Mönchengladbach - Berlin:Sieg beim Debütantenball

Der 19-jährige Slowake Laszlo Benes sichert Gladbachs 1:0-Sieg gegen die Hertha und bringt seine Mannschaft näher an verheißungsvolle Regionen.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Wer zuletzt nicht recht wusste, wie er Leistung und Tabellenstand beim mediokren Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bezeichnen soll, bekam Vokabel-Hilfe vom eloquenten Sportdirektor Max Eberl. "Skurril", nannte dieser die Lage, weil man beim Blick nach oben noch internationale Träume hegen und beim Blick nach unten Abstiegsängste nicht ignorieren durfte. Gegen Hertha BSC Berlin haben die Gladbacher einen bedeutsamen Schritt nach oben getan. Ihr 1:0 (1:0)-Sieg beförderte sie ein Stück hinauf in die verheißungsvolle Region der Tabelle. Die Skurrilität ihrer Lage haben sie damit auf ein Minimum reduziert.

Es war keine Minute gespielt, da rettete ein junger Mann namens Jordan Torunarigha die Berliner vor dem Rückstand, denn er schmiss sich vor den nach dem Ball grätschenden Gladbacher Thorgan Hazard. Zwei Mal war das 19 Jahre alte Eigengewächs bereits bei Hertha eingewechselt worden, erstmals stand Torunarigha in der Startelf und sprang sofort als Retter ein.

Bei Hertha sitzt der Sohn von Trainer Dardai auf der Bank

Auch bei den Gladbachern feierte ein 19-Jähriger sein Startelfdebüt. Der Slowake Laszlo Benes war im vergangenen Sommer aus Zilina gekommen. Beim Debütantenball wollte er nicht hintenan stehen und nahm sich in der 16. Minute ein Herz, um den Ball aus 25 Metern flach ins Berliner Tor zu schießen. Es wirkte so, als hätte Torwart Rune Jarstein den Versuch ruhig abwehren dürfen, aber er kam nicht schnell genug runter. Benes gilt den Gladbachern als möglicher Nachfolger des nach Dortmund wechselnden Mahmoud Dahoud.

Berlins Trainer Pal Dardai nutzte das Gastspiel in Gladbach, um eine Auslese an Talenten zu präsentieren. Auf der Bank saßen als Kaderdebütanten sein Sohn Pal junior, 17, und Marcus Mlynikowski, 24, sowie außerdem der 17 Jahre alte Julius Kade und Florian Kohls, 22 - alle vier noch ohne jede Bundesliga-Minute. Dass ein Trainer seinen Sohn im Kader hat, gab es zuletzt 1986 in Homburg, als Fritz Fuchs den 20 Jahre alten Uwe Fuchs aufbot. Die Berliner Burschen schnupperten angeregt Atmosphäre und sahen ihre Kollegen auf dem Feld in attraktiven Situationen: Peter Pekarik (22.), Alexander Esswein (29.) und Salomon Kalou mit einem 20-Meter-Freistoß an die Latte (45.) hatten im Laufe der ersten Hälfte gute Chancen.

Die Gladbacher, die ohne ihren Regisseur und werdenden Vater Raffael auskommen mussten, waren zuvor in fünf Pflichtspielen in Serie ohne Sieg geblieben und bemühten sich nach der Pause besonders, das Spiel nicht mehr aus der Hand zu geben. Sie belagerten und beschossen das Berliner Tor in wachsender Frequenz, entbehrten dabei aber die nötige Präzision. In der 58. Minute drosch Jonas Hofmann den Ball an den linken Pfosten, eine Minute später schlenzte er ihn an den rechten. Man nennt so etwas "Kalibrieren" - allerdings vergaß Hofmann den finalen Arbeitsschritt zum Torerfolg. Weil das allzu passiven Berlinern aber genauso ging, gewannen die Gladbacher verdient und grämten sich nicht.

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