Süddeutsche Zeitung

Milan-Stürmer Zlatan Ibrahimovic:Gegen Barça und den ungeliebten Pep

Das Champions-League-Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und dem AC Mailand ist ein besonderes Spiel für Milan-Stürmer Zlatan Ibrahimovic: Erstmals, seit er von Barça-Trainer Pep Guardiola aussortiert wurde, kehrt Ibrahimovic ins Camp Nou zurück. Der Empfang dürfte nicht gerade freundlich ausfallen.

Javier Cáceres, Madrid

Die Idylle zerbrach in Stuttgart, in einer unwirtlichen Februarnacht des Jahres 2010, an einem Italiener namens Cristian Molinaro. Immer wieder jagte der Linksverteidiger des VfB Stuttgart dem Trainer des FC Barcelona, Josep Guardiola, einen Schrecken ein, den dieser bis heute nicht vergessen hat. Ein ums andere Mal konnte Molinaro Flankenläufe starten, ohne dass ihm nennenswerte Gegenwehr begegnet wäre.

Für Guardiola war dies der letzte, notwendige Beweis für eine Ahnung, die ihn schon länger beschlichen hatte: dass Lionel Messi und Zlatan Ibrahimovic sich nicht vermengen lassen, sich zueinander verhalten wie Wasser und Öl und die Mannschaft defensiv in viel zu große Schwierigkeiten stürzen. Es war die Nacht, in der sein Entschluss wohl unumstößlich wurde, Ibrahimovic wieder zu verkaufen - obwohl dieser nur wenige Monate zuvor bei einem Transfervolumen von 75 Millionen Euro zum teuersten Einkauf in Barcelonas Vereinsgeschichte geworden war.

An diesem Dienstag kehrt Ibrahimovic, der mittlerweile für den AC Mailand spielt, erstmals seit Sommer 2010 ins Camp Nou zurück, aus Anlass des Viertelfinalrückspiels der Champions League (Hinspiel 0:0). Und man darf gespannt sein, welcher Empfang ihm in seiner einstigen Heimstatt bereitet wird. Denn zu behaupten, dass die Scheidung schmutzig geriet, wäre eine unstatthafte Verniedlichung.

Zwar konnte Ibrahimovic zuletzt mit einer Geste des guten Willens punkten. Nach dem Hinspiel überreichte er dem defensiven Mittelfeldmann Seydou Keita das durchgeschwitzte Trikot, mit der ausdrücklichen Bitte, es an den an der Leber erkrankten Eric Abidal weiterzuleiten. Danach aber soll es zum bislang letzten Ausfall gekommen sein.

Im Anti- Doping-Raum des Mailänder Stadions traf Ibrahimovic unter anderem Barcelonas Kapitän Carles Puyol; ein unbestätigtes Gerücht, das seitdem in Barcelona zirkuliert, besagt, dass Ibrahimovic wieder ein paar unfeine Worte über Guardiola verlor. Einen gewissen Wahrscheinlichkeitsgrad hat die Kolportage. Denn der explosive Charakter des bosnischstäm- migen Schweden ist belegt.

Ibrahimovic selbst offenbarte vor nur wenigen Monaten in seiner Autobiographie, dass er Guardiola einmal einen Mangel an Mannhaftigkeit ("Du hast keine Eier!") und eine Bevorzugung Messis unterstellt habe; aus Barcelonas Vereinsführung drang die Kunde, dass der 1,95 Meter große Angreifer vergeblich den Kopf von Guardiola gefordert habe: "Den Philosophen brauchen wir nicht. Der Zwerg (der 169 Zentimeter große Messi/Anm. d. Red.) und ich reichen völlig aus."

Auch wenn Ibrahimovic in Italien nun die womöglich beste Form seines Lebens gefunden hat - so richtig bereuen will in Barcelona niemand, dass sich der Klub für Guardiola und gegen den schwedischen Nationalspieler entschied. Respekt haben sie dennoch vor ihm.

Guardiola selbst hat ihn besonders geschürt. Ibrahimovic habe "überall triumphiert, wo er gespielt hat, auch hier in Barcelona", sagte er. Das ist ein wenig übertrieben, mit 16 Toren in 29 Liga- spielen konnte Ibrahimovic dennoch behaupten, sein bestes Debütjahr hingelegt zu haben. Zurzeit führt Ibrahimovic mit 24 Treffern die Torschützenliste in Italiens Serie A an, in der Champions League war er bislang sieben Mal erfolgreich.

Die eindrucksvollen Zahlen haben es aber nicht vermocht, einen Rest an Skepsis zu beseitigen, der Ibrahimovic begleitet. Ihm wird unterstellt, nur gegen kleine Gegner zu brillieren. "Er ist Mailands stärkste Waffe und spielt zurzeit sehr gut, aber gegen den FC Barcelona ist es eine andere Sache", sagte auch der langjährige Mailänder Franco Baresi. Guardiola wiederum adelte die Partie gegen die Italiener zum "wichtigsten Spiel des Jahres", was in Italien umgehend ein Echo fand.

"Für uns ist diese Partie wie ein Finale, wir sind bereit", sagte Mailands Trainer Massimiliano Allegri. Die Anreise gestaltete sich aber etwas problematisch: Wegen des Streiks der französischen Fluglotsen musste der AC Mailand seinen Abflug in Mailand auf den Montagabend verschieben.

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SZ vom 03.04.2012/ebc
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