Im Grunde ist Basketball ein einfaches Spiel, der orange Ball muss in den Korb - und das möglichst oft und im richtigen Moment. Betrachtet man das Spiel nur aus dieser Perspektive, lässt sich zweifelsfrei feststellen: Maxi Kleber hatte im ersten Spiel der Viertelfinal-Serie in den NBA-Playoffs gegen Phoenix wieder einen höllisch guten Tag. Das Problem war nur, dass der Gegner beim 121:114 einen noch besseren erwischte und damit die Führung im Best-of-Seven-Duell übernahm. Vorteil Phoenix heißt es damit. "Den Sieg nehmen wir gerne mit, auch wenn nicht alles so schön war", fand Suns-Dirigent Chris Paul.
Er untertrieb damit, denn was Phoenix vor den eigenen Fans alles durch die Reuse warf, war schon beachtlich. Zum siebten Mal hintereinander verwandelten die Suns über die Hälfte ihrer Versuche - so treffsicher zeigte sich in der K.o.-Runde überhaupt erst ein Team in der NBA-Geschichte: die Lakers im Jahr 1984. Entsprechend las sich auch die Ausbeute bei den Punkten: Fast jeder Phoenix-Profi versenkte seine Würfe zuverlässig, mehr Ausgeglichenheit ist kaum möglich.
Basketballer Chris Paul und die Phoenix Suns:Jetzt aber!
Wieder mal hat Chris Paul die Chance, Meister zu werden, wieder könnte er scheitern - diesmal wegen der Verletzung seines kongenialen Teamkollegen. Über einen, der den Titel jagt und meist nichts dafür kann, dass es nicht klappt.
Bei den Mavericks sah das anders aus. Und damit zu Kleber. Der zweitbekannteste Würzburger Basketballer (der bekannteste, Nowitzki, schaute diesmal auf den Rängen zu) hat sich in Dallas zu einem echten Spezialagenten entwickelt. Seine Lieblingsposition ist weit draußen an der Dreierlinie, wo er nach dem Block-und-Abrollen geduldig wartet und abdrückt. Schon in der ersten Runde gegen die Utah Jazz gelangen ihm in einer Partie acht Treffer jenseits der 7,24 Meter vom Ring entfernten Linie.
Maxi Kleber versenkt erneut reihenweise Dreier in den NBA-Playoffs
Diesmal klappte es gegen die Suns erneut vortrefflich: Schon nach wenigen Minuten hatte der 30-Jährige drei Mal aus der Distanz eingenetzt, am Ende kam er auf 19 Zähler und fünf getroffene Dreier (bei acht Versuchen). Kleber profitiert dabei vom Fokus auf Luka Doncic, den Alleinunterhalter der Mavs, auf den sich die Kontrahenten oft mit mehreren Männern zugleich stürzen. Doch diesmal reichten selbst 45 Punkte, zwölf Rebounds und acht Vorlagen des jungen Slowenen nicht.
Basketball in der NBA:Bei Maxi Kleber fällt fast jeder Wurf
Die Dallas Mavericks gleichen in der Playoff-Serie gegen Utah aus, weil ein Deutscher einen monströs guten Auftritt hat - und der Gegner ihn fälschlicherweise als Schwachstelle ausmacht.
"Maxi und Luka haben uns in der Anfangsphase am Leben gehalten", sagte Dallas-Coach Jason Kidd, "sonst wären wir noch viel höher in Rückstand geraten." Das Problem der Mavericks: Sie konnten die variable, immer gefährliche Offensive von Phoenix nie kontrollieren, phasenweise wuchs der Rückstand auf über 20 Punkte an.
Wie ein Schwarm angriffslustiger Wespen schwirrten Profis von Phoenix durch die Dallas-Verteidigung und setzten im Kollektiv ihre Stiche. Insbesondere das Zusammenspiel war effektiver, das beste Team der regulären Saison kam auf 27 Assists - gegenüber 16 bei den Mavericks. "Wir haben uns gegenseitig vertraut und den Ball laufen lassen", erklärte Suns-Topscorer Deandre Ayton (25 Zähler).
Entscheidend dürfte im weiteren Verlauf der Serie sein, ob Dallas Wege findet, den Angriffsfluss des Phoenix-Geschwaders zu stoppen - und selbst mehr zu sein als nur eine Luka-Doncic-Show. "Wir brauchen mehr Jungs auf der Party", lautete auch die Analyse von Trainer Kidd, früher selbst ein Antreiber bei den Suns.
Maxi Kleber hat sich als Adjutant bewährt, im Schlussviertel versenkte er sogar einen sogenannten "Alley Oop", als Doncic ihm einen Lob-Pass an den Korb servierte. Der Aufprall des Deutschen rücklings aufs Parkett sah böse aus, doch er rappelte sich unter dem Applaus der Arena wieder auf und spielte weiter. Basketball tut eben manchmal auch richtig weh.