Medi Bayreuth:Zeit für Großmutters 100. Geburtstag

Medi Bayreuth: "Ich stehe für Konstanz": Raoul Korner lebt seinen Beruf mit Leidenschaft.

"Ich stehe für Konstanz": Raoul Korner lebt seinen Beruf mit Leidenschaft.

(Foto: Peter Kolb/Imago)

Raoul Korner und der fränkische Basketball-Erstligist passten gut zusammen, doch nun endet diese Liaison nach sechs Jahren - der Trainer würde gerne einmal um Titel mitspielen.

Von Christoph Leischwitz, Bayreuth/München

Er sei ja ein "Kontrollfreak", sagt Raoul Korner, deshalb hätten die vergangenen Wochen schon "am Nervenkostüm gezehrt", wegen all der "Rückschläge, die man nicht mehr kontrollieren konnte". Basketball-Bundesligist Medi Bayreuth schien einfach nichts mehr richtig machen zu können. Abgesehen von zahlreichen Corona-Infektionen gab es einen Fingerbruch hier, eine steife Hüfte dort, insgesamt eine schier surreale Anzahl an Verletzungen. Nicht selten schickte der Trainer der Oberfranken in den vergangenen Wochen Spieler aufs Parkett, die eigentlich gar nicht fit waren. Doch mit dem Entschluss, Bayreuth zu verlassen, hatte die Negativserie zum Ende der Saison nichts zu tun.

Spätestens gegen Weihnachten, sagt der 48-Jährige, sei schon klar gewesen, dass er einen "Tapetenwechsel" vornehmen werde, nach immerhin sechs Jahren. "Eine Ära geht zu Ende", titelte am Montag der Verein, "ich wüsste nicht, wie man das toppen sollte", sagt Korner über das Erreichte in dieser Zeit. Geplant waren ursprünglich wohl eher fünf Jahre als sechs, doch Korner wollte sich nicht in einer Saison verabschieden, in der es pandemiebedingt keine Fans gab, von denen man sich verabschieden konnte.

So oder so: Niemand war in Bayreuth auch nur annähernd so lange Trainer wie Korner. "Ich stehe für Konstanz", sagt er, und auch, wenn nicht jede Saison erfolgreich verlief, so dürfte Korner, der sich in der Freizeit gerne mit Wirtschaftswissenschaften und Marketing befasst, diesen Markenclaim gestärkt haben. Er will sich damit aber Zeit lassen, sagt er, erst einmal wieder mehr die Familie in Österreich sehen. Das einzig Gute daran, die Playoffs verpasst zu haben, sei ja, dass er kommende Woche den 100. Geburtstag seiner Großmutter mitfeiern könne, erzählt er lachend.

Die französische oder die italienische Liga würden Korner reizen

Es gibt auch einiges in Bayreuth, was er nicht vermissen wird. In Sachen Infrastruktur stehe der Verein im Ligavergleich sehr weit unten, das hatte Korner immer wieder betont, und irgendwann hat er auch die Hoffnung fahren lassen, daran etwas ändern zu können. "Ich bin der Meinung, dass ich hier nicht mehr bewirken kann", sagt er jetzt. Was ihm konkret gefehlt hat? "Ich hätte gerne eine Chance, um etwas mitzuspielen"; damit meint er nicht das Erreichen von Playoffs, sondern Titel. Die französische oder die italienische Liga würden ihn reizen, erklärt er, aber "außer Russland" wolle er nichts ausschließen - nicht einmal ein Jahr Pause.

In Bayreuth hatte er natürlich frühzeitig Bescheid gegeben, dort hatten sie Planungssicherheit und konnten sich seit Monaten nach einem Nachfolger umsehen. Im Moment sei man noch mit mehreren Kandidaten in Gesprächen, heißt es aus dem Verein, der sich auch ganz ohne Korners Weggang gerade im Umbruch befindet, der Hauptsponsor hatte seinen Rückzug angekündigt, schon vor Korner. Auch in diesem Bereich liefen noch Gespräche, nicht auszuschließen, dass schon bald die Neuen bekannt gegeben werden. Mit dieser Bekanntgabe wird auch schnell deutlich werden, ob Bayreuth wieder einen Playoff-Platz anstrebt, oder ob es erst einmal darum gehen wird, sich in der Bundesliga zu halten.

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