Fernando Carro, der Geschäftsführer von Meister Bayer Leverkusen, hält „nichts, absolut nichts“ von Max Eberl, dem Sportchef des früheren Meisters FC Bayern. Diese Neuigkeit war Donnerstag sämtlichen Timelines und etlichen Schlagzeilen zu entnehmen, wenngleich der Neuigkeitswert eher gering war. Carro, der seine Missgunst bei einem Fanfest zum Ausdruck brachte, dürfte lediglich ausgesprochen haben, was er ohnehin schon dachte. Und letztlich haben die Münchner und Eberl das ja auch ein wenig provoziert: Erst wollten sie den Verteidiger Jonathan Tah unbedingt haben, jetzt wollen sie ihn zwar angeblich immer noch, nur halt etwas günstiger als abgemacht.
Die Bayern, heißt es in der Branche gern, haben einen „Rückzieher“ gemacht, der womöglich aber doch noch in einem kollektiven „Stillschweigen“ münden wird. Jenes Stillschweigen wird im Fußball gern über Ablösesummen und Vertragsinhalte vereinbart, was für sich genommen schon amüsant genug ist: Dabei würde es ja reichen, sich einfach aufs Schweigen zu verständigen, weil es ohne Schweigen auch keine Stille gibt. Fußballfunktionäre und Beraterstäbe halten sich allerdings nicht immer daran, ein Umstand, in dem der mittlerweile allgegenwärtige Industriezweig des Transferjournalismus gedeihen konnte. Und überhaupt: Stillschweigen im Fußball?
Olympia ist kein Fußball, obwohl er sich da längst ins Programm geschlichen hat
Die Welt hat sich nun drei Wochen lang seriösen Sportarten zugewandt und Athleten dabei beobachtet, wie sie gewaltige Gewichte in die Lüfte stemmten, beachtliche Weitsprünge absolvierten und danach Freud und Leid in beeindruckender Zurückhaltung formulierten. Olympia ist halt kein Fußball, obwohl sich der Fußball ja auch da längst ins Programm geschlichen hat. Doch viele Menschen sehnen sich nun mal nach Input von Leuten, die mal so richtig einen raushauen. Und diese Menschen sehnen sich, das lässt sich nicht leugnen, nun mal ein wenig nach Fernando Carro, Max Eberl und all jenen Protagonisten, die die nur schwer erlernbare Kunst beherrschen, so galant zwischen Bierzeltparolen und staatsmännischer Ernsthaftigkeit umherzugaloppieren.
Die Bayern haben auf den Vorfall jedenfalls umgehend mit einem offiziellen Kommuniqué reagiert, das Olympia mit mindestens so viel Nachdruck beendet hat wie die offizielle Olympia-Schlusszeremonie. Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen habe Carro demnach mitgeteilt, dass man „solche unsachlichen Angriffe (...) niemals dulden, geschweige denn akzeptieren“ werde. Bleibt zwar noch die Frage, was Uli Hoeneß zu dem Ganzen meint. Die Antwort wird aber bestimmt nicht lang auf sich warten lassen.
Na dann: Lasset die Spiele beginnen.