Mexiko:"Vergib ihm!"

Mexico v Scotland - International Friendly

Héctor Herrera.

(Foto: Hector Vivas/AFP)

Die aufgedeckte Party von Spielern der mexikanischen Nationalelf vor der WM sorgt für irritierte Spielerfrauen und pointierte Kommentare.

Von Javier Cáceres

Die von der Zeitschrift TV Notas aufgedeckte Feier von Spielern der mexikanischen Fußball-Nationalelf schlägt beim ersten WM-Gegner des deutschen Teams weiter hohe Wellen - und sorgt für außerplanmäßige Reisetätigkeiten: Mittelfeldspieler Héctor Herrera, Profi beim FC Porto und einer der Schlüsselspieler der Mexikaner, brach am Mittwoch überstürzt aus Dänemark nach Portugal auf. Dem Vernehmen nach wollte er einige Irritationen bei seiner Ehefrau Chantal Mato ausräumen. Sie soll aufgebracht gewesen sein, weil Herrera laut TV Notas (Firmenmotto: "Nichts als die Wahrheit!") unter jenen acht mexikanischen WM-Fahrern war, die am Wochenende in einem Privathaus in Mexiko eine Zusammenkunft organisiert hatten, die im Nachgang gewisse Fantasien freisetzte. Nach Angaben des Blattes rauschten nämlich zur Feier auch "rund dreißig Escort-Damen" an. Mexikos Nationalteam bereitet sich zurzeit in Kopenhagen auf den WM-Start vor.

Herrera kehrte am Donnerstag nach Dänemark zurück, dem Augenschein nach unversehrt. Während der Olympiasieger von 2012 keine öffentlichen Statements abgab, verbreiteten zwei weitere Profis, die an der Party teilgenommen haben sollen, einen zwar pointierten, aber nicht weiter erhellenden Kommentar: "Der Neider erfindet das Gerücht, der Schwätzer verbreitet es, und der Depp glaubt's", schrieben die DFB-Pokalsieger Carlos Salcedo und Marco Fabián von Eintracht Frankfurt. Die Teamleitung und der Trainer der Mexikaner hielten sich weiterhin bedeckt. Vertreter des Verbandes Femexfut hatten am Mittwoch erklärt, dass sie keine Handhabe sähen, die beteiligten Spieler disziplinarisch zu belangen. Der Grund: Sie hatten sich an ihrem freien Tag vergnügt. Und daher, wie ein Femexfut-Funktionär erklärte, "kein Training verpasst".

Dass sich neben Herrera weitere Spieler bei ihren Lebensabschnittspartnerinnen melden mussten, darf vermutet werden, ist aber nicht belegt. Die meisten mexikanischen Fiesteros, darunter Torwart Guillermo Ochoa, sind verheiratet oder in festen Beziehungen. Herrera war offenbar der Einzige, der die Teamleitung um eine - umgehend bewilligte - Erlaubnis bat, das Trainingslager "aus persönlichen Gründen" zu verlassen.

Wie auch immer - sie alle müssen nun damit umgehen, dass sich die ersten Frauen melden, die an der Feier beteiligt gewesen sein wollen. "Was für eine Nacht, Mann!", erläuterte eine Frau, die sich in einem sozialen Netzwerk als Viridianaa Blancas zu erkennen gab. Aimée Á. erklärte, sich prächtig amüsiert zu haben. "Wenn ich erzählen würde, wie gut die Party war - würde mir keiner glauben." Gleichzeitig verwahrte sie sich gegen die Behauptung, eine Escort-Dame zu sein, sie sei "Naturvampirin". Engere Beziehungen unterhielt sie zu den Fußballern vor dem ominösen Wochenende aber offenbar nicht: "An einem Tag siehst du ihn auf dem Poster an deiner Wand, am nächsten tanzt du mit ihm Reggaeton. So ist das Leben!"

Ob das die Frau Herreras beruhigte, ist unklar. Nervös sind in jedem Fall die mexikanischen Fans, die sich vor Weltmeisterschaften mehrheitlich für Titelkandidaten halten (auch wenn sie den Trainer Osorio am liebsten rausgeworfen sähen). Für Sonntag riefen auf Facebook einige Anhänger der Tri zu einer Demonstration in Mexiko-Stadt auf, unter dem Motto: "Chantal! Vergib ihm!" Am Donnerstag hatten bereits weit mehr als 20 000 Mexikaner angekündigt, sich an der Kundgebung beteiligen zu wollen.

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