Martin Kind ist nicht mehr Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten Hannover 96. Der Bundesgerichtshof (BGH) erklärte am Dienstag in Karlsruhe, dass seine Absetzung durch die Führung des Muttervereins Hannover 96 e. V. vor zwei Jahren rechtens war. Als letzte Instanz wies der BGH Kinds Klage gegen die Abberufung zurück. Vor dem Landgericht Hannover und dem Oberlandesgericht Celle hatte sich der 80 Jahre alte Hörakustik-Unternehmer noch erfolgreich dagegen wehren können. Deren Entscheidungen hob das höchste deutsche Zivilgericht am Dienstag aber auf.
Kind war am Dienstag nicht vor Ort, der Sport-Informations-Dienst erreichte ihn kurz nach dem Richterspruch am Telefon. Zu dem Urteil wollte er sich nicht äußern und kündigte eine Mitteilung an. „Ich möchte mich erst mit meinen Anwälten beraten“, sagte Kind. Laut 96-Mitteilung werde er in den „Aufsichtsrat der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA“ wechseln.
Das Urteil hat auch Folgen für die Deutsche Fußball Liga (DFL). Denn mit Kind ist ein entschiedener Gegner der 50+1-Regel im deutschen Profifußball nicht mehr in einer geschäftsführenden Position. Als Boss und Mehrheitsgesellschafter des ausgegliederten Profifußballbereichs von Hannover 96 hatte er vergeblich versucht, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.

Exklusiv Martin Kind im Interview:"Die Krise der DFL beginnt jetzt erst so richtig"
Hannover-96-Boss Martin Kind kritisiert die Bundesliga für die Beendigung der Gespräche über einen Investoren-Einstieg. Er erklärt, ob er die DFL und seinen eigenen Verein bei der 50+1-Regel ausgetrickst hat - und er spricht über seine öffentliche Rolle als Bösewicht der Fußballbranche.
Seitdem befürchteten viele Unterstützer der Regel, er könne diese nur in Deutschland geltende Beschränkung für den Einfluss externer Investoren vor ein ordentliches Gericht bringen. Alle mit dem Fall beschäftigten Gerichte stellten jedoch klar, dass es in diesem Verfahren nicht um die Wirksamkeit der 50+1-Regel ging, sondern nur um den jahrelangen Streit zwischen der Kapital- und der Vereinsseite bei Hannover 96.
Dort wurde Kind 1997 zum Präsidenten gewählt. 1999 gliederte er den Profifußballbereich aus. Mit einer kurzen Unterbrechung von 2005 bis 2006 war Kind bis zu diesem Jahr stets Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter dieses Bereichs. Der Mutterverein Hannover 96 e. V. wird aber seit 2019 von Kind-Gegnern geführt.