Möglicher Transfer von Javi Martínez:Heynckes' Transferoffensive

Lesezeit: 2 min

Bayern-Coach Jupp Heynckes forciert offenbar den Transfer von Javi Martínez zum Rekordmeister. Die Ablösesumme des Akteurs von Athletic Bilbao ist allerdings auf 40 Millionen Euro festgeschrieben. Wechselt Martínez tatsächlich, dürfte sich ein Dominoeffekt einstellen.

Javier Cáceres

Seit seiner Ankunft auf polnischem Boden muss sich Javi Martínez von Athletic Bilbao vor allem einer Frage erwehren: "Lernst du schon Deutsch?" Auf diese Weise versuchen spanische Reporter eine Frage zu umgehen, die Martínez selbst sich verbeten hat: die Frage nach seiner beruflichen Zukunft. Seit Wochen kursieren Spekulationen, wonach er sich möglicherweise nach München verändert.

Spaniens Javi Martínez: Will sich erst nach der EM zu einem möglichen Wechsel äußern. (Foto: dpa)

Am Freitag meldete die Zeitung As, Javi Martínez habe sich entschieden, für ein Jahresnettogehalt von sieben Millionen Euro zum FC Bayern zu gehen. Nun feilsche der Bundesligist, um die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 40 Millionen Euro zu drücken. Spielerberater Antonio Sanz indes sagte am Freitag zur SZ: "Das ist völlig falsch. Wir haben nicht mal angefangen, mit dem FC Bayern zu reden." Das Interesse dementierte er nicht.

Javi Martínez, 23, ist zu einem der attraktivsten Spieler eines weitgehend toten Marktes geworden. Der 1,90 Meter große Defensivspezialist mit Tordrang ist auch in den Blick des FC Barcelona geraten, dessen Sportdirektor Andoni Zubizarreta vor ein paar Jahren in gleicher Funktion bei Athletic tätig war; geraunt wird zudem über Anfragen englischer Erstligisten, darunter Manchester United.

Auch Trainer José Mourinho soll ihn für Real Madrid ins Auge gefasst haben. Die baskische Zeitung Deia versicherte ihren Lesern, dass sich Jupp Heynckes, aktueller Bayern-Coach und ehemaliger Erfolgstrainer von Athletic (1992 -1994 sowie 2000 - 2003), bei seinem früheren Spieler Josu Urrutia gemeldet habe - er ist heute Präsident bei Bilbao.

Die Fußballgötter
:Müde und erschöpft

Bastian Schweinsteiger ist nach dem Sieg gegen die Dänen auch am zweiten Tag immer noch müde. Trotz des tollen Bender-Tores.

Guido Schröter

Diese Art der Diplomatie würde einerseits Heynckes' Anstand zertifizieren und andererseits belegen, dass der FC Bayern aus der Vergangenheit gelernt hat: Als um die Jahrtausendwende Bixente Lizarazu von Athletic verpflichtet wurde, empfanden die Basken die Operation als eine feindliche Übernahme - und zogen vor die Fifa: Bayern musste auf die ursprüngliche Ablösesumme von 600 Millionen Pesetas (circa 3,6 Millionen Euro) einen Nachschlag leisten.

Fußball-EM - Fünf Fakten zu Spanien
:Unbesiegt für 35 Spiele

Wie die spanische Elf gegen England im Elfmeterschießen verlor, eine Erfolgsserie von Brasilien einstellte und was Tiki-Taka mit den Niederlanden zu tun hat: Fünf Fakten, die Sie über das spanische Team vor der heutigen Partie gegen Italien noch nicht wissen.

Dass Athletic nun aber wegen Heynckes' Charme-Offensive einen Nachlass gewährt, dürfte unwahrscheinlich sein. Erst vor wenigen Wochen wurde dem argentinischen Trainer Marcelo Bielsa bei den zähen Verhandlungen zur Vertragsverlängerung zugesichert, dass kein Spieler verkauft werde. Schon gar nicht ein Leistungsträger wie Martínez, den Bielsa vom Mittelfeldspieler zum Innenverteidiger umfunktioniert hatte.

Athletic verpflichtet traditionell nur Profis aus Regionen, die als Baskenland definiert werden können. Entsprechend kühl sind die Reaktionen von Urrutia auf die kolportierten Anfragen von Barcelona und Real gewesen. Sie müssten schon eine Einigung mit dem Spieler herstellen und dann die festgeschriebene Ablösesumme deponieren - plus 18 Prozent Mehrwertsteuer. Also rund 47 Millionen Euro.

Barcelona soll daher bereits abgewunken haben, Real ebenfalls. Der FC Bayern hingegen hätte einen Standortvorteil: Als in Deutschland ansässiges Unternehmen wäre der FC Bayern in Spanien von der Mehrwertsteuer ausgenommen.

"Nach der EM werde ich zu allen Fragen Stellung nehmen", hat Martínez gesagt, der bei der EM bisher nur 20 Minuten gegen Irland spielte. Seine Landsleute haben dies als Indiz für Abwanderungsgedanken gedeutet. Sollte sich die Münchner Verpflichtung von Javi Martínez bestätigen, dürfte sich ein interessanter Domino-Effekt ergeben. Denn Barcelona würde, das ist zu hören, bei seiner Fahndung nach einem zentralen Abwehrspieler auf Mats Hummels aus Dortmund umschwenken.

© SZ vom 23.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: