Süddeutsche Zeitung

Martín Demichelis:Micho schickt dem FC Bayern ein paar Tränen

  • Der argentinische Abwehrspieler Martin Demichelis hört auf - er gab sein Karriereende in einer emotionalen Ansprache bekannt.
  • Beim FC Bayern war er sehr beliebt. Jetzt hat ihn "die Kraft in den Beinen" verlassen.

Von Javier Cáceres

Die Stimme begann zu versagen, als er sich an den FC Bayern erinnerte. Und als sein gut zehnminütiger Monolog vorüber war, konnte Martín Demichelis die Tränen nicht mehr zurückhalten. Das war der Moment, als er auf Jorge Cyterszpiler zu sprechen kam, den Mann, der ihn als Manager durch seine fast 20 Jahre dauernde Fußballerkarriere begleitet hatte. Unter normalen Umständen wäre auch er an diesem Montag im Pressesaal des FC Málaga gewesen.

Doch vor einer Woche nahm sich Cyterszpiler, der einst als Manager von Diego Maradona begonnen hatte und damit erster Spieleragent Argentiniens wurde, in Buenos Aires das Leben. "Er hat mich geprägt, er hat mir den Weg in den Profifußball gewiesen", sagte Demichelis. Nun ist dieser Weg vorbei, Demichelis hat das Ende seiner Karriere verkündet. "Gracias al fútbol", sagte er - Danke an den Fußball.

Demichelis - oder "Micho", wie er genannt wurde - war 2003 zum FC Bayern gestoßen, als 22 Jahre alter Innenverteidiger. Der damalige Präsident von CA River Plate, dem Klub, bei dem er im Jahr 2000 sein Profidebüt gefeiert hatte, verglich ihn seinerzeit mit Franz Beckenbauer, was in der Rückschau etwas frivol anmutet. Mit den Bayern holte er allerdings viermal das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal.

"Der FC Bayern hat mir die Chance gegeben, mir einen Namen zu machen", sagte Demichelis mit brüchiger Stimme, "ich habe gelernt, was Europa ist." Ein internationaler Titel war ihm allerdings nicht vergönnt: 2010 erreichte er mit dem deutschen Rekordmeister zwar das Finale der Champions League, doch im Bernabéu-Stadion verloren die Bayern gegen Inter Mailand 0:2.

Wenige Monate danach musterte der damalige Trainer Louis van Gaal ihn aus. Demichelis ging erstmals nach Málaga (2011 bis 2013), wo er auf seinen früheren River-Trainer Manuel Pellegrini traf. Nach einem nur 45-tägigen Engagement bei Atlético Madrid folgte er wieder dem Ruf Pellegrinis, diesmal zu Manchester City, und holte dort 2014 die englische Meisterschaft. Im selben Jahr stand er mit der argentinischen Nationalmannschaft gegen Deutschland im Weltmeisterschafts-Endspiel auf dem Platz.

Die 0:1-Niederlage nach Verlängerung im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro war eine mindestens ebenso große Enttäuschung wie die Nicht-Berücksichtigung für die WM 2006 in Deutschland. Er habe die 120 Minuten des WM-Finales nie wieder anschauen können, sagte er einmal. Im vergangenen Jahr kehrte er nach Spanien zurück, zunächst zu Espanyol Barcelona, wo er nur zwei Spiele bestritt, im Januar 2017 wechselte er wieder nach Málaga, wo er immerhin zehnmal zum Zuge kam.

"Uns alle erreicht der Tag", sagte Demichelis am Montag, "ich habe die Kraft in den Beinen verloren, und auch meine Fähigkeit, mich zu konzentrieren", fügte er hinzu. Ob er am kommenden Wochenende, am letzten Spieltag der spanischen Liga, zum Einsatz kommt, ist offen: Málaga empfängt Tabellenführer Real Madrid. Vorerst wird er in Spanien wohnen bleiben - und dort bald den Trainerschein erwerben.

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SZ vom 16.05.2017/jbe
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