Lionel Messi:Teurer als der teuerste da Vinci

Lionel Messi

Lionel Messi.

(Foto: Miguel Morenatti/dpa)

Manchester City will Lionel Messi angeblich eine halbe Milliarde Euro zahlen - Teil des Konstrukts sollen zwei Spielzeiten beim Partnerklub in den USA sein.

Von Javier Cáceres

Auch nach der Schützenhilfe durch den spanischen Ligaverband LFP muss sich der FC Barcelona nach Einschätzung eines führenden Sportjuristen auf eine Zukunft ohne Lionel Messi einstellen. In einem Telefoninterview mit der Süddeutschen Zeitung sagte Rafael Alonso, dass die LFP den von Messi angestrebten Wechsel zu einem nichtspanischen Verein nicht verhindern könne.

Die LFP hatte am Sonntag nach Durchsicht des Messi-Vertrages erklärt, dass der sechsmalige Weltfußballer die vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von 700 Millionen Euro deponieren müsse, wenn er Barcelona verlassen wolle; einem Wechsel ins Ausland würde sie sonst nicht zustimmen. Alonso sagte, der LFP fehle dafür die Kompetenz. Denn der Fußball-Weltverband Fifa könne Messi sehr wohl eine vorläufige Spielerlaubnis erteilen, zum Beispiel für England, wo Manchester City mit einem dicken Batzen Geld wedelt.

Wie die in Barcelona erscheinende Zeitung Sport am Montag berichtete, liegt dem FC Barcelona noch kein offizielles Angebot für Messi vor. Neben City werden Paris Saint-Germain, Inter Mailand und Juventus Turin mit dem Argentinier in Verbindung gebracht. Die Entscheidung Messis, Barcelona zu verlassen, gilt als unwiderruflich. Der 33-Jährige untermauerte dies, indem er zuletzt dem Corona-Test fernblieb. Er musste daher auch dem ersten Teamtraining der neuen Saison unter dem ebenfalls neuen Trainer Ronald Koeman am Montagnachmittag fernbleiben.

Sport berichtete, dass City den 33-Jährigen mit einem Konstrukt locke, das ihm in den kommenden fünf Jahren Einnahmen von circa einer halben Milliarde Euro einbringen könnte. Zum Vergleich: Das teuerste Kunstwerk der Geschichte, "Salvator mundi" von Leonardo da Vinci, wurde 2017 vom Auktionshaus Christie's für 450,3 Millionen Dollar versteigert - angeblich besitzt es nun Mohammed bin Salman, der Kronprinz des saudischen Königshauses.

Drei Jahre nach Manchester, dann zwei Jahre nach New York?

Citys Eigner sind keine Saudis, aber finanziell gut gestellte Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Laut Sport teile sich Citys Offerte an Messi in zwei Hälften: Zunächst soll er drei Jahre in Manchester, anschließend zwei Jahre für die US-Filiale des Premier-League-Klubs spielen, den FC New York City. Zudem garantiere City Messis aktuelles Nettojahresgehalt von 50 Millionen Euro - macht insgesamt 250 Millionen. Sollte sich bewahrheiten, dass Messi Barça ablösefrei verlassen kann, würde City ihm zudem ein Handgeld von 250 Millionen Euro zahlen, so das Blatt. Allerdings erst nach einem Wechsel in die USA. Der Trick dabei: City könnte so einen neuerlichen Konflikt mit den Financial-Fairplay-Regeln des europäischen Fußballverbandes Uefa umschiffen.

Nach Einschätzung des Sportjuristen Alonso habe Messi gute Chancen, Barcelona mindestens zu einem relativ moderaten Preis zu verlassen. Dem Wortlaut seines noch bis 2021 datierten Vertrages zufolge hätte Messi zwar bis zum 10. Juni schriftlich erklären müssen, dass er Barcelona verlassen will, um so die 700-Millionen-Klausel zu umgehen. "Durch die besondere Covid-Situation ist die Entscheidung aber in den August hinein exportierbar, also in die Tage nach dem Ende der verlängerten Saison", urteilt Alonso.

Denn im Juni habe Messi noch keine Entscheidungsgrundlage gehabt. "Er wusste beispielsweise nicht, welcher Trainer im Amt sein und welche Spieler kommen würden", so Alonso. Jenseits davon hätte er sich unter Umständen geschäftsschädigend verhalten, hätte er den Abschied schon im Juni angekündigt. Der Wirbel hätte wiederum Barcelonas Saisonziele in Spaniens Liga und der Champions League gefährdet. Sie wurden auch so verfehlt. Barça hat die erste titellose Saison seit 2007/2008 zu verarbeiten.

Aufgrund von Präzedenzfällen hält Sportjurist Alonso es für unwahrscheinlich, dass 700 Millionen Euro fällig würden

Die Frage, ob ein neuer Klub in Folge eines Rechtsstreits gezwungen sein könnte, eine Ablöse zu zahlen, bewertet Alonso zurückhaltend. Das hänge auch davon ab, wo der Streit ausgetragen würde. Sollte das Fifa-Schiedsgericht eingeschaltet und eine Entschädigungsleistung zugunsten Barcelonas bejaht werden, würden diverse Parameter herangezogen: Messis Alter, seine Restvertragslaufzeit (eine Saison), sein Verdienst, auch die Kosten für die Beschaffung eines vergleichbaren Ersatzes.

"Das stellt natürlich ein Risiko für den aufnehmenden Verein dar", sagt Alonso. Aufgrund von Präzedenzfällen hält er es aber für unwahrscheinlich, dass 700 Millionen Euro fällig würden. Der Jurist erinnert an den Fall von Iban Zubiaurre; dessen Wechsel von Real Sociedad San Sebastián zu Athlétic Bilbao landete vor 15 Jahren vor einem spanischen Gericht. Die festgeschriebene Ablöse von 30 Millionen Euro wurde für unverhältnismäßig erklärt und auf fünf Millionen reduziert. Aber: "Auch Barcelona hat ein Risiko, dass Messi am Ende gratis geht."

Alonso hält es daher für denkbar, dass der Klub sich demnächst doch auf Verhandlungen einlässt. Dies wird in Barcelona bereits debattiert, nur: Aus Imagegründen müsste die Ablöse jenseits der 222 Millionen Euro liegen, die der Brasilianer Neymar im Sommer 2017 bei seinem Wechsel aus Barcelona zu Paris Saint-Germain einbrachte. Denn Messi gilt als der weltbeste Spieler, also als wertvoller als Neymar. Medienberichten zufolge will Jorge Messi, Vater und Manager des Profis, in dieser Woche aus Rosario/Argentinien nach Barcelona reisen, um den Barça-Präsidenten Josep Bartomeu zu treffen. Dieser schloss bisher Verhandlungen aus.

Unterdessen werden Details aus der Unterredung bekannt, die Ronald Koeman mit Messi am 21. August führte. Im Radiosender RAC1 hieß es, Messi sei nicht wegen der Ankündigung des neuen Trainers verwundert gewesen, mit harter Hand regieren zu wollen - sondern weil Koeman ihm gesagt habe, eine Mannschaft um ihn, Messi, herum bauen zu wollen. Messi habe später im kleinen Kreis gesagt, dass er zwar helfen, aber nicht die zentrale Figur eines Neuaufbaus sein könne. Er sei doch schon 33 Jahre alt.

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