Mittelfeld beim BVB:Castro verknotet sich

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Für Gonzalo Castro läuft es bei Borussia Dortmund noch nicht rund. (Foto: AP)
  • Gonzalo Castro ist im Sommer für 11 Millionen Euro von Bayer Leverkusen zu Borussia Dortmund gewechselt.
  • Der Mittelfeldspieler wollte um Titel spielen - doch beim BVB sitzt er häufig auf der Bank.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Es ist gerade mal drei Monate her, dass Gonzalo Castro wieder für die Nationalmannschaft gehandelt wurde und gerüchteweise sogar als Neuzugang für den FC Bayern München. Das Fachmagazin kicker hatte ihn auf den ersten Platz in einer seiner Bundesliga-Ranglisten gesetzt, Kategorie "Defensives Mittelfeld". Castro, gerade 28 geworden, schien quasi im Spätherbst seiner Karriere den Lohn für sein Lebenswerk ernten zu dürfen. Doch davon ist nun keine Rede mehr. Castro ist nicht bei den Bayern und nicht im Nationalteam. Er ist Ergänzungsspieler bei Borussia Dortmund. An diesem Sonntag wird er im Heimspiel gegen Darmstadt 98 vermutlich wieder nur auf der Bank Platz nehmen dürfen.

Zusammengerechnet nur 28 Minuten hatte Castro in den ersten fünf Bundesligaspielen von Borussia Dortmund mitspielen dürfen, und als er am vergangenen Mittwoch im sechsten Spiel erstmals in der Startelf stand, hat Dortmund nach elf Pflichtspielsiegen in Serie zum ersten Mal in dieser Saison nicht gewonnen.

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Solche Daten schmeicheln der Fußballerseele nicht besonders, und es ist auch kein Wunder, dass eine lobend gemeinte Metapher des Trainers Thomas Tuchel über Castro ein wenig schief geriet. "Langsam platzt der Knoten", sagte Tuchel über Castro nach dem 1:1-Unentschieden in Hoffenheim. Dabei löst sich dieser Knoten allenfalls sehr langsam. Von Platzen kann keine Rede sein.

Zu teuer für einen Ergänzungsspieler

Für elf Millionen Euro ist der in Wuppertal geborene Sohn spanischer Eltern im Sommer von Leverkusen nach Dortmund gewechselt. Elf Millionen gibt man nicht für einen Ergänzungsspieler aus. Aber dann ergab es sich, dass der wechselwillige Ilkay Gündogan keinen neuen Verein fand und wider Erwarten doch in Dortmund blieb. Castro gegen Gündogan lautete plötzlich das Duell im defensiven Mittelfeld.

Und Gündogan setzte sich durch. Aber nicht nur er. Auch der erst 20-jährige Zugang Julian Weigl (1860 München) erhielt den Vorzug vor Castro. Sven Bender ist ebenfalls noch da, und wenn Nuri Sahin demnächst von seiner Verletzung genesen ist, wird es im Mittelfeld noch enger. Die Aussichten für Castro stehen schlecht. Rotation heißt seine Hoffnung. Das ist nicht viel für den teuersten BVB-Einkauf des Sommers.

16 Jahre hat Castro bei Leverkusen gespielt. Er hätte seine Karriere auch einfach dort zu Ende bringen können. Die Leverkusener hatten in Lars Bender und Christoph Kramer zunächst nicht ganz so viele Optionen im defensiven Mittelfeld, deshalb haben sie ihrerseits aus Dortmund Kevin Kampl geholt. Es hatte zuvor Spekulationen gegeben, dass Castro vielleicht sogar nach Leverkusen zurückkehrt, aber daraus ist nichts geworden. Castro will sich ja auch selbst beweisen, dass er es in Dortmund schaffen kann.

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2009 stand Castro in jener deutschen U21-Nationalmannschaft, die in Schweden Europameister wurde. Im Endspiel beim 4:0 gegen England in Malmö erzielte er das 1:0. Doch anders als seine damaligen Mitstreiter Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mesut Özil, Benedikt Höwedes, Sami Khedira und Mats Hummels schaffte es Castro nur fünf Mal - und nicht dauerhaft - in die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Beim WM-Triumph 2014 war er nicht dabei. Überhaupt hat Castro bis heute nur diesen U21-EM-Titel gewonnen. Der Wunsch nach mehr war auch ein Grund für seinen Wechsel nach Dortmund.

Die Startelf ist wohl futsch

An diesem Sonntag empfängt der BVB im späten Nachmittagsspiel nun also den Aufsteiger Darmstadt. Es sieht nicht so aus, als dürfte Castro auch im heimischen 80.000-Zuschauer-Tempel endlich ein Bundesligaspiel von Beginn an bestreiten. Tuchel, der sich für seine Rotationsmaßnahmen im Spiel in Hoffenheim hinterher rechtfertigen musste, weil die Mannschaft schwer ins Spiel fand und erst nach der Einwechselung von Henrikh Mkhitaryan und Gündogan stärker wurde, dürfte sich wieder für Weigl und Gündogan entscheiden - und Castro auf die Bank bitten.

"Die große Konkurrenz im Mittelfeld macht jeden Einzelnen nur stärker", hatte Castro zu Saisonbeginn noch gesagt. Doch davon kann bislang keine Rede sein. Castros Knoten löst sich bislang nur sehr zögerlich. Auf den Moment, dass er platzt, warten der Spieler und sein Klub voller Spannung.

© SZ vom 27.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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