Das liegt auch daran, dass seine Mannschaft in diesen Partien zum fünften Mal einen Rückstand wegstecken konnte. Gegen die Leipziger hätte die Aufholjagd auch gut im so genannten Matchplan stehen können: Sie haben schon zum achten Mal in dieser Saison eine eigene Führung verspielt; diesmal hatte sie Jean-Kévin Augustin (28.) erzielt, nachdem RB-Mittelfeldspieler Naby Keita dem Dortmunder Mittelfeldspieler André Schürrle den Ball abgejagt hatte.
Dann schlug Reus zu - mit der Eiseskälte der Russland-Peitsche, die sich über die Arena gelegt hatte. "Man ist nicht wahnsinnig intelligent, wenn man sagt, dass er ein außergewöhnlicher Spieler ist, der, wenn er fit ist und Rhythmus hat, einen Unterschied ausmachen kann, in jedem Spiel", sagte Trainer Stöger nach dem temporeichen Spiel. "Für Beamten-Fußball wart ihr ganz schön flott unterwegs", juxte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl in Anspielung auf den Vorhalt von BVB-Manager Michael Zorc aus der Vorwoche.
Dass das für Reus nach der langen Leidenszeit mit Abstrichen gilt - geschenkt. "Es ist Gott sei Dank so, dass er schmerzfrei ist, das Knie ist okay. Wir müssen trotzdem schauen, dass wir ihn nicht überbelasten", erklärte Stöger. Er weiß, dass Reus kaum etwas sehnlicher wünscht als eine WM-Teilnahme im Juni. Auch die Entscheidung, sich unters Messer zu begeben und eine längere Erholungszeit in Kauf zu nehmen, statt das Kreuzband konservativ zu behandeln, hatte damit zu tun: Auf diese Weise hatte Reus die größere Gewissheit, einen Rückfall zu vermeiden.
Auch jetzt redet Reus mit: Stöger bezieht ihn bei den Entscheidungen, ob er von Beginn an spielt, wie lange er auf dem Feld steht oder gar mal pausiert, ausdrücklich mit ein, "wir sind da im engen Austausch", sagte Stöger. "Dass er gesund bleibt, ist für uns wichtig. Aber auch, weil wir ihm im Sommer ein Turnier wünschen", fügte der Österreicher mit Blick auf die WM hinzu. Bundestrainer Joachim Löw dürfte das freuen.