Süddeutsche Zeitung

Basketballer Maxi Kleber in der NBA:Wenn er fehlt, verlieren die Mavericks

Maxi Kleber geht bei den Dallas Mavericks seiner Arbeit weitgehend unauffällig nach, dabei schwärmen Kollegen und Trainer von ihm. Die Erfolge seines Klubs sind eng mit seiner Präsenz auf dem Parkett verbunden.

Von Joachim Mölter

Es ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, wie wichtig der Basketballprofi Maxi Kleber für seinen Klub geworden ist, die Dallas Mavericks. In den Zusammenschnitten der spektakulärsten Spielszenen, welche die nordamerikanische Profiliga NBA allabendlich versendet, ist der 2,08 Meter große Flügelspieler kaum einmal zu sehen, und in den Statistiken, die nach jeder Partie publiziert werden, taucht er selten an prominenter Stelle auf. Im Grunde offenbart sich Klebers Wert erst dann, wenn er nicht mitspielt: Dann verlieren die Mavericks. Meistens zumindest.

"Er ist ein toller Spieler", findet jedenfalls Luka Doncic, der 22 Jahre alte Slowene, der die Führungsrolle bei den Mavericks von dem 2019 zurückgetretenen Dirk Nowitzki übernommen hat, einem gebürtigen Würzburger wie Kleber zufällig auch. "Oft sieht man es nicht in den Statistiken", erklärt Doncic, "aber er macht so viele Dinge für uns. Es geht nicht immer nur um etwas Zählbares." Doncic ist nicht der Einzige, der voll des Lobes ist über den Deutschen in Diensten von Dallas. "Er hat einzigartige Fähigkeiten für seine Größe", sagt Chefcoach Rick Carlisle. Und Klubbesitzer Mark Cuban twitterte neulich: "Nennt mir einen der am meisten unterschätzten Spieler in der NBA und den am meisten unterschätzten Verteidiger." Die Antwort schickte er gleich hinterher: "Maxi Kleber!"

"Das ist natürlich ein Riesenkompliment, wenn man so was lesen darf", sagt der Hochgelobte selbst im Gespräch, "aber ich versuche immer, Team-Basketball zu spielen. Ich bin gerne ein Spieler, der einen guten Block stellt, damit dann ein Kollege frei zum Wurf kommt." Sich Gegnern in den Weg zu stellen, bringt natürlich keinen Ruhm ein, bloß blaue Flecken. Es ist auch nichts, was später für eine TV-Zusammenfassung taugt oder sich in einer Statistik niederschlägt. Und so geht Maxi Kleber seiner Arbeit weitgehend unauffällig nach. "Er ist die Geheimwaffe der Mavericks", beschrieb ihn die führende Fanseite des Klubs, The Smoking Cuban.

"Ich hatte keine Beine mehr", sagt Kleber über das Comeback nach seiner Corona-Pause

Manchmal verlieren die Mavericks sogar, wenn Maxi Kleber mitspielt, so wie am Montagabend gegen die Philadelphia 76ers (95:113). Aber zum einen gehören die 76ers aktuell zu den besten Teams der Liga, sie führen die Eastern Conference an, eine der beiden regionalen Ligen der NBA; zum anderen war Kleber angeschlagen, sein rechtes Bein macht ihm seit einigen Tagen zu schaffen. Am Sonntag setzte er deswegen aus, bei der 117:119-Niederlage gegen San Antonio. Am Montag konnte er dann auch nicht wie erhofft Philadelphias besten Mann in Schach halten, den Center Joel Embiid, der auf 36 Punkte kam. Kleber durfte es freilich auch nur 14 Minuten probieren, länger ließ ihn sein Trainer nicht aufs Parkett. Doch schon vergangene Nacht waren es beim knappen Sieg gegen Memphis wieder 37 Minuten, so lange durfte kein anderer Dallas-Profi spielen. Kleber kam auf acht Punkte und ebenso viele Rebounds - das entscheidende Zuspiel zum spielentscheidenden Wurf von Doncic lieferte er auch noch.

Für die Mavericks hat das letzte Saisonviertel begonnen, nach einem holprigen Start kämpfen sie um die Playoff-Teilnahme. "Wir waren als Team nie vollständig", erklärt Kleber, es gab Verletzungen, Corona-Fälle. Einer war er selbst, im Januar wurde er positiv getestet. "Ich war vier, fünf Tage richtig krank und insgesamt 15 Tage daheim", sagt er: "Danach wieder in Form zu kommen, war schwierig. Ich hatte keine Beine mehr." So formulieren es die Basketballer, wenn ihnen die Kraft in den Beinen fehlt, die sie benötigen, zum Rennen, zum Springen, zum Werfen, für fast jede Bewegung.

Von den elf Spielen, in denen Kleber fehlte, verloren die Mavericks jedenfalls acht, sie dümpelten auf hinteren Tabellenrängen. "Mittlerweile haben wir uns gefangen", sagt der 29-Jährige. Aktuell ist Dallas Siebter in der Western Conference, früher hätte das gereicht für die K.-o.-Runden um den Titel, doch in dieser Corona-Saison hat die NBA den Modus geändert. Statt der ersten Acht jeder Conference sind nur die ersten Sechs direkt qualifiziert - die Teams auf den Rängen sieben bis zehn duellieren sich um die verbleibenden zwei Plätze. "Unser Ziel ist ganz klar, auf Platz sechs zu kommen, damit wir sicher in den Playoffs sind", sagt Kleber.

"Ein ziemlich heftiges Programm", sagt Kleber über die anstehenden Spiele bis Mitte Mai

Und nun stehen noch vier Heimspiele im Kalender, die letzten beiden in einer Art Doppelpack gegen den Titelverteidiger Los Angeles Lakers mit Dennis Schröder, Klebers Kollege in der Nationalmannschaft. Bis zum Ende der Hauptrunde Mitte Mai haben die Mavericks "ein ziemlich heftiges Programm", findet Kleber, "da ist es wichtig, dass wir gesund bleiben". Auch deshalb hat ihn Coach Carlisle zuletzt lieber geschont.

Der jüngste Aufschwung der Mavericks geht ja einher mit der individuellen Genesung von Kleber. Bis auf seinen Punktedurchschnitt (7,6 im Vergleich zu 9,1 in der Vorsaison) legt der die statistisch beste Saison seiner NBA-Karriere hin, die er 2017 begonnen hat; damals wechselte er vom FC Bayern München nach Dallas. "Er hat extrem hart gearbeitet, um sich an die NBA anzupassen", sagt Carlisle und lobt vor allem Klebers Vielseitigkeit und Spielverständnis: "Es gibt nicht viele Leute seiner Größe, die auch Guards verteidigen können. Und dann auch noch Dreier verwandeln."

Maxi Kleber bemisst die Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wird, weniger an den vielen lobenden Worten, die er zuletzt gehört hat, sondern vielmehr an der Einsatzzeit, die er erhält. Bis auf die Partie gegen die 76ers waren es zuletzt immer mehr als 30 Minuten, die er auf dem Parkett war, meistens sogar von Anfang an. Über den Status eines Ergänzungsspielers ist er jedenfalls längst hinaus. "Wenn man so viel spielt", findet Maxi Kleber, "ist das ein gutes Zeichen: Irgendwas macht man richtig, irgendwie hilft man der Mannschaft." Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt.

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