Süddeutsche Zeitung

VfB-Stürmer Mario Gomez:Dreimal drei Zentimeter

  • Mario Gomez schießt drei Tore, alle werden nach Videobeweis aberkannt.
  • Nach der 1:2 Niederlage gegen den SV Sandhausen spricht der Stürmer frustriert über den Videobeweis.
  • Er sei froh, dass er am Ende seiner Karriere sei und sich nicht mehr lange mit "diesen Dingen" auseinandersetzen müsse.

Von Lynn Sigel

Am Sonntagnachmittag schien es, als sei der torgefährliche Stürmer Mario Gomez zurück. Beim Zweitligaspiel gegen den SV Sandhausen traf der Stürmer vom VfB Stuttgart gleich drei Mal - doch keines seiner Tore wurde gezählt, mit Einsatz des Videobeweises eine knappe Abseitsstellung erkannt. Das frustrierte den 34-Jährigen so, dass er im anschließenden TV-Interview drastische Worte fand. "Ich bin froh, dass ein Großteil meiner Karriere hinter mir ist und ich mich nicht mehr die nächsten zehn Jahre mit diesen Dingen auseinandersetzen muss."

Was war geschehen? 47 Sekunden nach dem Anpfiff kassierten die Schwaben das erste Gegentor, doch nur wenige Minuten später setzte Gomez einen flachen Pass ins lange Eck. Der Videoschiedsrichter bestätigte die Einschätzung des Linienrichters - knappes Abseits. In der 24. Minute erhöhten die Sandhausener durch Bouhaddouz zum 2:0. Der VfB schien ratlos, da verwandelte Gomez per Fallrückzieher in der dritten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Doch auch dieser Treffer zählte nicht, der ehemalige Nationalspieler stand erneut knapp im Abseits, wie der Videoschiedsrichter feststellte. Doch das sollte nicht die letzte Enttäuschung für den 78-maligen Nationalspieler sein. In der 71. Minute verwandelte er einen spitzen Pass aus dem Lauf, wieder Abseits. Gomez warf die Arme verzweifelt in die Luft, er grinste gequält. Mit einer abfälligen Handbewegung kommentierte er die dritte Entscheidung, die gegen ihn ausfiel.

"Das System ist einfach scheiße"

Nach dem Spiel war Gomez genervt: "Das System im Moment ist einfach scheiße", sagte der Stürmer zum Fernsehsender Sky. "Für uns Stürmer ist es eine Katastrophe." Zunächst sei er ein Freund des Videobeweises gewesen, doch seine Meinung habe sich mittlerweile geändert. Bei den drei Toren stand er jeweils nur ganz knapp im Abseits. "Der Schiri sagt mir dreimal, dass es drei Zentimeter waren. Dann frage ich, ob die drei Zentimeter mit der Technik, die wir haben, wirklich überprüft werden können. Wenn die Kamera aus 45 Grad schräg draufschaut, wie sollen die das sehen?", schimpfte Gomez in einem Interview mit dem SWR.

Gomez war zur Saison 2017/18 vom VfL Wolfsburg zurück zu seinem Jugendverein VfB Stuttgart gekehrt. Dort begann seine Karriere, 2007 wurde er mit dem VfB deutscher Meister. Danach folgten Stationen beim FC Bayern München, mit dem er 2013 das Triple holte, beim AC Florenz und bei Besiktas Istanbul. Nach dem Abstieg des VfB im Sommer musste Gomez, der selber zugibt, nicht mehr so spritzig wie früher zu sein, um seinen Platz in der Startelf kämpfen. Erst beim Derbysieg gegen den Karlsruher SC vertraute Trainer Tim Walter wieder auf den ehemaligen Nationalstürmer wie nun auch in Sandhausen. Am kommenden Montag steht das wichtige Duell gegen Nürnberg an. Ob Gomez dann wieder drei Tore schießt? Vielleicht sogar ein reguläres?

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