Deutscher Meister FC Bayern München:Rekordmeister in Rekordtempo

Bayern Munich's players celebrate after Bundesliga soccer match Hertha Berlin  in Berlin

So früh wie nie: Mit 3:1 besiegen die Bayern die Hertha iin Berlin und verteidigen ihren Meistertitel.

(Foto: REUTERS)

Das einsamste Titelrennen der Liga-Geschichte ist vorbei: Der in dieser Saison weiterhin unbesiegte FC Bayern verteidigt bereits am 27. Spieltag seinen Meistertitel. Tore von Kroos, Götze und Ribéry besiegeln beim 3:1 bei Hertha BSC Berlin die 24. deutsche Meisterschaft der Münchner.

Von Boris Herrmann

Geht das noch als Nachricht durch? Der deutsche Fußballmeister 2014 heißt Bayern München. Unter einer Nachricht versteht man klassischerweise eine Aussage mit gewissem Neuigkeitswert. Etwas, das schon lange bekannt ist, (etwa: Bei dieser Katar-WM scheint etwas faul zu sein, oder: Nach Dienstag kommt Mittwoch), kann man deshalb schwerlich eine Nachricht nennen. Auch dass die Meisterschale in dieser Saison nach München geht, gehört seit geraumer Zeit zum Allgemeinwissen. Manche würden sogar sagen, das habe bereits festgestanden, bevor diese Saison überhaupt begonnen hat. Als nämlich im Winter 2013 der mutmaßlich beste Verein dieses Planeten den mutmaßlich besten Trainer dieses Planeten holte.

Diese Sichtweise mag etwas übertrieben sein. Fakt ist aber auch, dass diese unbesiegten Guardiola-Bayern gerade das einsamste Titelrennen der Ligageschichte hinter sich gebracht haben. Genau genommen sind sie nicht mit diesem 3:1 (2:0) am Dienstag im Berliner Olympiastadion Meister geworden. An diesem Abend hat es aber endlich auch die Mathematik, diese harte Nuss, begriffen. 25 Punkte Vorsprung bei sieben ausstehenden Spielen. Damit ist die erste März-Meisterschaft in 51 Jahren Bundesliga auch rechnerisch besiegelt.

Warum hätte auch ausgerechnet die Hertha aus Berlin die Gesetze der Mathematik noch ein bisschen länger strapazieren sollen? Nun, einerseits haben die Berliner dem FC Bayern beim 2:3 im Hinspiel in München einiges abverlangt. Hertha BSC ist damit immerhin der einzige Bundesligist, dem es in dieser Spielzeit gelungen ist, zwei Tore gegen Manuel Neuer zu schießen. Andererseits hat die Hertha vom vergangenen Oktober mit der aktuellen Hertha nicht mehr viel zu tun. Der Esprit der Hinrunde ist beim Aufsteiger verflogen.

Luhukay sprach vor dem Spiel von einer zehnprozentigen Siegchance

Leistungsträger wie Fabian Lustenberger, Tolga Cigerci und Alexander Baumjohann sind seit geraumer Zeit verletzt, andere wie Änis Ben-Hatira oder Sami Allagui seit geraumer Zeit außer Form. Es war deshalb noch eine sehr optimistische Auslegung der Kräfteverhältnisse, als Hertha-Couch Jos Luhukay dieser Tage meinte: "Wenn der FC Bayern kommt, hat man zehn Prozent Chancen, zu gewinnen." Jene Elf, die Luhukay am Dienstagabend ins Rennen schickte, kam jedenfalls zu keiner Zeit in die Nähe der Zehn-Prozent-Hürde.

Das war schon unmittelbar nach dem Anpfiff zu erkennen, als Thomas Müller unweit des rechten Pfostens durch den Berliner Strafraum tänzeln durfte und sein abgefälschter Querpassversuch schließlich unweit des linken Pfostens Toni Kroos vor die Füße kullerte. Da war der Ball dann auch schon drin. Sechs Minuten standen gerade einmal auf der Uhr, als die letzten paar Prozentpunkte von Luhukays Theorie verflogen waren.

Würdiger Schlusspunkt einer würdigen Meister-Sause

Es wird ja oft behauptet, diese Bayern-Dominanz sei langweilig. Aber erstens kann sich Guardiolas Ensemble bei aller Fußballkunst nicht auch noch um die Spannung kümmern. Und zweitens erweckten die 76 197 Augenzeugen im eisigen Berliner Olympiastadion nicht den Eindruck als sei ihnen langweilig. Die mit den roten Kutten freuten sich über lustige Ballstafetten, schöne Tore und ihren 24. Meistertitel. Und die in den blauen Kutten waren offenbar damit zufrieden, dass sie bei der Krönungsmesse dabei sein durften. "Wir holen die Meisterschaft", schallte es mit Berliner Ironie aus Ostkurve, während die Spieler mit den blauen Trikots sich unten auf dem Rasen als Statisten verdingten. Wobei der Begriff vielleicht nicht ganz zutreffend ist.

Der Beruf des Statisten gilt als ein ehrenwertes Geschäft, in dem man durchaus etwas arbeiten muss für sein Geld. Die elf Akteure von Hertha BSC musste man dagegen eher der ohnehin beeindruckenden Zuschauerzahl zurechnen, vor allem in der ersten Hälfte. Es war mehr als gnädig vom den Münchner Märzmeistern, dass sie es nach Mario Götzes Kopfballtor zum 2:0 (14.) zumindest im Strafraum etwas gemächlicher angehen ließen. Ein Lattentreffer von Müller, das war alles, was sie bis zur Pause aus 500 Pässen und gefühlten 97 Prozent Ballbesitz machten.

Zitronengelb und bemitleidenswert: Torwart Kraft

Während Luhukay erst gar keine Anstalten machte, auf diese Vorführung einzuwirken, coachte sein Kollege Guardiola aber trotzdem so aufgeregt an der Seitenlinie herum, als ob es um die Existenz seines Vereins ginge. Er dirigierte auch nach den beiden Führungstreffern noch in gewohnter Verkehrspolizistenmanier und korrigierte jene Laufwege, mit denen die Herthaner ohnehin überfordert waren.

Auch das könnte übrigens eine Erklärung dafür sein, weshalb Guardiola seine vererbten Triple-Sieger in den zurückliegenden Monaten noch einmal auf ein neues Niveau gehoben hat. Der Spanier machte in Berlin auch von dem Umstand Gebrauch, dass wegen der Meisterparty sein gesamter Kader angereist war. Kurz nach dem Wechsel brachte er Mandzukic, Ribéry und Thiago für Müller, Robben und Schweinsteiger. Der Spielverlauf hätte sich davon gewiss nicht beeindrucken lassen, wenn es nicht allmählich doch dem einen oder anderen langweilig geworden wäre.

Vor allem der bis dahin unterbeschäftige Verteidiger Rafinha wäre zu nennen. Er brachte nach gut einer Stunde den Berliner Einzelkämpfer Adrian Ramos elfmeterreif zu Fall. Ramos verwandelte höchstpersönlich und sorgte zumindest für ein bisschen Überbrückungs-Spannung. Die hielt aber nur kurz an, bis Franck Ribéry einen Ball aus spitzem Winkel über den zitronengelben wie bemitleidenswerten Hertha-Keeper Thomas Kraft hinweg ins Netz schlenzte. Es war ein würdiger Schlusspunkt einer würdigen Meistersause.

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