Die Führung des Deutschen Olympischen Sportbundes hat in der Kontroverse um eine Strafverschärfung bei Doping einen Etappensieg errungen. Bei der 8. Mitgliederversammlung des DOSB in Stuttgart wurde am Samstag ein entsprechender Antrag des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) mit nur 25 Ja-Stimmen bei 459 Stimmberechtigten bei acht Enthaltungenabgeschmettert. Auch die DLV-Initiative, der klammen Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) aus dem DOSB-Etat außerplanmäßig für 2013 mit 500.000 Euro zu helfen, wurde abgelehnt.
"Wir waren nicht von unserem Erfolg überzeugt, aber wollten aufrütteln und sind nun enttäuscht, dass der Antrag so klar abgelehnt wurde. Es wäre ein Riesenschritt im Anti-Doping-Kampf gewesen", kommentierte DLV-Präsident Clemens Prokop nach den Abstimmungsniederlagen an. Kernpunkte des DLV-Antrages waren die Forderung nach einer strafrechtlichen Ahndung des Besitzes von Dopingmitteln auch in geringen Mengen, die Erhöhung der Strafen für Dopingverstöße und eine Kronzeugenregelung.
Vor allem enttäuschte Prokop, dass die Argumente von Juristin Katja Mühlbauer nicht erhört wurden. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie drei Jahre lang bei ihrer Arbeit in der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft München erfahren habe, wie den Ermittlungsbehörden die Hände durch die derzeitige Rechtssituation gebunden seien.
Der DOSB und viele Verbände fürchten durch die sogenannte Kriminalisierung der Doper und eine verstärkte staatliche Verfolgung von Sportbetrügern eine Schwächung der Sportgerichtsbarkeit. Auch der DOSB betont, er sei weiter an der Optimierung der Instrumente im Anti-Doping-Kampf interessiert. Präsident Thomas Bach, dessen Organisation noch kurzfristig einen eigenen Antrag eingebracht hatte, um der DLV-Initiative Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte: "Die Entscheidung gegen den DLV-Antrag war eine Risikoabwägung."
Generaldirektor Michael Vesper meinte, im Falle einer Umsetzung der DLV-Lösung hätte die Gefahr bestanden, dass es bei Dopingurteilen von Sportgerichten zu einer "Beißhemmung" hätte kommen können, weil aus Angst vor Freisprüchen durch öffentliche Gerichte hohe Schadensersatzprozesse gedroht hätten. Nach lebhafter Diskussion sprach sich das Plenum bei nur neun Enthaltungen ohne Gegenstimme für den Antrag des DOSB aus.
Auch der DLV-Antrag für eine finanzielle Nada-Hilfe wurde abgelehnt. "Gut gemeint ist in der Regel das Gegenteil von gut", sagte DOSB-Schatzmeister Hans-Peter Krämer. Der Bund hatte in letzter Minute noch eine Million Euro zum Nada-Etat von 4,6 Millionen Euro für 2013 bewilligt. Um die fehlende halbe Million Euro auszugleichen, muss die Nada nun auf ihre Rücklagen zurückgreifen.
Mehr Geld braucht es nach Ansicht des DOSB auch, um auch bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ähnlich konkurrenzfähig wie in London zu sein. "Bei aller Steigerung der Effizienz werden wir unser Ziel für 2016, nämlich mindestens wieder 44 Medaillen, nicht erreichen können", warnte Bach, "wenn es beim bisherigen Umfang der Leistungsförderung, insbesondere durch den Bund, bleibt." Um im sich weiter verschärfenden internationalen Wettbewerb mithalten zu können, seien zusätzliche Mittel nötig.
Bei den "hoch geschätzten positiven Beiträgen des Sports zum Gelingen unser Gesellschaft" hält Bach den nötigen Mehrbedarf bis Rio 2016 von 25 Millionen Euro für eher bescheiden. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium Christoph Bergner mahnte jedoch, Augenmaß beim Geld zu wahren. "In Spanien sind die Mittel für die Spitzensportförderung um ein Drittel gekürzt worden", sagte er. "Es gibt keinen Anlass zur Untergangsprophetie."