Hamburg oder Berlin? Entscheidung 2015
Deutschland wird sich um die Olympischen Spiele 2024 bewerben. Diesen Grundsatzbeschluss hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Samstag auf der Mitgliederversammlung in Dresden einstimmig gefasst. Ob Berlin oder Hamburg ins Rennen gehen wird, will der DOSB erst am 21. März 2015 in der Paulskirche in Frankfurt am Main entscheiden. Bis dahin soll um die Zustimmung der Bürger in den Städten geworben werden.
Vorher hatten die 456 anwesenden Delegierten Alfons Hörmann für vier weitere Jahre zum Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gewählt. Niemand stimmte gegen den 54-jährigen Allgäuer. Hörmann war in Dresden der einzige Kandidat für das Amt des höchsten Sportfunktionärs in Deutschland.
"Sport-Deutschland will Olympische und Paralympische Spiele, Sport-Deutschland kann Olympische und Paralympische Spiele", sagte Hörmann zur Olympia-Bwerbung. Fünf Jahrzehnte nach München 1972 sei es an der Zeit, die Jugend der Welt wieder einzuladen: "Es würde unserer Gesellschaft gut tun." Den beiden Kandidaten stellte er für ihre bisherigen Vorarbeit ein gutes Zeugnis aus. "Die Teams aus den beiden Städte agieren olympiareif", befand Hörmann.
Bundesregierung ist dafür
Bundesinnenminister Thomas de Maizière stärkte dem DOSB für die Olympia-Bewerbung den Rücken. "Die Bundesregierung unterstützt den Weg des DOSB für eine Bewerbung mit voller Kraft. Ich halte das für total richtig", sagte er in seiner Rede vor den Delegierten. Allerdings mahnte er, es gehe nicht in erster Linie um die beiden Städte Berlin und Hamburg. "Es geht um eine deutsche Bewerbung. Nur dann haben wir Chancen und Erfolg", meinte er.
Der Grundsatzbeschluss von Dresden gibt dem DOSB auch die Möglichkeit, für 2028 eine weitere Bewerbung auf den Weg zu bringen, falls es im ersten Anlauf nicht gelingen sollte. München, das 1972 Gastgeber der Sommerspiele gewesen ist, war zuletzt zweimal mit einer Bewerbung für die Olympischen Winterspiele gescheitert. Bei der Kandidatur für 2018 gab das Internationale Olympische Komitee der südkoreanischen Stadt Pyeongchang den Vorzug. Der zweite Versuch für 2022 scheiterte an der Ablehnung der Bevölkerung in der Olympia-Region München. Deutschland war davor schon mit den Bewerbungen mit Berlin für 2000 und mit Leipzig für 2012 beim IOC erfolglos gewesen.
"Wir haben nach der Niederlage mit München nicht resigniert"
"Von unseren Sportlern erwarten wir, dass sie nach Niederlagen wiederaufstehen und dass sie um Erfahrungen reicher wieder an den Start gehen", begründete er das unerwartet schnell auf den Weg gebrachte Olympia-Projekt. "Wir haben nach der Niederlage mit München nicht resigniert, sondern gezielt gehandelt."
Der DOSB hofft, die Bürger vom Großprojekt Olympia besser überzeugen zu können, wenn das IOC auf seiner bis Montag tagenden Session in Monte Carlo die Reformen, mit denen Olympia-Bewerbungen wieder attraktiver für Städte werden sollen. Die Wahl zwischen Berlin und Hamburg soll deshalb "im Lichte der Entscheidungen von Monaco" betroffen werden.
Die letzte vom DOSB in Auftrag gegebene Umfrage hatte ergeben, dass 49 Prozent der Bürger in Berlin gegen eine Olympia-Bewerbung der Stadt sind, in Hamburg sind 53 Prozent dafür.
Judo-Olympiasieger Ole Bischof neu gewählt
Bei der Wahl zum Präsidium wurde auch der neue Vizepräsident Leistungssport, Judo-Olympiasieger Ole Bischof, ohne Gegenstimme bei sechs Enthaltungen ins Amt gewählt. Neuer Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen ist Stephan Abel. Der Präsident des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) erhielt als Nachfolger von Hans-Peter Krämer ebenfalls keine einzige Gegenstimme.
Hörmann hatte vor einem Jahr die Nachfolge von Thomas Bach angetreten, der nach seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sein DOSB-Amt zur Verfügung stellte. Damals wurde Hörmann mit 94,4 Prozent der Stimmen gewählt.
Satzungs- und Strukturreform
Dann stimmen die DOSB-Mitglieder einer Satzungs- und Strukturreform mit der notwendigen Dreiviertelmehrheit zu. Für die Neuordnung der Führungsgremien votierten in Dresden 408 Mitglieder. Nur ein Mitglied war dagegen, Enthaltungen gab es keine.
Kernstück der Reform ist die Umwandlung des hauptamtlichen Direktoriums um Generaldirektor Michael Vesper in einen geschäftsführenden Vorstand, der mit mehr Kompetenzen ausgestattet wird. Das von Alfons Hörmann angeführte ehrenamtliche Präsidium wird künftig als eine Art Aufsichtsrat fungieren.
Das gewählte Präsidium wird den Vorstand im Anschluss an die Mitgliederversammlung in seiner konstituierenden Sitzung einsetzen. Neu ins Vorstandsgremium berufen wurde Dirk Schimmelpfennig (52). Der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) wird Vorstand Leistungssport und übernimmt damit die Aufgaben des bisherigen Leistungssportdirektors Bernhard Schwank (54), der den neu geschaffenen Posten eines Vorstands Internationales/Olympiabewerbung übernehmen wird.
Die Zusammensetzung der Gremien:
Präsidium: Alfons Hörmann (Präsident), Ole Bischof (Vizepräsident Leistungssport, für Christa Thiel), Stephan Abel (Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen, für Hans-Peter Krämer), Petra Tzschoppe (Vizepräsidentin Frauen und Gleichstellung, für Ilse Ridder-Melchers), Walter Schneeloch (Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung), Gudrun Doll-Tepper (Vizepräsidentin Bildung und Olympische Erziehung), Christian Schreiber (Athletensprecher, für Christian Breuer), Ingo Weiß (Vorsitzender der Deutschen Sportjugend), Claudia Bokel (IOC-Mitglied), Thomas Bach (IOC-Mitglied)
Vorstand: Michael Vesper (Vorstandsvorsitzender), Dirk Schimmelpfennig (Vorstand Leistungssport), Bernhard Schwank (Vorstand Internationales/Olympiabewerbung), Thomas Arnold (Vorstand Finanzen), Karin Fehres (Vorstand Sportentwicklung), Martin Schönwandt (Vorstand Jugendsport).