Cuisance-Abschied vom FC Bayern:Eine Geschichte für sich

Cuisance-Abschied vom FC Bayern: Mickael Cuisance verlässt die Bayern. Von ihm bleiben wenige Erinnerungen.

Mickael Cuisance verlässt die Bayern. Von ihm bleiben wenige Erinnerungen.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Das gescheiterte Experiment: Michael Cuisance kämpfte schon mit einem Image als schwieriger Charakter, als ihn die Bayern 2019 überraschend verpflichteten. Zweieinhalb Jahre und nur 13 Einsätze später muss er wieder gehen.

Von Sebastian Fischer

Vom Rhythmus, den Michael Cuisance einem Fußballspiel geben kann oder gar von Pässen und Dribblings, die einem Angriff Harmonie verleihen, war mal in München die Rede. So konnte man jedenfalls Hasan Salihamidzic verstehen. "Er ist ein Spieler, der im Mittelfeld alle Positionen spielen kann, ein sehr kreativer Spieler, der einen guten linken Fuß hat, da ist richtig Musik drin", das hatte Bayerns Sportvorstand im Sommer 2019 gesagt, als der Franzose als Zugang des FC Bayern vorgestellt wurde.

Nun, zweieinhalb Jahre später, wurden allerdings bloß die zu einem Abschied üblichen Worte von Salihamidzic überliefert: "Wir bedanken uns bei Michaël Cuisance für seinen Einsatz im Trikot des FC Bayern und wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg für seine Zukunft beim FC Venedig."

Es war keine große Überraschung mehr, als am Montagnachmittag der Transfer des 22 Jahre alten Mittelfeldspielers in die Serie A bekanntgegeben wurde. Seit Tagen gab es die entsprechenden Gerüchte, und niemand hatte sich bemüht, sie zu dementieren. "Er hat viel zu wenig Spielzeit, um sich zu entwickeln. Wir müssen Gespräche führen, was sinnvoll ist", hatte Trainer Julian Nagelsmann bereits am Ende der Hinrunde im Dezember gesagt. Insgesamt spielte Cuisance bei den Bayern nur 13 Mal und schoss zwei Tore.

Er ist nun eines der zahlreichen Beispiele für Fußballer, die es beim deutschen Rekordmeister nicht geschafft haben. Er wird unweigerlich zu den Bildergalerien mit Spielern wie Renato Sanches, Alexander Baumjohann oder Jan Schlaudraff hinzugefügt werden. Doch Cuisance ist auch eine Geschichte für sich: Geholt für angeblich rund zehn Millionen Euro, verlässt er den Klub nun für kolportierte vier Millionen. Und er verlässt den FC Bayern als Fußballer, dessen Verpflichtung von Beginn an ein gewagtes, letztendlich gescheitertes Experiment war.

Schon als er 2019 von Borussia Mönchengladbach kam, galt Cuisance nicht nur als talentiert, sondern auch als mindestens ebenso schwieriger Charakter. "Sportlich macht mich sein Abschied überhaupt nicht froh, aber wir hatten keine Wahl. Für die Kabine war es besser so", sagte damals Gladbachs Manager Max Eberl. Die Borussia, sagte der damalige Gladbacher Trainer Marco Rose, "ist ihm zu klein geworden".

Die Ansprüche von Cuisance, so stand es zwischen den Zeilen, waren da bereits weitaus höher, als es seine Leistungen rechtfertigten. Doch Salihamidzic sah entweder darüber hinweg oder vertraute darauf, dass es sich ändern würde. "Er hat schon gezeigt, dass er sich in der Bundesliga behaupten kann. Er hat eine super Mentalität, er ist mutig": Das waren, neben jenem mit der Musik im Fuß, zwei weitere Sätze zur Vorstellung des damals 20 Jahre alten Zugangs.

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Cuisance war nach neun Bundesliga-Einsätzen in seiner ersten Saison während seines zweiten Jahrs in München zu Olympique Marseille verliehen worden, doch auch dort warb er nicht im Übermaß für sich. Nach einem kaum erfolgreichen halben Jahr unter Nagelsmann hatte er zuletzt versucht, sich gegen sein Image als nicht gerade mannschaftsdienlicher Sportler zur Wehr zu setzen. "Ich bin kein Unruhestifter", sagte er der Bild. Vielleicht müsse er "einen Schritt zurück machen, um dann durchzustarten".

Dass es nicht immer einfach ist für talentierte Fußballer beim FC Bayern, dafür war der Montag ein geradezu beispielhafter Tag. Nicht nur der Transfer von Cuisance wurde bekanntgegeben, sondern auch der von Oliver Batista-Meier, 20. Er geht zum Zweitligisten Dynamo Dresden.

Batista-Meier geht in die zweite Liga nach Dresden

Ihn hatten die Münchner als Jugendspieler 2016 dem 1. FC Kaiserslautern abgekauft, bis zur U20 lief er für Deutschlands Junioren-Nationalmannschaften auf. Nach einer Leihe nach Heerenveen in die Niederlande spielte er zuletzt für Bayerns zweite Mannschaft in der Regionalliga. Er war dort ganz offensichtlich überqualifiziert und doch ohne Chance bei den Profis.

Der zwei Jahre ältere Cuisance will aus der Zeit in München trotz allem gelernt haben. "Die Jahre waren nicht immer einfach, aber sie waren eine gute Lehre für meine nächste Herausforderung", erklärte er. Und ein bisschen Musik gab es dann doch noch: Er postete auf seinen Kanälen in den sozialen Medien ein Video seiner schönsten Szenen im Bayern-Trikot. Das waren zwar nur ein paar wenige, sehr feine Dribblings und Schüsse. Doch unterlegt waren sie mit dramatischen Klängen, wie in einem Blockbuster. Wie bei einem ganz Großen.

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