Mehmet Scholl war 15 Jahre lang Spieler des FC Bayern, er war ein Jahr lang Jugendtrainer, zweimal war er zudem für eine Saison Trainer der zweiten Mannschaft des Vereins, und weil er nach wie vor enge Kontakte in die Führungsebene pflegt, ist es nicht gewagt zu behaupten: Scholl hat gute Einblicke in Denken und Handeln des Vereins. Das hat wohl auch Scholl selbst gedacht, zumindest bis zu diesem Wochenende. Am Sonntag nun gestand er in seiner Funktion als Experte der ARD, dass er überrascht sei vom Umgang der Vereinsführung mit den Spielern Mario Götze und Robert Lewandowski. Ohne die Namen der beiden zu nennen, sagte Scholl: "Kann mir das jemand erklären? Ein Spieler, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, möchte bleiben und bekennt sich mehrmals zum Verein. Das wird dann vom Klub nicht gern gesehen. Er muss dann angeblich gehen. Ein anderer Spieler, dessen Vertrag noch drei Jahre läuft, spricht schon mit anderen Klubs über einen Wechsel und wird trotzdem für unverkäuflich erklärt? Das finde ich eine völlig neue Logik."
Götze, der inzwischen von einem Anwalt beraten wird, der auch Scholl vertritt, will in München bleiben - der Verein und der neue Trainer Carlo Ancelotti haben ihm aber angedeutet, dass er es schwer haben wird. Lewandowskis Berater dagegen haben sich mit Vertretern anderer Klubs getroffen und versuchen zurzeit ein höheres Gehalt für den Stürmer auszuhandeln - egal bei welchem Verein. Klubboss Karl-Heinz Rummenigge hatte den Polen im Kicker für "unverkäuflich" erklärt.