24. Meisterschaft des FC Bayern:Der Hoeneß-im-März-Titel

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Papp-Meisterschale im März - mit Bekenntnis zu Hoeneß (Foto: dpa)

Uli Hoeneß hat als Spieler, Manager und Präsident 21 der 24 Meistertitel des FC Bayern errungen. Dass der Fußball dieses Vereins auf seinem höchsten Entwicklungsstand angekommen ist und im gleichen Monat Hoeneß zu einer Haftstrafe verurteilt wird, ist einzigartig in der Sportgeschichte.

Von Klaus Hoeltzenbein

Jeder Titel braucht einen Titel. Sonst gerät er zu schnell in Vergessenheit. Oder man kommt durcheinander, diese Gefahr besteht beim FC Bayern, der nun schon 24 deutsche Meistertitel gesammelt hat, den ersten 1932. Anschließend gab es eine Pause, ehe, beginnend mit der Saison 1968/69, weitere 23 angehäuft wurden. Fast die Hälfte aller Titel, die in 51 Jahren Bundesliga vergeben wurden, gingen nach München. In den Sechziger- und Siebzigerjahren war es einfach mit der Titelei, da waren in der Bundesliga fast alles Gerd-Müller-Meisterschaften, wahlweise war mal ein Franz-Beckenbauer-Titel drin.

Heute, da sich viele zwar an Gerd Müller, nicht aber mehr an die letzte Niederlage des FC Bayern erinnern können, ist das gar nicht so einfach. Nicht etwa, weil sich die Monotonie des Saisonverlaufs lähmend auf die Phantasie ausgewirkt hätte, im Gegenteil, da ist derzeit fast zu viel im Angebot: Von der "Turbo-Meisterschaft" über die "März-Meisterschaft" bis hin zur "Handschuh-Meisterschaft".

Letztere bezieht sich auf den Ort des Vollzugs, es war bitterkalt in Berlin, weshalb einige Spieler auch Handschuhe in der Klubfarbe "Rot" trugen, als sie die früheste Meisterschaft der Liga-Geschichte besiegelten. In der Nacht hat dann Pep Guardiola seinen Vorschlag gemacht: Er widme den ersten Titel, den er als Trainer nicht mit dem FC Barcelona gewann, Uli Hoeneß, der "wichtigsten Person im Verein". Dem in der Folge des Steuer-Urteils vor wenigen Tagen zurückgetretenen Präsidenten also, der im Dezember 2012 eigens nach New York gereist war, wo Guardiola ein Sabbatical verbrachte; Hoeneß sollte den Spanier zur Vertragsunterschrift motivieren.

Es ist nun eine einzigartige sporthistorische Situation, dass im März 2014 jener Mann, der diesen Klub in seiner aktuellen Präsentation erfunden hat, zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wird, die er in Kürze antreten muss. Und dass parallel dazu der Fußball, den dieser Verein demonstriert, auf seinem höchsten Entwicklungsstand angekommen ist - unabhängig davon, wie es im Viertelfinale in der Champions League am Dienstag gegen Manchester United weitergeht. Unabhängig davon, ob auch dieser Titel vom FC Bayern verteidigt wird.

Wie eng beides verzahnt war, die exorbitanten wie unübersichtlichen Finanzgeschäfte des Uli Hoeneß und der Aufstieg des FC Bayern, das wird trotz des Urteils weiter Gegenstand von Investigation und Spekulation sein. Für den Moment aber ist da im Überschwang auch dieser beklemmende Fakt: Der in Kürze Inhaftierte gewann als Spieler, Manager und Präsident 21 der 24 Münchner Meistertitel. Nur drei Mal war er nicht live im Stadion dabei: 1932, 1969 und jetzt, beim "Hoeneß-im-März-Titel" von Berlin.

© SZ vom 27.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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