Süddeutsche Zeitung

Mittelfeldspieler:Thiago humpelt - FC Bayern zuckt zusammen

Lesezeit: 2 min

Von Christof Kneer, München

Es steht bald wieder ein großes Turnier an, beim FC Bayern weckt das unangenehme Erinnerungen. Es ist ja gerade mal etwas über anderthalb Jahre her, dass der spanische Fußballprofi Thiago Alcántara "mit Tränen in den Augen" im Büro des Sportvorstandes Matthias Sammer stand; so hat Sammer das jedenfalls mal erzählt.

Es ging damals um den Ort und die Art der Behandlung nach jener Innenbandverletzung im rechten Knie, die sich Thiago Ende März 2014 zugezogen hatte. Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Thiago flog gegen den Willen der Bayern-Bosse nach Barcelona, zu Doktor Ramon Cugat, der schon den Spieler Guardiola behandelt hatte. Durch Cugats umstrittene Spezialbehandlung wollte sich Thiago seinen großen Wunsch erfüllen: Er wollte rechtzeitig zur WM in Brasilien wieder gesund sein; tatsächlich trainierte Thiago im Mai schon wieder - und riss sich das Band erneut.

Die Folge: Er spielte natürlich keine WM und fiel statt dessen 371 Tage aus. Und in den Konflikt zwischen dem Trainer Guardiola und dem damaligen Teamarzt Müller-Wohlfahrt fuhr eine derartige Dynamik, dass er später seifenopernreif eskalierte.

Bei Bayern sind sie also routiniert zusammengezuckt, als sie jetzt dieses Bild gesehen haben: Thiago, die Hand am rechten Knie, verlässt beim Spiel der spanischen Nationalmannschaft gegen England nach 27 Minuten humpelnd den Rasen. Kaum war er bei einem Sprint zusammengesackt, war sofort die typische Handbewegung zu sehen: Trainer, bitte auswechseln!

Dreimal ist Thiago, 24, bereits am Innenband verletzt gewesen, noch haben die Bayern diesen grandios begabten Spieler nicht über einen langen Zeitraum fit und in Form erlebt. Immerhin besteht Hoffnung, dass Thiagos aktuelle Zwangspause deutlich unter 371 Tagen zu veranschlagen ist. "Zum Glück falle ich nur einige wenige Wochen aus", teilte der artig nach München zurückgekehrte Spieler am Sonntag via Twitter mit. Eine etwas eigenartige Entwarnung, bei der zweierlei offen blieb - was "einige wenige Wochen" bedeutet; und um welche Verletzung es sich genau handelt. In Spanien war zunächst von einem Ödem am Innenband des rechten Knies die Rede, Untersuchungen in München sollen nun eine präzise Diagnose erbringen.

Costa glänzt bei Brasilien

Die Bayern haben in der vergangenen Saison schmerzlich erlebt, wie auch ein großer Kader schrumpfen kann, weshalb Guardiola stets eine gewisse Unruhe befällt, wenn er seine Nationalspieler in die Fremde entlässt. Immerhin durften die Münchner am Wochenende auch einen erfreulichen Reisebericht zur Kenntnis nehmen: So verdankt es die brasilianische Nationalelf vor allem dem zur Pause eingewechselten Bayern-Profi Douglas Costa, dass ihr in der WM-Qualifikation ein 1:1 in Argentinien glückte. "Costa veränderte das Erscheinungsbild der Brasilianer", schrieb die argentinische Zeitung Clarín über Costa, der mit heißen Dribblings auffiel und per Kopf den Ausgleich von Lima vorbereitete. Und die ebenfalls argentinische Zeitung La Nación wusste sich nur mit Ironie zu helfen: "Auf der Bank war Douglas Costa besser aufgehoben", witzelte sie.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2015
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