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DFB ermahnt Bayern-Stürmer Mandzukic:Rüge für Mandzos seltsame Grüße

Waren es Ehrerweisungen an kroatische Kriegsgeneräle oder gewöhnliche Feierszenen? Nach dem umstrittenen Torjubel der Bayern-Profis Mandzukic und Shaqiri mahnt der DFB, derartige politische Statements auf dem Platz zu unterlassen. Mandzukic beteuert, er sei unpolitisch - doch seine Facebook-Seite offenbart anderes.

Johannes Aumüller

Am Montagmorgen, vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel in Valencia, hatten die Verantwortlichen des FC Bayern noch versucht, die unangenehme Debatte zu beruhigen. "Das ist eine Fehlinformation. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist gleich null", äußerte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Airport.

Diese Geschichte, das ist der Vorwurf, der kroatische Bayern-Angreifer Mario Mandzukic habe am Samstag nach seinem Führungstor gegen den 1. FC Nürnberg gemeinsam mit Teamkollege Xherdan Shaqiri mit einer militärischen Geste die umstrittenen kroatischen Kriegs-Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac gegrüßt. Beide waren erst vom UN-Kriegsverbrecher-Tribunal wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, am Freitag aber überraschend freigesprochen worden.

Trotz des Beschwichtigungsversuche der Bayern dürfte die Debatte nicht vorbei sein. Denn zum einen hat sich am Montag der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit der Angelegenheit befasst. Er verhängte zwar keine konkrete Sanktion gegen Mandzukic und Shaqiri - allerdings schickte der DFB einen Brief nach München, in dem er die beiden Spieler darauf hinwies, "entsprechende Jubelformen in Zukunft zu unterlassen, damit keine Fehlinterpretationen der Gesten möglich sind", wie es darin hieß.

Zum anderen sorgt ein Eintrag auf der Facebook-Seite "Mario Mandzukic MM17", bei der es sich nach Angaben von Mandzukics Berater Ivan Cvjetkovic um die offizielle Seite des Spielers handelt, für Aufregung. Denn dort ist am Samstag ein Foto veröffentlicht worden, das den Bayern-Profi zeigt, wie er nach seinem Tor seinen rechten Arm an die Stirn legt. Darüber ist zu lesen: "Mandzo zabio pa salutirao generalima!", etwa: "Mandzo trifft und salutiert den Generälen!"

Am Sonntag hatte der FC Bayern noch ein Statement von Mandzukic übermittelt, in dem dieser einen Zusammenhang zum Freispruch der Generäle bestritt: "Ich bin ein unpolitischer Mensch", hatte er gesagt und erklärt, die Geste sei, aus einem emotionalen Moment heraus, ein Gruß an Kroatien und die Fans gewesen. Außerdem habe er schon öfter Tore derart bejubelt.

Nach der Entscheidung des UN-Tribunals hatten viele Kroaten gefeiert, darunter auch einige Sportler. Fußballnationaltrainer Igor Stimac beispielsweise hieß "unsere Helden" willkommen. Mittlerweile versuchen die Verantwortlichen, das Thema zu relativieren: Davor Suker, der kroatische Verbandspräsident, tadelte Stimac öffentlich.

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SZ vom 20.11.2012/jbe
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