Süddeutsche Zeitung

Tel und Guirassy in der Bundesliga:Importerfolge aus der Bretagne

Lesezeit: 2 min

Zwei ehemalige Spieler von Stade Rennes treffen in München - und zeigen, dass Bundesligisten an weniger bekannten Standorten gewinnbringende Spieler finden können.

Von Felix Haselsteiner, München

Die Verbindungen zwischen der westfranzösischen Bretagne und München-Fröttmaning sind bisher weitgehend undokumentiert. Einerseits könnte das damit zusammenhängen, dass im VIP-Bereich der Münchner Arena gemeine oberbayrische Mastschweine immer noch häufiger verzehrt werden als feine bretonische Hummer. Andererseits damit, dass die Bretagne bislang nicht als Zulieferstandort bekannt war für Fußballspieler, die in Fröttmaning bleibenden Eindruck hinterlassen haben - was sich nach den Ereignissen des Wochenendes nicht mehr halten lässt.

Kurz nach 16 Uhr trug sich der junge Franzose Mathys Tel in die Annalen des FC Bayern als jüngster Bundesligatorschütze ein. 17 Jahre und 136 Tage war Tel am Samstag alt, er verdrängte damit seinen ebenfalls jugendlichen, wenngleich inzwischen sehr erwachsen spielenden Mannschaftskollegen Jamal Musiala auf Platz zwei dieser Rangliste, um 69 Tage.

Musiala sicherte sich dann im weiteren Spielverlauf gegen den VfB Stuttgart mit einem Tor seine eigenen Lobeshymnen, und eine weitere positive Erkenntnis des sechsten Spieltags war aus Sicht der Münchner, dass sie da einen besonderen begabten Kerl aus dem tiefen Westfrankreich verpflichtet haben.

Als Tels Wechsel für 20 Millionen von Stade Rennes verkündet wurde, staunte man abseits der Expertenwelt ein wenig über einen so teuren, jungen Franzosen. Zumindest gingen wohl die wenigsten davon aus, dass er bei seinen ersten beiden Auftritten in der Startelf zwei Tore erzielen würde.

In der ersten Pokalrunde bei Viktoria Köln hatte Tel bereits viel Potenzial angedeutet, gegen die kantige Bundesliga-Abwehr des VfB bestand er nun die Probe unter ernsteren Bedingungen. Mit viel Mut spielte Tel, energisch die Seitenlinie rauf und runter sprintend, auch wenn es manchmal so erschien, als würden ihn die lautstarken Signale von Thomas Müller im Anlaufverhalten etwas verwirren.

Es sei "ein Glück, Torschütze dieses legendären Klubs zu sein", sagte Tel nach dem Spiel. Die kritischen Worte zum 2:2 - dem dritten Liga-Remis in Serie - überließ er dem Wortführer Müller, der die Mannschaft ermahnte, nicht gallig genug gewesen zu sein. Tel durfte man von diesem Vorwurf weitgehend freisprechen, er stand auch nicht mehr auf dem Feld, als das Spiel noch zu einem Unentschieden wurde - die Rolle des Spielverderbers übernahm dabei ebenfalls ein ehemaliger Bretone.

Guirassy nimmt schon jetzt eine zentrale Rolle beim VfB ein

Serhou Guirassy spielte in der vergangenen Saison in Rennes sieben Mal an der Seite von Tel, nun trafen sich beide in München, wo sie unterschiedliche Rollen ausfüllten. Anders als Tel kann Guirassy, 26, sich auf keinen Talentstatus mehr berufen, sondern nahm beim VfB Stuttgart erstmals nach seiner Verpflichtung die zentrale Rolle im Sturm ein, wo er den abgewanderten Sasa Kalajdzic ersetzen soll. Und Guirassy tat das hervorragend, mit viel Einsatz, einem Lattenschuss, schließlich einem wuchtig verwandelten Elfmeter kurz vor Schluss.

"Es ist schon gut, den so spät dazubekommen zu haben", sagte Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat, zufrieden mit seinem spät im Transferfenster ausgehandelten Leihgeschäft, das auch ein wenig über die Bundesliga erzählt. Anders als im Rest Europas müssen sich deutsche Vereine längst in fußballerischen Sekundärmärkten wie der Bretagne umsehen, um gute Geschäfte zu machen - wenngleich auf unterschiedlichen Niveaus. Sowohl beim teuren Talent als auch beim geliehenen Kalajdzic-Ersatz deutet aber vieles darauf hin, dass die Handelsrouten nach Westfrankreich aufrechterhalten werden sollten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5655128
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.