Schwalbe von Andreas Möller:"Zwischen ihm und mir hätte ein Kleinwagen parken können"

Vor 25 Jahren fällt Andreas Möller einfach hin - es ist die berühmteste Schwalbe der Bundesliga-Geschichte. Über einen Tag, der viele fassungslos macht und Möllers Ruf ruiniert.

Von Carsten Scheele

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(Foto: imago sportfotodienst)

Der Donnerstagabend, an dem Andreas Möller (rechts im Bild) plötzlich auf den Rasen fällt, verläuft für Borussia Dortmund von Anfang an nicht gut. Der BVB spielt am 13. April 1995 um die Meisterschaft mit, liegt im eigenen Stadion aber 0:1 gegen den Karlsruher SC zurück. Eine Niederlage ist kurz vor Ostern keineswegs eingeplant, also biegt Möller in der 75. Minute in den Strafraum ab, wo - in mindestens einem halben Meter Entfernung - auch KSC-Verteidiger Dirk Schuster (links im Bild) joggt. Und kreiert die wohl berühmteste Schwalbe der Bundesliga-Geschichte.

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(Foto: imago sportfotodienst)

Schuster versucht, Möller zu bedrängen, attackiert ihn aber nicht. Trotzdem zieht Möller leicht nach rechts, hebt dann federnd vom Rasen ab, obwohl Schusters Bein wirklich, wirklich weit enfernt steht. Der Dortmunder fängt den Aufprall nach kurzer Flugkurve mit den Händen und der linken Schulter ab, Schiedsrichter Günther Habermann entscheidet verdutzt auf: Elfmeter. Michael Zorc verwandelt.

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Im Nachgang entstehen ein paar wirklich schöne Zitate, die die Dramatik dieses legendären Nicht-Fouls erfassen. "Wenn ich ihnen sagen würde, das war eine Schwalbe, dann würde ich den Vogel beleidigen. So große gibt's gar nicht." (TV-Reporter Werner Hansch) "Das war eine Schutzschwalbe. Ich dachte, dass Dirk Schuster mich voll umhauen würde." (Möller, der "Gefoulte") "Zwischen ihm und mir hätte ein Kleinwagen parken können - da fiel er plötzlich hin, fast aus dem Stand." (der "foulende" Schuster gegenüber 11Freunde)

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(Foto: imago sportfotodienst)

Auf dem Platz gibt es ein durchaus zivilisiertes Gespräch zwischen Schuster und Möller - und ein eher weniger zivilisiertes Scharmützel mit KSC-Trainer Winfried Schäfer. Der sagt nach dem Spiel, das Dortmund durch einen späten Treffer von Matthias Sammer noch 2:1 gewinnt: "Eben haben kleine Kinder meiner Mannschaft den Mittelfinger gezeigt. Das ist das Produkt von Möller." Der Dortmunder entgegnet, an Schäfer gerichtet: "Der Trainer attackiert mich Jahr für Jahr. Bei jedem anderen wäre ich zum Schiedsrichter gegangen und hätte gesagt, dass es kein Elfmeter war. Bei ihm jedoch nicht."

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Für Möller hat die Sache noch ein Nachspiel. Er erhält nachträglich eine Sperre von zwei Spielen und eine Geldstrafe von 10 000 Mark, darf mit dem BVB aber die Meisterschale hochrecken. Auch dank Möllers Aktion rettet Dortmund am Ende einen Punkt Vorsprung vor Werder Bremen ins Ziel. Der Karlsruher SC verpasst das internationale Geschäft.

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(Foto: Imago)

Möllers Imageverlust ist aber beträchtlich. Den Makel seiner Schwalbe wird er nie wieder los; auch als Timo Werner 2017 gegen Schalke eine filmreife Schwalbenvorstellung bietet, wird immer wieder an Möller erinnert. Der verliert 1995 kurzzeitig seinen Platz in der Nationalmannschaft, zur EM 1996 in England nimmt ihn der damalige Bundestrainer Berti Vogts aber wieder mit. Beim Titelgewinn der DFB-Elf soll Möller dann eine der sportlichen Hauptrollen spielen.

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(Foto: REUTERS)

Auf den Rängen bleibt Möllers Aktion unvergessen. Hier protestieren sogar die Dortmunder Fans gegen ihren ehemaligen Spieler, als dieser im Jahr 2000 aufsehenerregend zum Revierrivalen Schalke 04 wechselt. Trainer Schäfer erinnerte sich gegenüber dem sid: "Überall, wo er hinkam, wurde er ausgepfiffen." Möller war, für seine restliche Karriere, die 2004 endete, "schon gestraft genug".

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