Gladbach vs BVB im DFB-Pokal:Das Rose-Terzic-Dilemma

Cheftrainer Marco Rose (BMG), Cheftrainer Edin Terzic (BVB). Aktion Fussball, Bundesliga, Deutschland, Herren, Saison 2; x

Klare Rollenverteilung? Bei Gladbachs 4:2 in der Liga gegen Borussia Dortmund war Marco Rose (vorne) noch der klare Sieger.

(Foto: Uwe Kraft/Imago)

Wenn der Gladbach-Trainer im Sommer nach Dortmund wechselt, soll Terzic dort sein Assistent werden. Vorher könnte der BVB-Mann aber Rose noch aus dem DFB-Pokal werfen. Eine Konstellation mit Risikopotenzial.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Am 15. Februar schien alles noch so schön klar zu sein. Die Zukunft funkelte. Borussia Dortmund strauchelte und schwankte zwar in der Bundesliga - aber das Licht am Ende des Tunnels blitzte schon auf. Marco Rose, so wurde trocken verkündet, würde im Sommer von Borussia Mönchengladbach zum BVB wechseln. Und wenn auch die Gegenwart mit dem Interimstrainer Edin Terzic damals etwas beschwerlich erschien, so versprach Rose als deklarierter Wunsch-Trainer baldige Besserung.

Aber wie es im Fußball so ist: An diesem Dienstag treffen nun Roses Noch-Klub und Terzics Noch-Elf im Pokal-Viertelfinale aufeinander. Und alles erscheint auf einmal ganz anders.

Als am Montagnachmittag in Dortmund Terzic und BVB-Sportchef Michael Zorc die obligatorische Pressekonferenz vor dem Spiel absolvierten, war spürbar, wie das unverhoffte Trainer-Thema schnell weggedrückt werden sollte. Nicht nur in Dortmund ein sicheres Zeichen dafür, dass es brenzlig wird. Terzic konnte immerhin mit einem besonders breiten Grinsen sagen, dass ja "nicht die Trainer gegeneinander spielen, sondern die Mannschaften". Und natürlich wolle seine gewinnen.

Anlass für Nachfragen gibt es aber sehr wohl. Mönchengladbach hat seit der Bekanntgabe des bevorstehenden Trainerwechsels nicht mehr gewonnen, und wie es so gehen kann: Dortmund hat nicht mehr verloren. Deshalb treffen nun nicht nur zwei Mannschaften aufeinander, sondern auch zwei aktuelle Erfolgsbilanzen ihrer Trainer. Der eine, Rose, von Anhängern seines Klubs angefeindet, gerade etwas glücklos und umständehalber in der Kritik, egal ob er nun vermeintlich zu viel rotieren lässt oder zu wenig. Und der andere, Terzic, der bei seinem Kader dem Vernehmen nach super ankommt, und der am Samstag, nach dem dritten Erfolg in Serie, über alle Wangen strahlend sagen konnte: "Siege tun immer gut."

1. BUNDESLIGA FC SCHALKE 04 - BORUSSIA DORTMUND Trainer Edin Terzic (Borussia Dortmund), li., mit Mats Hummels (Borussia; Terzic

Kommt bei seiner Mannschaft dem Vernehmen nach super an: BVB-Trainer Edin Terzic (links), hier mit Abwehrchef Mats Hummels.

(Foto: Maik Hölter/Team2/Imago)

Der BVB hinkt in der Liga zwar noch immer drei Punkte hinter den Champions-League-Rängen zurück, die in Dortmund eigentlich Pflicht sind. Aber die letzten Siege haben nicht nur seiner Mannschaft Auftrieb gegeben, sondern auch dem Trainer, in dem sie beim BVB erstmal nur einen Übergangscoach sehen wollen. Ein Cheftrainer sei er wohl noch nicht. Das erschien vor drei Wochen gut nachvollziehbar. Aber wie es im wankelmütigen Profigeschäft so ist, ist plötzlich Dortmunds künftiger Cheftrainer, unter dem sich Terzic bereitwillig wieder als Assistent einreihen will, mit Gladbach ins Trudeln geraten.

Nicht nur, dass Marco Rose bei Teilen des Gladbacher Anhangs in Ungnade gefallen ist, weil der Trainer es gewagt hatte, die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag tatsächlich zu ziehen. Vor allem ist da eben die Ergebniskrise; ungefähr so, wie Terzic sie vor ein paar Wochen beim BVB durchmachte, als ordentliche Spiele auch durch individuelle Aussetzer verloren gingen.

Rose hat zuletzt gegen RB Leipzig (2:3 in letzter Minute) und gegen das Manchester City von Pep Guardiola verloren - das allein wäre kein Aufreger. Aber vorher halt auch zu Hause gegen die Abstiegskandidaten Köln und Mainz jeweils mit 1:2. Seit dem 4:2-Sieg am ersten Rückrunden-Spieltag gegen Dortmund hat Gladbach nur noch einmal gewonnen, im Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart (2:1). Was das Viertelfinale erst ermöglichte.

Die Ausgangslage vor dem Pokal-Duell der beiden Borussias hat man so auch noch nicht oft erlebt: Scheidet Roses Borussia gegen Terzics Borussia aus dem Pokal aus, droht das Wechsel-Szenario ins Absurde abzudriften. Der Sieger wäre nicht nur im Halbfinale, sondern hätte angesichts der übrigen Viertelfinal-Konkurrenz auch allerbeste Chancen, ins Finale vorzustoßen und den Pokal zu gewinnen. Der übliche Abonnements-Favorit Bayern München hat sich bekanntlich gegen Holstein Kiel eine Blöße gegeben.

Kommt Rose ramponiert in Dortmund an?

Für Rose wäre eine Niederlage gegen seine künftige Mannschaft also mit einiger Wahrscheinlichkeit der Anfang eines durchgängigen Scheiterns in seiner zweiten Gladbacher Saison: in der Bundesliga an den Champions-League-Rängen vorbei, in der aktuellen Champions-League, trotz guter Vorrunde, im Achtelfinale raus. Rose käme im Sommer ramponiert in Dortmund an. Gut ist das im Fußball nie. Rose ist - bei allen verdienten Vorschusslorbeeren - noch kein Pep Guardiola, auf den alle Fußball-Welt nur gewartet hat.

Auf der anderen Seite hat Terzic gerade die Chance auf eine erstaunliche Trendwende. In der Liga ist Frankfurt nur noch einen Dreier entfernt, kommende Woche am Dienstag kann gegen den FC Sevilla nach dem 3:2-Hinspielsieg der Einzug unter die besten Acht in Europa gelingen - und dann noch die Aussicht auf das Pokalfinale? Und der Trainer hinter all dem wird wieder Assistent?

Watzke nennt Rose "einen ganz herausragenden Trainer"

Wie man in Dortmund hört, machen die wöchentlichen Wasserstandsmeldungen keinen Unterschied in der generellen Einschätzung aus. Egal wie Marco Rose aus seiner Auslaufphase in Gladbach herauskommt, man hält ihn trotzdem "für einen ganz herausragenden Trainer", wie BVB-Chef Hans-Joachim Watzke findet. Von den aktuellen Auf und Abs sei das unabhängig zu betrachten.

Terzic selbst hat zwei Jahre als Co-Trainer von Slaven Bilic in der Türkei bei Besiktas erlebt, zwei weitere mit Bilic in der Premiere League bei West Ham United, und fast zweieinhalb als Assistent von Lucien Favre. Wie man hört, freue er sich auf die Zusammenarbeit mit Marco Rose ganz ausdrücklich, auch als Co-Trainer. Terzic, sechs Jahre jünger als Rose, rechne sich aber auch aus, eines Tages dauerhaft Cheftrainer des BVB zu werden - vielleicht als Nachfolger seines künftigen Chefs?

Beide Trainer ähneln sich in ihrer Sicht des modernen Fußballs, stehen für hohes Pressen, eine offensive Grundausrichtung, eine möglichst dominante Spielweise und eine stabile Absicherung. Dass sie gut miteinander harmonieren könnten, steht außer Frage. Aber die Frage ist inzwischen, wie erfolgreich Terzic eigentlich sein darf, ohne am Ende seinem künftigen Chef und seinen Vereins-Bossen ein Problem zu bereiten.

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