Süddeutsche Zeitung

DFB-Debütant Marius Wolf:Ein Rauf-und-runter-Renner für die Problemposition

Lesezeit: 2 min

Nach nervösem Beginn zeigt der Dortmunder Marius Wolf beim Sieg gegen Peru eine starke Leistung rechts hinten. Ist er die Lösung für Flicks Dauerproblem?

Von Ulrich Hartmann

Der Debütant Marius Wolf war gerade mal 120 Sekunden Nationalspieler, da widerfuhr ihm in der 3. Minute des Länderspiels gegen Peru vor dem eigenen Strafraum ein solch kapitaler Fehlpass, dass dieser ein Gegentor oder eine Niederlage hätte auslösen können - und kurz nach der WM-Schmach in Katar schlimmstenfalls einen neuerlichen Rückschlag für den deutschen Fußball.

Hätte der Peruaner André Carrillo die Vorlage des 27-jährigen Rechtsverteidigers von Borussia Dortmund verwertet, dann hätte das DFB-Team die Südamerikaner womöglich nicht besiegt, dann hätte Wolf eher kein Lob für sein Debüt erhalten und dann würde die Fußball-Republik jetzt wohl darüber sinnieren, dass man auch 14 Monate vor der Heim-EM 2024 ein unverändertes Rechtsverteidigerproblem habe. Immerhin ist Wolf bereits der achte Spieler auf dieser Position in der erst 20-monatigen Ära des Bundestrainers Hansi Flick.

Am Samstagabend aber vertändelte der Peruaner Carrillo seine frühe Torchance. Marius Wolfs Fehlpass entpuppte sich stattdessen als heilsamer Warnschuss für die deutsche Defensive. Und Wolf selbst - der derzeit beste deutsche Rechtsverteidiger vom Liga-Tabellenführer BVB - bereitete in der 33. Minute für Niclas Füllkrug sehr schön ein Tor vor, das sich als Volltreffer zum 2:0-Endstand erwies. "Sehr, sehr gut", sei Wolfs Premiere gewesen, urteilte anschließend ein Fachmann, von dessen angemessener Expertise man bloß ein bisschen BVB-Nähe subtrahieren musste, denn es handelte sich um den Dortmunder Innenverteidiger Nico Schlotterbeck.

"Er hat sehr viel Dynamik entfacht", lobt der Bundestrainer.

"Die ersten fünf Minuten waren ein bisschen hektisch", gab Wolf lächelnd zu, als die Premiere bewältigt war, "aber danach habe ich das Spiel genossen, und ich bin auch zufrieden." Dem weitgehend überzeugenden zehnten Debütanten in Flicks Amtszeit kam entscheidende Bedeutung zu - als rauf und runter rennender Rechtsverteidiger in einem erstmals vom Nationalteam ausprobierten 4-2-2-2-System.

Der Leipziger David Raum über links und Wolf über rechts bildeten darin nicht nur die Flügel, sondern gleichsam die Tragflächen eines Flugzeugs, das irgendwann einmal einem Jumbojet ähneln soll. Bislang gleicht das DFB-Konstrukt eher einer Propellermaschine. Von Marius Wolf war jedenfalls auch Flick angetan. "Er hat sehr viel Dynamik entfacht", beschrieb der Trainer die Erfüllung seiner Erwartungen: "Seine Torvorbereitung landete genau zwischen Abwehr und Torwart - wie es sein muss."

So bedarf es im Gesamtsystem noch einiger Optimierungen in Richtung Europameisterschaft. Der nächste Stopp ist an diesem Dienstag in Köln (20.45 Uhr), wo man es mit dem Weltranglistenvierten Belgien zu tun bekommt. Dort erhält Wolf vermutlich gleich die nächste Chance, sich auf dem rechten Flügel zu beweisen und der Nationalmannschaft das Gefühl zu vermitteln, dass es womöglich eine Lösung gibt für ein lange währendes Problem.

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