Mario Götze in der DFB-Elf:Wie Billy the Kid

Sweden vs Germany

Hatte Spaß: Mario Götze in Stockholm

(Foto: dpa)

Fast hätte die Fußballwelt vergessen, dass Mario Götze unter den vielen grandiosen Fußballern ein ganz besonderer Fall ist. Doch nun zeigt der frisch Genesene ein verheißungsvolles Spiel gegen Schweden - und der FC Bayern darf sich freuen, einen interessanten Spieler dazuzubekommen.

Von Philipp Selldorf, Stockholm

Von Mario Götze waren am Dienstagabend keine Weisheiten zu vernehmen, er schob sein Köfferchen durch den Gang und teilte mit, dass er "leider" nichts zu sagen habe. Es wird erzählt, er solle sich auf Anraten seines Agenten oder auf Befehl seines Arbeitgebers mit öffentlichen Aussagen zurückhalten, und wenn das so wäre, dann wäre das natürlich ein Fall von Entmündigung und Freiheitsberaubung, aber überhaupt nicht schlimm - solange Götze so gut spielt wie am Dienstag in der sogenannten Friends Arena in Stockholm.

Ein bisschen Pathos ist tatsächlich angebracht, denn diese 45 Minuten in der Nationalelf waren eine Kundgebung für den 21-Jährigen, der wegen seiner langwierigen Verletzung so lange von der Bühne verschwunden war, dass er sich noch in einem Zwischenreich aufzuhalten schien: Zwar schon weg aus Dortmund, aber noch nicht angekommen in München.

Verwöhnt von all den anderen Künstlern, die in der Bundesliga und im Nationalteam das Bild bestimmen, hatte man schon ganz vergessen, dass Götze unter den vielen grandiosen Fußballern dieser Zeiten ein ganz besonderer Fall ist. Er kann das feine Spiel noch feiner machen.

In Stockholm wurde André Schürrle als bester Spieler der Partie geehrt, aber der wichtigere Spieler war wahrscheinlich Götze. Für Müller aufs Feld gekommen, gab er dem deutschen Spiel eine ganz neue Farbe. Götze sorgte als Mittelpunkt der Offensive dafür, dass die Kombinationen nun auf kleinen und kleinsten Räumen ausgetauscht wurden, trotzdem und deswegen zirkulierte der Ball umso schneller.

"Unheimlich motiviert" sei Götze im Training gewesen, sagte der Bundestrainer und betonte nicht ohne Hintersinn, Götze habe "auch am Wochenende" nicht aufgehört, fleißig zu sein.

Endlich wieder Fußball, dieses Gefühl war ihm anzusehen. Manchmal hat Götzes Freude an seinem runden Spielzeug allerdings etwas pubertäre Züge. Allein das Tor zum 2:2 - ein toller Präzisionstreffer, aber auch ein übermütiger Kunstschuss, wie ihn Billy the Kid hätte abgeben können. Auch in wichtigen Momenten - oder wie Billy the Kid: in Todesgefahr - soll sein persönlicher Spaß nicht zu kurz kommen.

Diese Halbzeit im Trikot der Nationalelf hat angezeigt: Götze ist wieder da. Der FC Bayern darf sich freuen, dass er demnächst einen interessanten Spieler dazu- bekommt.

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