Klose-Entlassung in Altach:Abrupter Ländle-Exit

Klose-Entlassung in Altach: Miroslav Klose muss in Altach gehen, weil es mit dem Klub einfach nicht voranging - dabei hatte man in Österreich gewisse Hoffnungen auf ihn gesetzt.

Miroslav Klose muss in Altach gehen, weil es mit dem Klub einfach nicht voranging - dabei hatte man in Österreich gewisse Hoffnungen auf ihn gesetzt.

(Foto: David Geieregger/Imago)

Neun Monate lang war Miroslav Klose Trainer in Altach und erreichte sportlich nicht allzu viel - was für seine Entlassung spricht. Wie genau er in Vorarlberg sein Glück hätte finden können, war allerdings von Anfang an unklar.

Von Felix Haselsteiner

Acht Monate und ein paar Tage hat es gedauert, dann war im Ländle aus dem Weltmeister ein ganz normaler Trainer geworden. Als Miroslav Klose im vergangenen Juli seinen Posten als Cheftrainer beim SCR Altach antrat, herrschte nicht nur in Vorarlberg ein gewisser euphorischer Unglaube darüber, dass sich der WM-Rekordtorjäger tatsächlich einen kleinen, österreichischen Abstiegskandidaten als erste Profi-Trainerstation ausgesucht hatte - aber, so die Lesart: Klose ist eben Klose, ein eigener Charakter, mit eigenen Plänen für die Karriere, das hatte ihn schließlich schon in seiner Zeit als Spieler ausgemacht.

Es dauerte bis ins Frühjahr, dann legte sich die Euphorie um den Trainer mit dem großen Namen spürbar. Klose war irgendwann auch nur der Mann an der Seitenlinie, der sich für Niederlagen rechtfertigen musste. Nun wurde dieses Gefühl auch zur Gewissheit. Seit Montagnachmittag ist Klose nicht mehr beim SCR beschäftigt, nach dem 24. Spieltag der österreichischen Bundesliga, der gleichzeitig das Ende des sogenannten Grunddurchgangs bedeutete: Nach der Länderspielpause wird die Liga in zwei Hälften geteilt, die Punkte halbiert, und die Altacher haben dann die Chance, trotz zwei Punkten Rückstand noch den Klassenerhalt zu schaffen - ohne Klose.

"Im Zuge unserer Analyse sind wir zur Entscheidung gekommen, dass die Mannschaft einen neuen Impuls braucht, um unser Ziel Klassenerhalt, dem wir alles andere unterordnen, zu erreichen", so die Worte von Sportdirektor Georg Festetics, der mit Kloses Entlassung ein weiteres Kapitel zur teils wilden Altacher Vereinshistorie beisteuerte.

Auch andere aus Deutschland bekannte Akteure trieben sich bereits in Altach herum

Unter Geschäftsführer Christoph Längle holte Altach in den vergangenen Jahren immer wieder bekannte Namen in das kleine Dorf im Westen Österreichs, durchschlagenden Erfolg hatte keiner davon: Stürmer Ailton etwa kam im August 2008, sagte, dass Altach "keine Profimannschaft" sei, erzielte ein paar Tore und ging im Januar 2009 wieder. Gianluca Gaudino kam eher als Sohn seines Vaters Maurizio und weniger aufgrund seines Status als Talent beim FC Bayern, wurde in Altach aber genauso wenig glücklich wie Neven Subotic, der vor seinem Karriereende noch zehnmal in Österreichs Bundesliga auflief.

Bei Klose sollte alles anders werden, er kam immerhin im Frühjahr und nicht im Spätherbst seiner Karriere. Gerade deshalb allerdings ist seine Entlassung nun etwas überraschend: Den Altachern dürfte von vornherein klar gewesen sein, dass ein junger, ambitionierter Trainer kaum mit pragmatischem Defensivfußball die Klasse halten wollen würde. Klose hatte sich vielmehr vorgenommen, in der österreichischen Liga mit offensivem Fußball und vielen Toren vielleicht sogar etwas mehr als nur den Nichtabstieg zu erreichen - zumindest aber in den kommenden Jahren eine Mannschaft zu basteln, aus der Einzelspieler immer wieder hervorstechen würden und potenziell zu Einnahmen führen könnten. Altach sollte im Idealfall ein kleines Salzburg werden.

Die sportliche Evidenz spricht dafür, dass auch Klose persönlich dieses Ziel um Längen verfehlt hat: Seit dem 23. Oktober hat Altach kein Spiel mehr gewonnen, zu den größeren Erfolgen zählte bereits ein 1:1 gegen Serienmeister Salzburg am Sonntag, das Klose im Nachgang als "überragende Mannschaftsleistung" pries, auch wenn es ihm persönlich nicht mehr viel half.

Er wollte wohl zur falschen Zeit mit den falschen Ambitionen an einem zu kleinen Standort etwas erreichen

44 Gegentore kassierte Altach als Preis dafür, dass vorne ab und an etwas mehr möglich schien, was unter anderem die Bilanz des 33-jährigen Stürmers Atdhe Nuhiu (neun Saisontore) zeigt. Nuhiu und Vorlagengeber Manuel Thurnwald auf der Außenbahn waren die nennenswerten Kandidaten, wenn es darum ging, Kloses Offensivfußball-Ideen auf dem Feld umzusetzen. Es reichte nicht aus, trotz zahlreicher Versuche in verschiedenen Systemen. Abseits des Feldes ließ sich der WM-Rekordtorschütze jedenfalls nichts ankreiden: Klose galt in Altach als beliebter Charakter, offenbar auch in der Mannschaft. Nur galt er eben auch als Trainer, der womöglich zur falschen Zeit mit den falschen Ambitionen an einem zu kleinen Standort etwas erreichen wollte, was sein Kader nicht hergab.

Klose hat im Verlauf seiner Karriere viele richtige Entscheidungen getroffen, etwa mit seinen Wechseln nach Bremen, wo er gefeiert wurde, und später zu Lazio Rom, wo er zu einer Vereinslegende wuchs. Auch sein behutsames Vorgehen zu Beginn seiner Trainerkarriere, in der Jugend und später im Trainerstab von Hansi Flick beim FC Bayern, war durchaus vielversprechend.

Altach wird als monatelanger Fehler in seiner Biografie stehenbleiben - krachend gescheitert allerdings ist Klose nicht, dazu waren die Umstände zu widrig. Wie genau anhand des minimalen Budgets der Weg aus der Fußballprovinz heraus für den SCR Altach und damit auch für Klose selbst hätte aussehen können, war von Anfang an mehr als unklar. Eine echte visionäre Strategie außer dem Versuch, in der Bundesliga zu überleben, ist in Altach nicht erkennbar.

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