Süddeutsche Zeitung

Miroslav Klose in Altach:Der Weltmeister im Ländle

Als Trainer des SCR Altach holt Miroslav Klose seinen ersten Punkt in Österreichs Liga. Noch immer herrscht in Vorarlberg etwas Unglaube über den großen Namen an der Seitenlinie - doch das dürfte sich bald legen.

Von Felix Haselsteiner

In manchen Momenten ließ sich Miroslav Kloses Handschrift schon recht deutlich erkennen. Seit Ende Juni trainiert er den kleinen SCR Altach, einen Verein aus einem Dorf mit 7000 Einwohnern, der bislang in seiner Geschichte nicht allzu viel mit Weltmeistern zu tun hatte, erst recht nicht mit WM-Rekordtorschützen.

Nun aber steht Klose, der vor dem inneren Auge der Fußballwelt immer noch einen Pokal im Maracana in den Nachthimmel hebt, in der Cashpoint-Arena vor etwas mehr als 3800 Zuschauern und versucht, seinen Altachern im Ländle einen gewinnbringenden Fußball zu vermitteln - teilweise mit Erfolg.

In der zwölften Minute der zweiten Saisonpartie gegen den Wolfsberger AC schlug Manuel Thurnwald aus dem Halbfeld eine wundervolle Flanke, in der Mitte stand der 33-jährige Stürmer Atdhe Nuhiu bereit und setzte einen Kopfball zum 1:0 ins kurze Eck. Weite Flanke, präziser Kopfball: ein Tor, das man von Blaubach in der Pfalz bis Rom mit Miroslav Klose assoziieren würde und das trotz des Endergebnisses von 2:2 einigen Grund zur Annahme liefert, dass es funktionieren könnte mit dem Weltmeister in der Bergprovinz.

"Die Jungs glauben immer mehr an sich", hat Klose beobachtet

Klose nämlich erweist sich beim Vorarlberger Standort bislang als überaus pragmatischer Trainer. Als er im Juni überraschend vorgestellt wurde, konnte man davon ausgehen, dass er als moderner Trainer irgendeinen radikalen Bruch vollziehen würde. Doch Klose setzt auf einen 33-Jährigen im Sturm, lässt im Mittelfeld eine ähnliche Besetzung wie in der vergangenen Saison spielen und ist sich auch nicht zu schade, für gewisse Spielphasen eine sehr defensive Ausrichtung zu wählen. "Die Jungs glauben immer mehr an sich", sagte Klose nach dem Spiel: "Die positiven Sachen werden immer mehr."

Altach, bislang in seinen neun Jahren in der österreichischen Bundesliga fast immer mit dem Nichtabstieg beschäftigt, ist zwar nur mit einem Punkt aus den ersten zwei Spielen in die Saison gestartet, hätte den Wolfsbergern allerdings auch einen Sieg abringen können: Die Mannschaft von Robin Dutt - immerhin in der Europa Conference League startberechtigt - kam erst in der 88. Minute zum Ausgleich, davor war das Spiel ausgeglichen. "Es ist schön, den Miro hier zu sehen", sagte Dutt nach der Partie.

Und genau darum geht es aktuell noch in Vorarlberg: Die Ungläubigkeit, einen Weltmeister an der Seitenlinie zu haben, ist nach wie vor vorhanden, dürfte sich in den kommenden Wochen und Monaten aber irgendwann legen. Dann wird auch der junge Trainer Klose, der zum ersten Mal alleinverantwortlich eine Profi-Mannschaft betreut, sich daran messen lassen müssen, ob er aus dem Team dauerhaft mehr herausholen kann als nur den Verbleib in der Klasse.

Stürmer Nuhiu sieht jedenfalls Potential, auch wenn er von seinem Trainer nicht alles in wenigen Wochen erlernt hat: "Mit dem Salto, das wird sich nicht ausgehen", sagte er kopfschüttelnd auf die Frage, ob er Kloses bekannten Torjubel nun auch kopieren wolle: "Aber ich muss ihm ja auch nicht alles nachmachen. Kopfball reicht erst einmal."

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