Baskisch, auch das war im Rahmen des spektakulären Ankaufs von Javier Martínez Aginaga zu erfahren, ist eine Sprache, deren Wurzeln nahezu unbekannt sind. Beim Bairischen hingegen ist die Wurzelforschung längst viel weiter fortgeschritten. Niemand würde jetzt aber mirnixdirnix behaupten, dass das Bairische leichter als das Baskische zu erlernen wäre.
Erfolg verbindet: Manuel Neuer (re.) und Javier Martínez umarmen sich.
(Foto: dpa)Und dieser Javier Martínez, 24, wurde zwar zum Stamm der Basken gezählt - deshalb nur durfte er für Athletic Bilbao spielen, einen aufs lokale Personal fixierten Verein -, aber er sprach auch beim Abschied kaum die Sprache. Mit dem Bairisch dürfte es kaum besser werden, "Oachkatzlschwoaf" (Eichhörnchenschwanz) ist eine hohe Hürde. Und da muss er bald schon rüber. Wie all die bayerischen Brasilianer früher auch, die sich daran bei superlustigen Fernsehclips die Zunge zerbrachen.
Martínez wäre also eigentlich aufgeschmissen, denn fließend Spanisch spricht nur Jupp Heynckes, sein neuer Trainer. Doch es gibt ja noch diesen dritten Weg: eine Kommunikation irgendwo zwischen Baskisch und Bairisch. "Die man immer so schön die Fußballersprache nennt", wie es Toni Kroos beschreibt, der aus Rostock kommt und deshalb auch nicht viel mehr als ein "Na servus" rausbringt. Bei dieser wunderbaren Fußballersprache allerdings sei es glücklicherweise so, behauptet zumindest Kroos, "dass das ganze Drumherum ganz schnell völlig egal ist".
Nur "ein Augenzwinkern", so Kroos, habe genügt, dann habe Martínez ihn verstanden. Das war wohl geflunkert, denn zwischen Martínez, dem Servierer einer butterweichen Flanke, und Kroos, dem kunstvollen Vollstrecker zum 3:1-Endstand im dritten Ligaspiel des FC Bayern gegen Mainz 05, hatte der Ball eine Wegstrecke von gut und gerne dreißig Metern zu überbrücken. Aber eine Eigenheit der Fußballersprache ist es ja, dass man es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen muss.
Die Fußballersprache besteht bekanntlich aus zwei Teilen: Der eine Teil ist das, was auf dem Platz passiert, eine Art non-verbale Kommunikation, man versteht sich: praktisch blind. Was Teil zwei, die Interpretation, betrifft, da darf Javier Martínez ("Ich muss weiter an mir arbeiten. Ich bin hier, um zu helfen") ruhig noch ein bisschen zulegen. Das klang sehr reserviert, gerade in einem Land, in dem diese Sprache praktisch erfunden wurde, von einem gewissen Franz Beckenbauer, mit grollenden Sätzen wie: "Da gibt es immer wieder Szenen, da könntest du, um in der Fußballersprache zu bleiben, zum Mörder werden."
Wenn überhaupt, dann gab es eine solche Aggression im Beckenbauer'schen Sinne am Samstag allenfalls, bevor Martínez den Platz betreten durfte. Zwei Wochen zuvor, beim 6:1 gegen Stuttgart, hatte Heynckes bis zur 77. Minute gezögert, nun wartete er bis zur 76. Minute, ehe er den 40-Millionen-Mann, wie er in der Fußballersprache ja auch heißt, ins Spiel ließ.