Millionengehälter beim VfL Wolfsburg:Was Magath und Hoeneß hinterließen

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Die Gehälter all dieser Spieler zusammengerechnet ergeben: ziemlich viel. Die Wolfsburger Betriebssportgruppe übt im Trainingslager in Belek. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Wolfsburgs neue Bosse haben von ihren Vorgängern Felix Magath und Dieter Hoeneß ein Problem geerbt: die extremen Spielergehälter. Der Kader soll dringend verkleinert werden, doch den Hinterbänklern gefällt es beim VfL. Fast alle wollen bleiben.

Von Boris Herrmann

Der Linksverteidiger Ricardo Rodriguez hat gerade mitgeteilt: "Ich bleibe in Wolfsburg." Der junge Mann ist Nationalspieler der Schweiz und kam vor genau einem Jahr für 7,5 Millionen Euro vom FC Zürich zum VfL. Dort hat sich sein Stammplatz zuletzt immer mehr auf die Ersatzbank verlagert. Seit November brachte es Rodriguez auf zwei Kurzeinsätze. Trotzdem sagt er: "Mir gefällt es in Wolfsburg. Ein Wechsel ist zurzeit kein Thema."

So ähnlich lässt sich auch der Mittelfeldspieler Christian Träsch, 25, zitieren. Er hat in der gesamten Hinrunde zwar nur 133 Minuten auf dem Platz mitwirken dürfen und dabei wohl endgültig den Anschluss an die deutsche Nationalmannschaft verloren. Dessen ungeachtet sieht Träsch jetzt "die Zeit für einen Neuanfang" gekommen. Genau wie Kevin Pannewitz, 20, den der damalige VfL-Trainermanager Felix Magath im Sommer von Hansa Rostock holte, nur um ihn dann umgehend zum Abspecken zu den Amateuren zu schicken. Innenverteidiger Emanuel Pogatetz, 29, seines Zeichens österreichischer Nationalspieler im Zuschauer-Modus beim VfL, hat gerade ein Angebot aus Hoffenheim abgelehnt.

Man ahnt: Es geht auch den Hinterbänklern erstaunlich gut in Wolfsburg.

Das hängt gewiss mit dem neuen sportlichen Führungs-Duo zusammen. Trainer Dieter Hecking und Manager Klaus Allofs haben mehrfach betont, dass jeder Spieler des gewaltigen 36-Mann-Kaders eine faire Chance bekomme, sich zu bewähren. Beim Trainingslager im türkischen Belek waren 32 Spieler dabei. Aus der Wolfsburger Chef-Etage ist zu hören, alle Teilnehmer der Reisegruppe seien zufrieden gewesen, weil dort auch den notorischen Ersatzleuten wieder eine adäquate Trainingsmöglichkeit angeboten wurde. Immerhin.

Gegen Ende der Magath-Ära war die zweite und dritte Garde immer wieder nach dem Rotationsprinzip zu den Amateuren verbannt worden. Wahrscheinlich gibt es aber noch einen anderen Grund, weshalb es selbst unterforderten Profis beim VfL gut gefällt. Die Verdienstmöglichkeiten sind, gelinde gesagt, attraktiv. Und zwar für alle.

Am Wochenende hat der Spiegel eine Liste mit den Grundgehältern einiger VfL-Profis veröffentlicht. Der brasilianische Spielmacher Diego bringt es demnach auf ein Jahressalär von 8,2 Millionen Euro. Bei den Ersatzspielern Träsch und Srdjan Lakic wird das jährliche Grundgehalt unter dem Stichwort "P-kosten (fix)" mit 2,8 beziehungsweise 2,6 Millionen aufgeführt. Beim Dänen Simon Kjaer stehen angeblich 2,4 Millionen Euro zu Buche. Der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger soll in der zurückliegenden Saison für seine sechs Einsätze 2,9 Millionen eingestrichen haben. Davon können Bundeskanzlerinnen selbstredend nur träumen. Und jetzt steht der Werksklub, nicht ganz von ungefähr, wieder einmal als der größte Geldverbrenner der Liga da.

Dem Vernehmen nach hält sich die Aufregung in Wolfsburg aber in Grenzen. Zum einen sind sich die Manager in der Autostadt sicher, dass der Maulwurf nicht aus den eigenen Reihen stammt. Jedenfalls nicht aus der aktuellen Reihe. In hausinternen Bilanzen, so ist zu hören, werde der Begriff "P-Kosten (fix)" nicht verwendet. Die meisten der jetzt veröffentlichten Grundgehälter entsprechen offenbar der Realität, einige aber auch nur annäherungsweise. In Wolfsburg sind sie aber auch deshalb recht ruhig geblieben, weil sie ja längst wissen, dass ihr Verein ein Image-Problem hat. Dass Diego stolze acht Millionen verdient, sickerte schon vor Monaten durch.

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Er wurde übrigens - genau wie seine Kollegen Lakic und Kjaer - nicht von Felix Magath, sondern von dessen Vorgänger Dieter Hoeneß eingekauft. Aus heutiger Sicht mag das Gehalt von Lakic überzogen anmuten. Als der Vertrag im Winter 2011 geschlossen wurde, war der Kroate allerdings einer der gefragtesten Angreifer der Liga. Für den, der er damals war, scheinen die 2,6 Millionen fast schon angemessen gewesen zu sein, zumal Lakic ablösefrei aus Kaiserslautern kam.

Das ändert allerdings nichts daran, dass Allofs und Hecking von ihren Vorgängern ein gewaltiges Problem geerbt haben. Auch intern reift die Einsicht, dass der Kader zu groß und zu teuer ist. VfL-Geschäftsführer Wolfgang Hotze sagt: "Wenn es uns gelingt, regelmäßig international zu spielen, lässt sich unser Etat öffentlich rechtfertigen." Im Umkehrschluss heißt das natürlich: Als Tabellen-Fünfzehnter fällt die Rechtfertigung schwer. Allofs ließ mitteilen: "Unsere Aufgabe ist auch, einige Dinge besser zu machen." Der frisch von Allofs verpflichtete Ivan Perisic vom Meister Borussia Dortmund soll nach SZ-Informationen rund 2,5 Millionen Euro verdienen. Das ist nicht billig, aber für einen Spieler seiner Klasse auch kein Wucherpreis.

Die Aufgabe von Hecking und Allofs ist es nun, jene Spieler loszuwerden, die nicht die Qualität von Perisic haben, aber trotzdem so viel verdienen (und gerne auch weiter so viel verdienen würden). Damit schrecken sie mögliche Interessenten ab. Auch die Tatsache, dass die Konkurrenz Wolfsburgs Entschlackungs-Pläne kennt, stärkt nicht unbedingt die Verhandlungsposition des VfL.

Der Verein spekuliert darauf, dass einige seiner allzu glücklichen Ersatzspieler ihre Gehaltsvorstellungen in den anstehenden Verkaufsverhandlungen noch einmal deutlich nach unten korrigieren werden. Man kann davon ausgehen, dass Hecking in den beiden Liga-Spielen im Januar demonstrativ mit einer festen Stammformation antreten wird. Danach, so ist zu hören, seien immer noch ein paar Tage Zeit bis zum Transferschluss.

© SZ vom 15.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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