Borussia Dortmund und des 3:2-Rausches gegen Bayern München nur im Mittelfeld der Tabelle rangieren, mit neun Punkten Rückstand auf die Europapokal-Plätze. "Die Saison ist eine Achterbahnfahrt", gestand Hofmann lächelnd. Aber so gut unterhalten wie auf einer Achterbahn fühlen sich Gladbachs Fans in dieser Saison eher selten.

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Gegen Schlusslicht Schalke spielten die Borussen zwei Mal unentschieden, sie verloren 1:4 bei Hertha BSC in Berlin, sie verloren in Bochum, in Augsburg sowie daheim gegen Mainz, und sie schieden in der zweiten Pokalrunde beim Zweitligisten Darmstadt aus. "Die Qualität, bei 100 Prozent zu sein, haben wir in den Highlight-Spielen abgerufen", sagte Gladbachs Trainer Daniel Farke, "aber wir haben im Kader gewisse Spielertypen, die vielleicht nicht immer unbedingt dafür geschaffen sind, in allerhöchstem Tempo Räume zuzulaufen." Mit diesem Satz vergangene Woche schien Farke offiziell zu akzeptieren, dass sich seine Spieler zwischendurch auch mal nicht bis ans Limit schinden. Es klang, als wäre das okay für ihn.

"Europapokal ist komplett unrealistisch", sagt der Trainer. Zu Recht?

Als die Gladbacher Anfang 2021 zuletzt in der Champions League spielten, waren die Fans coronabedingt ausgesperrt. Den letzten Europapokal-Heimsieg mit Publikum gab es demnach im November 2019, gegen AS Rom. Drei Jahre und drei Monate ist das her. Verständlich, dass sich Gladbachs Fans nach Europapokal sehnen, und umso schmerzhafter, dass sie den Trainer Farke in der vergangenen Woche auch dies sagen hörten: "In unserer Situation brauchen wir über eine Top-Sechs-Platzierung nicht zu sprechen - Europapokal ist komplett unrealistisch." Und er ergänzte: "Für uns geht es darum, eine stabile Saison zu spielen, solide im zweiten Tabellendrittel zwischen Platz sieben und zwölf. Das ist die Realität." Realismus oder Defätismus?

Farke denkt offenkundig eher an die Zukunft, er will den teils überalterten Kader umbauen. "Unsere Jungs kommen langsam in ein Alter, da benötigen wir neue, frische Kräfte", sagte er. So ein Umbau aber könne wegen coronabedingter wirtschaftlicher Zwänge des Klubs "zwei, drei Transferperioden" dauern. Erst dann könne die spielerische Balance aus Ballbesitz und Pressing wieder besser werden und auch so, wie er sich das als Trainer vorstelle. Das klingt so, als bräuchten ambitionierte Fohlen-Fans vor allem eines: Geduld. Bei Laune gehalten werden sie immerhin mit gelegentlichen Triumphen in sogenannten Highlight-Spielen.

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