Mögliche Bewerbungen in Hamburg und Berlin:Wieder Sehnsucht nach Olympia

Bürgerschaft debattiert über Olympia-Bewerbung

Olympia in Hamburg? Dahinter stehen einige Fragezeichen (Archivbild).

(Foto: dpa)

Sechs Monate nach der Niederlage beim Volksentscheid in München debattiert der DOSB über neue Olympia-Bewerbungen. Kandidaten für die Sommerspiele 2024 oder 2028 sollen Hamburg und Berlin sein - doch die Skepsis ist groß.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Die Überraschung war groß, als Kopenhagens Oberbürgermeister Frank Jensen auf seiner Visite in Hamburg plötzlich über Olympia philosophierte. Die Kosten für eine solche Bewerbung seien immens, sagte Jensen vor einigen Tagen. Im Grunde sei es bald nur noch möglich, wenn sich zwei Städte aus zwei Ländern gemeinsam bewerben.

Sein Vorschlag: Kopenhagen und Hamburg sollten diese Städte sein.

Beiden Metropolen trennen nur etwas mehr als 300 Autobahnkilometer. Wirtschaftliche Partner sind sie sowieso. Nun widerspricht eine olympische Städte-Partnerschaft zwar den Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), bislang darf nur eine Stadt Ausrichter für Olympische Spiele sein. Die Diskussion zeigt trotzdem, dass das Thema Olympia - nur sechs Monate nach dem gescheiterten Volksentscheid in München - in Deutschland wieder angekommen ist.

Dabei war zuletzt gemutmaßt worden, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dieses Themas so bald nicht mehr annehmen wird. Der Schock nach dem klaren "Nein" bei der Münchner Befragung saß tief, die Argumente der Gegner - von Gigantismus bis zu fehlender Nachhaltigkeit - sind noch immer gültig. Auch die Ernennung von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten wurde als Zeichen gewertet, dass sich Bachs Heimatland einen Olympia-Zuschlag für die kommenden Jahrzehnte abschminken kann.

All dies scheint nun vergessen zu sein, die Sehnsucht nach Olympia ist groß. Erst am Dienstag beschloss der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen Fragenkatalog, den die beiden potenziellen Kandidatenstädte für Olympia 2024 oder 2028 - Hamburg und Berlin - bis Ende August beantworten sollen. Dabei geht es um die Rahmenbedingungen, die Infrastruktur, mögliche Partnerregionen.

In Hamburg wurden vorab einige Bedingungen geknüpft. Innensenator Michael Neumann erklärte, eine Bewerbung sei nur möglich, wenn das IOC grundsätzlich reformiert werde. "Wenn es so weitergeht wie in der Vergangenheit, dann wird es sehr schwierig werden", sagte Neumann. Auch sei eine Befragung der Bürger unabdinglich. "Es geht darum, frühzeitig mit den Bürgern ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln", findet auch Hörmann. Aus der gescheiterten Bewerbung Münchens wolle man lernen: "Wir gehen nur dorthin, wo wir auch wirklich gewollt sind."

Abstimmung schon im Herbst?

Geht es nach CDU, der größten Oppositionspartei, soll die Bürgerbefragung möglichst bald erfolgen, noch im Herbst dieses Jahres. Die regierende SPD favorisiert eine Abstimmung parallel zur Bürgerschaftswahl im Februar 2015. Die Grünen würden gerne noch später abstimmen lassen, um alle aufkommenden Fragen klären zu können.

Die Gegner formieren sich. Die Partei Die Linke hat in Hamburg bereits eine 23-seitige Studie vorgelegt, die sich gegen eine Bewerbung ausspricht. Die Kosten seien zu hoch, die soziale Spaltung der Stadt werde vorangetrieben. "Wir sind gegen die Ausrichtung der Olympischen Spiele unter den gegenwärtigen Bedingungen", erklärte Mehmet Yildiz, Sportpolitiker der Linken.

Da nutzt auch nichts, dass sich der zeitweise in Hamburg lebende Box-Weltmeister Wladimir Klitschko schon als Olympia-Botschafter selbst ins Spiel gebracht hat.

Eine Kampfkandidatur zwischen Hamburg und Berlin soll es im Fall der Fälle übrigens nicht geben. "Vom DOSB wird erwartet, dass er sich frühzeitig festlegt, mit welcher Stadt Deutschland ins Rennen geht", sagte Hörmann. Auch ein möglicher Zuschlag für die Fußball-EM 2024 müsste berücksichtigt werden.

Bekäme der Deutsche Fußball-Bund den Zuschlag für 2024, würden die deutschen Chancen auf ein weiteres Giganten-Ereignis noch einmal sinken. Das wäre dann auch ein schlechtes Zeichen für Frank Jensen und seine Freunde in Kopenhagen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: