Max Verstappen in der Formel 1:Hirn oder nicht Hirn

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Die Geisterfahrer von Shanghai: Max Verstappen bei seiner Aktion gegen Sebastian Vettel. (Foto: Zhou Junxiang/imago)

Verstappen gegen Vettel, Verstappen gegen Hamilton - der junge Holländer teilt auf den Formel-1-Strecken ordentlich aus. Wenn er jede Woche einem Weltmeister ins Auto rumpelt, steht er sich selbst im Weg.

Kommentar von Philipp Schneider

Vorsätzlicher als Niki Lauda dies nun getan hat, lässt sich eine Debatte kaum lostreten, könnte man meinen. "Vernunft scheint sich bei diesem Menschen nicht einzustellen. Normalerweise wächst man mit seinen Fehlern. Er wird nur kleiner. Das scheint mir auch eine Intelligenzfrage zu sein", sagte Lauda am Sonntag. Andererseits hat Lauda jenen mutmaßlich schrumpfenden Rennfahrer schon einmal pointierter charakterisiert. "Der gehört in die Psychiatrie. Man muss es einmal sagen. Das kann nicht sein, dass er kein Hirn mehr hat, weil so viele Holländer hier sind. Hirn muss ein Rennfahrer immer haben."

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Von Elmar Brümmer

Die vielen Holländer, die der dreimalige Formel-1-Weltmeister meinte, standen im August 2016 an der Rennstrecke in Spa. Damals verursachte der Niederländer Max Verstappen in Belgien eine Startkollision, als er versuchte, sich in einer engen Spitzkehre vorbeizuschieben an den Ferraris von Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. In den eineinhalb Jahren seitdem ist viel passiert. In Spa war Verstappen 18. Als er am Sonntag in Shanghai versuchte, sich in einer engen Spitzkehre vorbeizuschieben am Ferrari von Sebastian Vettel, da war er immerhin schon 20.

Stimmt also Laudas These vom sich der eigenen Evolution entgegenstemmenden Rennfahrer Verstappen? Hirn oder nicht Hirn, ist das die Frage?

Verstappen wählte in Shanghai den falschen Moment und die falsche Position, als er glaubte, sich an Vettel vorbeischieben zu können. Anders als Vettel rollte er auf einem frischen Satz Reifen, er war deutlich schneller und hätte nur warten müssen auf eine Gelegenheit, in der auch alle anderen Piloten überholen würden. So zerstörte Verstappen nicht nur Vettels Rennen, sondern auch sein eigenes. Nur eine Woche vorher hatte er sich bei einem Überholmanöver in Bahrain den Reifen am Frontflügel von Lewis Hamilton aufgeschlitzt, als er in einer schnellen Linkskurve von der Ideallinie geriet. "Dickhead", also "Schwachkopf", schimpfte Hamilton. "Dort überholt man nicht."

Verstappen fährt in dieser Saison wie ein Rastloser, wie einer, der es nicht abwarten kann, endlich Weltmeister zu werden. Wenn er nun jede Woche einem Weltmeister ins Auto rumpelt, steht er sich und seinen Ambitionen selbst im Weg.

Keine Angst vor Duellen, keine Scheu vor dem Risiko, das hat Verstappen schon in seiner fulminanten Debüt-Saison im Toro Rosso ausgezeichnet, als er der jüngste Formel-1-Pilot jemals war. Später, drei Monate nach dem Crash in Spa, pflügte Verstappen durch die Pfützen von São Paulo, mutiger und schneller als die Konkurrenten, er habe "die physikalischen Gesetzmäßigkeiten neu definiert", lobte Mercedes-Boss Toto Wolff damals. Und es ist ja so: Physikalische Gesetzmäßigkeiten werden in der Regel nicht von Männern mit Hirn infrage gestellt. Sondern von denjenigen, die sie ignorieren.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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