Mitgliederversammlung des FC Augsburg:Rückendeckung für Weinzierl

Sport Bilder des Tages FC Augsburg Jahreshauptversammlung 2021 *** FC Augsburg Annual General Meeting 2021

Seltener Anblick von der Tribüne: Dort saßen am Dienstag auf einer hell erstrahlten Bühne die Vorstandskollegen um Klaus Hofmann (links)

(Foto: Klaus Rainer Krieger/imago images)

Bei der Jahreshauptversammlung im Stadion kritisiert FCA-Chef Klaus Hofmann den Videobeweis, die Augsburger Spielweise der vergangenen Jahre und die Vorgänger des aktuellen Trainers - von dem er überzeugt ist.

Der Videobeweis muss weg. Mit dieser Forderung ist Präsident Klaus Hofmann am Dienstagabend vor die Mitglieder seines FC Augsburg getreten. Bei deren Versammlung gab es eine Menge Redebedarf, nicht nur weil es pandemiebedingt schon lange keine so gute Gelegenheit mehr dazu gegeben hatte beim Fußball-Erstligisten. Im Vorjahr war das Treffen ausgefallen. Nun nutzte der Vorstandsvorsitzende die Gelegenheit, sich bei einem seiner Lieblingsthemen zu positionieren: Er sprach von einer "Pseudowissenschaftlichkeit" ohne klare Linie, weshalb der Videobeweis den Fußball eben nicht gerechter mache: "Diese Pseudogenauigkeit, die wir uns vorgaukeln, macht das Spiel kaputt." An die Deutsche Fußball Liga (DFL) wolle er sich in der Sache allerdings nicht wenden, obwohl sich just diese Forderung aus einem später am Abend eingeholten Meinungsbild unter den Mitgliedern ergeben hatte.

Die Szenerie am Dienstag mutete einigermaßen kurios an. 845 stimmberechtigte Mitglieder saßen dick eingepackt vor der Gegengerade des Stadions auf der Tribüne, vom Verein ausgestattet mit Sitzkissen und Decken; ihnen gegenüber war die hell erleuchtete Bühne für den Vorstand aufgebaut. Natürlich wurde dort auch die wenig erbauliche sportliche Lage thematisiert. Froh sei er, so Hofmann, dass Trainer Markus Weinzierl zurück sei, der zum FCA passe und unter dem die Mannschaft wieder attraktiver spielen werde. Einerseits sei die nunmehr elfjährige Zugehörigkeit zur ersten Liga ein großer Erfolg, andererseits befand er, dass der Augsburger Fußball seit mehr als zwei Jahren schon nicht mehr schön anzusehen sei: "Ich bin auch schon mal mit größerer Vorfreude zu Heimspielen gefahren." Der 53-Jährige kritisierte Weinzierls Vorgänger Martin Schmidt und Heiko Herrlich, unter denen man sich "systematisch das Fußballspielen abgewöhnt" habe, gab aber auch zu: "Wenn man fünf Trainer in fünf Jahren hatte, hat man nicht alles richtig gemacht."

Die zwei Fan-Vertreter, die in den Aufsichtsrat strebten, bekamen deutlich zu wenige Stimmen

Besser sahen die Zahlen aus. In der Saison 2020/21, in der wegen der Pandemie nur ein Heimspiel vor Fans stattfand, hat die ausgegliederte KGaA einen vergleichsweise geringen Verlust von 774000 Euro gemacht. "Die Corona-Pandemie hat uns stark getroffen, aber aufgrund unserer Stabilität nicht so stark wie viele andere Vereine", sagte der Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll, der das auf wirtschaftliche Vernunft und schlanke Strukturen zurückführte. In der Saison 2019/20 hatte die Gesellschaft trotz Pandemie sogar noch einen Gewinn von knapp einer Million Euro erzielt. Mit den Personalausgaben für die Profisparte von 43 Millionen Euro habe sich der FC Augsburg in der abgelaufenen Saison im unteren Drittel der Liga befunden, ordnete Ströll ein und warnte vor einem größeren Verlust im laufenden Geschäftsjahr. Noch sei die Pandemie auch wirtschaftlich "nicht komplett überstanden".

Präsident Hofmann verteidigte den umstrittenen Einstieg des US-Investors David Blitzer in seine Investoren GmbH, mit der er 99 Prozent der Anteile an der KGaA hält. Damit sei man für Krisenzeiten stabiler aufgestellt, betonte er, an seiner Entscheidungshoheit habe sich durch den Minderheitsgesellschafter aber nichts geändert. Lediglich die späte Kommunikation dieses Vorgangs sehe er als Fehler an.

Die Kommunikations- und Diskussionskultur im Verein hatten Vertreter der aktiven Fanszene kritisiert und sich Hoffnungen gemacht, durch die Wahl zweier Kandidaten in den Aufsichtsrat künftig mehr Einfluss ausüben zu können. Beide landeten aber abgeschlagen hinter den wiedergewählten Aufsichtsräten.

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