Die zweite Saalbacher Sonnen-Weltmeisterschaft hätte beinahe ihren ersten Kratzer bekommen. Das Super-G-Rennen der Männer steuerte auf sein Ende zu, einer der letzten Starter raste die Zwölferkogelpiste hinab – und dann passierte es: Luis Vogt verriss vor dem Zielsprung die Linie, sodass er auf der verkehrten Seite des Tors vorbeifuhr, abhob und nach einem etwa 15-Meter-Flug auf dem Rücken im Eis landete. Die Skibindungen lösten aus, zum Glück für den 22-jährigen Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV). Er rutschte etwa hundert Meter Richtung Zielbereich und rauschte durch ein Begrenzungspolster, ehe er im Stadion stoppte. Dort stand er zumindest auf, was die 15000 Zuschauer erleichtert mit Applaus begleiteten. Dann wurde er zur Untersuchung gefahren.
Nachdem der Schreckmoment verdaut war, konnte es wieder um jenen Mann gehen, der auf den Punkt zur Weltmeisterschaft das vielleicht beste Super-G-Rennen seiner bisherigen Karriere zeigte. Marco Odermatt aus der Schweiz war als Favorit gestartet und fuhr durch die Tore mit einer Mixtur aus Risiko und Skigefühl, an der sich spätestens im Ziel erahnen ließ, dass dies das Goldrezept sein musste an diesem Freitagmittag. „Der Ski hat genau das gemacht, was ich wollte“, sagte Odermatt später dem ORF. Eine fast schon unheimliche Harmonie zwischen Fahrer und Piste war das.
Als bester Deutscher reiht sich Simon Jocher auf Rang 18 ein
Der 27-jährige Sieger nahm allein dem Zweiten Raphael Haaser eine Sekunde ab, eine Welt im Skisport. Und in der WM-Historie ist das einen Vermerk wert, weil seit 34 Jahren kein Super-G-Weltmeister mehr mit so großem Vorsprung gewonnen hat. Noch weiter vorn lag 1991 der Österreicher Stephan Eberharter damals ebenfalls bei einer Sonnen-WM in Saalbach, als sein Land insgesamt elf Medaillen gewann, davon fünfmal Gold. Immerhin führt Österreich nach Renntag drei in Saalbach den Medaillenspiegel an, geteilt mit Italien und der Schweiz.
Der Norweger Adrian Smiseth Sejersted (+1,15), als Erster gestartet, holte Bronze, fünf Hundertstelsekunden vor Vincent Kriechmayr, der damit die dritte Medaille für Österreich knapp verpasste. Als bester Deutscher reihte sich Simon Jocher auf Rang 18 ein – mit beachtlicher Fahrt, weil er trotz Schmerzen nach einer Fersenprellung an den Start ging. „Es war einfach geil, wieder dabei zu sein.“ Rang 18 sei zwar nicht sein Anspruch, sagte der 28-Jährige, „aber mit dem Trainingsrückstand und dem Ausfall, den ich hatte, muss ich das jetzt so abnicken.“ Auf Rang 22 fuhr Jochers Teamkollege Romed Baumann, nicht minder beachtlich, mit 39 Jahren.
Und Luis Vogt vom SC Garmisch? Er erlitt Prellungen an der rechten Hüfte und eine Kapselzerrung im linken Knie, gab der DSV am Abend bekannt. Ob er das Training für das Abfahrtsrennen an diesem Samstag bestreiten kann, ist fraglich.