Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Huck zeigt großen Kampf - und verliert umstritten

Beim Kampf um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft gegen Alexander Powetkin präsentiert sich Marco Huck als variabler, präziser und wuchtiger Boxer. Am Ende des Kampfes taumelt sein Gegner durch den Ring und muss in seine Ecke geführt werden. Die Ringrichter sehen den Kampf anders und erklären Powetkin zum umstrittenen Sieger.

Jürgen Schmieder, Stuttgart

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Vor dem Kampf

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vor dem Kampf

Da die Stuttgarter Halle über zwei Arenen verfügt, findet nicht nur die Weltmeisterschaft im Schwergewicht statt, sondern auch das Konzert von Udo Jürgens. Vor der Halle  drängeln sich also ebenso viele Boxfans wie Anhänger des Liedermachers, was schon ein recht skurriles Bild bietet. Während der Vorkämpfe sitzt Hucks Trainer Ulli Wegner recht entspannt im Zuschauerbereich, von Powetkins Team ist niemand zu sehen. Am Ring sitzen Promis wie Sänger Toni Marshall und Schauspieler Max Tidof, dazu zahlreiche russische Unternehmer mit äußerst knapp bekleideten Begleiterinnen. Ebenfalls in Stuttgart: Henry Maske, Arthur Abraham, Regina Halmich - und Dereck Chisora, jener Boxer, der vergangene Woche gegen Vitali Klitschko verloren und sich danach auf der Pressekonferenz einen Kampf mit David Haye geliefert hat. Der Brite wird ausgepfiffen.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Einmarsch Marco Huck

Offizielles Wiegen Boxkampf Huck - Powetkin

Quelle: dpa

Einmarsch Marco Huck

Keine große Show: Huck erscheint im güldenen Mantel und boxt gegen ein paar Sandsäcke. Trainer Ulli Wegner trägt einen VfB-Stuttgart-Schal - was das Stuttgarter Publikum durchaus goutiert. "Marco ist sehr konzentriert, wir haben eine gute Strategie und können die Überraschung schaffen", sagt Wegner bei den Vorkämpfen. Es ist der erste Kampf im Schwergewicht für den 27 Jahre alten Marco Huck, im Cruisergewicht hat er 34 von 35 Kämpfen gewonnen. Für die neue Gewichtsklasse hat Huck an Masse zugelegt, er wiegt nun 95 Kilogramm bei einer Größe von 1,87 Metern. Er wirkt kräftig, aber nicht zu bullig.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Einmarsch Alexander Powetkin

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Einmarsch Alexander Powetkin

Ebenfalls ohne großes Gedöns: Powetkin kommt ruhig zum Ring, er lässt sogar die Sandsäcke in Ruhe. Das Heben der rechten Faust darf bei ihm schon als große Geste interpretiert werden. Powetkin ist in 23 Profikämpfen unbesiegt, 16 seiner Gegner hat er niedergeschlagen. Der 32 Jahre alte Russe präsentiert sich wie immer als Ein-Mann-Naturgewalt, er ist 1,88 Meter groß und ist 104 Kilogramm wuchtig. Beim Abspielen der Hymnen grinst Powetkin siegesgewiss und grüßt die Zuschauer in den ersten Reihen.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 1

Marco Huck - Alexander Povetkin

Quelle: dapd

Runde 1

Wegner erinnert seinen Schützling vor der Runde, seine Deckung nicht zu vernachlässigen. Das tut Huck, schlägt aber sogleich eine wuchtige linke Gerade an den Kopf seines Gegners. Powetkin versucht, den Kampf zu dominieren, doch Huck kontert äußerst gefährlich und lockt Powetkin in eine Infight-Schlacht - das wollte der Russe eigentlich verhindern. Die Runde dürfte Powetkin knapp gewonnen haben.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 2

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Runde 2

Powetkin probiert es mit linken Haken, kommt damit aber nicht zum Körper von Huck. Der Russe ist der aktivere Boxer, doch Huck wirkt wach und überaus konzentriert. Huck startet nur wenige eigene Aktionen, doch die sind gefährlich: Er springt quasi in seinen Gegner hinein und prügelt auf dessen Kopf. Aufgrund der Aktivität sollte Powetkin die Runde gehören - aber Huck wird stärker.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runden 3 und 4

Marco Huck - Alexander Povetkin

Quelle: dapd

Runde 3

Wegner redet in der Rundenpause auf Huck ein: Er solle häufiger Kombinationen schlagen und seine rechte Gerade häufiger nutzen. Huck hört auf seinen Trainer, doch der Russe steckt die wuchtigen Treffer scheinbar locker weg. Powetkin kann selbst zahlreiche Wirkungstreffer landen, die Huck doch beeindrucken. Der Russe präsentiert sich als variabler und präziser Boxer.

Runde 4

Powetkins Trainer fordert seinen Schützling in der Rundenpause auf, mehr auf seine Deckung zu achten, um keine Kopftreffer zu kassieren. Powetkin hat arge Probleme, er ist beeindruckt vom Schlag-Dauerfeuer Hucks und ist kurz davor, zu Boden zu gehen. Er duckt sich jedoch weg und kann sich zum Rundenende hin erholen.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 5

Marco Huck - Alexander Povetkin

Quelle: dapd

Runde 5

Schon jetzt ist klar: Dieses Duell ist spannend, intensiv und hochklassig, vor allem bahnt sich tatsächlich eine Überraschung an. Huck wirkt konzentriert und agiert auch - bei aller wilden Wucht - erstaunlich präzise und zeigt auch sehenswerte Kombinationen. Powetkin wirkt genervt, scheint sich aber erholt zu haben. Der Russe erkennt, dass er hart wird arbeiten müssen, um diesen Kampf zu gewinnen.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runden 6 und 7

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Runde 6

Nun könnte auch die Kondition beider Boxer prägend für diesen Kampf werden. Huck wirkt noch relativ fit, während der Russe doch hörbar durch den Mund schnauft und bei Schlägen stöhnt wie eine Tennisspielerin. Der Russe lässt auch seine Deckung hängen und erlaubt Huck schnelle Kopftreffer mit der linken Geraden. Powetkin will nach vorne marschieren, doch wirken seine Aktionen langsamer als noch zu Beginn des Kampfes.

Runde 7

Es wird deutlich: Der Außenseiter Huck merkt in den vergangenen Runden, dass er diesen Kampf gewinnen kann - und er versucht, seine Chance zu nutzen. Powetkin wirkt müde, er scheint überrascht zu sein von der Schnelligkeit und Präzision Hucks. Nach Punkten sollte Huck knapp vorne liegen, doch der Russe profitiert nun von seiner Erfahrung: Immer wieder duckt er sich weg und bietet ein nur schwer zu treffendes Ziel für Huck. Doch Huck bleibt dran und hat Powetkin kurz vor dem Niederschlag. Es spricht für die Nehmerqualitäten des Russen, dass er die Runde auf zwei Beinen beendet.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 8

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Runde 8

Bleibt Huck ruhig? Im Cruisergewicht war er es gewohnt, dass seine Gegner bei derartigen Treffern wie in der vergangenen Runde einfach umgefallen sind. Huck bleibt der aggressivere Boxer, wurde aber offensichtlich von Ulli Wegner zur Ruhe gemahnt. Er schützt sich formidabel gegen die nun doch arg langsamen Attacken Powetkins. Huck sollte deutlich führen, doch der Russe steht nach wie vor - und bleibt nach wie vor gefährlich mit wuchtigen Körpertreffern.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 9

Povetkin of Russia exchanges punches with challenger Huck of Germany during their WBA heavyweight world championship fight in Stuttgart

Quelle: REUTERS

Runde 9

Auch Huck wirkt nun ein wenig müde, er muss sich wohl ein wenig erholen von den Attacken der letzten Runden. Powetkin zeigt sich nun wieder ein wenig beweglicher und frischer - bis ihn Huck wuchtig am Kopf trifft. Doch offenbar hat der Russe ein Kinn aus Beton, er steckt die klaren und wuchtigen Treffer weg und fällt nicht auf den Ringboden. Huck will nun unbedingt den finalen Aufwärtshaken zum Kinn des Russen bringen, aber es gelingt ihm noch nicht. Powetkin duckt sich ständig weg, wird jedoch nicht vom Ringrichter ermahnt.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runden 10 und 11

Marco Huck - Alexander Povetkin

Quelle: dapd

Runde 10

Huck bleibt für seine Verhältnisse zurückhaltend. "Ich habe gelernt, dass ich so erfolgreicher bin - außerdem ist es gesünder", hat er vor dem Kampf im SZ.de-Interview gesagt. Er kontrolliert das Tempo des Kampfes, Powetkin wirkt müde und ratlos. Der Russe marschiert eindimensional nach vorne und muss bisweilen schwere Treffer hinnehmen. Dann duckt er sich wieder weg.

Runde 11

Es ist nun tatsächlich eine wilde Ringschlacht - die Powetkin nur durch Niederschlag wird gewinnen können.  Sein Trainer fordert ihn auf, häufiger zum Körper von Huck zu schlagen und ihn mit rechten Haken zu zermürben. Powetkin schlägt nun wild, aber auch ungenau. Huck kontert und landet erneut zahlreiche Kopftreffer. Das ist die Überraschung des Abends: Huck kann nicht nur prügeln, sondern clever kontern. Nur ein Mal trifft Powetkin - und das heftig: Ein linker Haken landet an Hucks Auge. Doch auch Hucks Nehmerqualitäten sind offensichtlich formidabel. Nach dem Rundengong schlagen beide Boxer weiter aufeinander ein.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Runde 12

Povetkin of Russia exchanges punches with challenger Huck of Germany during their WBA heavyweight world championship fight in Stuttgart

Quelle: REUTERS

Runde 12

Beide Boxer wirken nun müde, die Ankündigung Hucks im SZ.de-Interview scheint sich zu bewahrheiten: "Diesen Kampf wird der gewinnen, der den größeren Willen hat." Hucks Augen sind geschwollen, Powetkin sieht nun die Chance, doch noch zu siegen. Der Russe verliert jedoch bei seinen Angriffen häufig die Balance und muss zurückweichen. Wieder trifft Huck schwer, doch wie schon zuvor bleibt der Russe stehen.

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Marco Huck gegen Alexander Powetkin:Nach dem Kampf

International Boxing Gala: Alexander Povetkin v Marco Huck - WBA World Championship Fight

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nach dem Kampf

Huck lässt sich zurecht feiern, er hat einen großen Kampf geliefert - der Russe taumelt benommen durch den Ring und muss in seine Ecke geführt werden. Nun wird das Urteil erwartet. Die Richter werten den Kampf so: 114:114, 116:113, 116:112 - für Powetkin. Dieses Urteil, man kann es nicht anders sagen, ist eine glatte Fehlentscheidung. Ein Unentschieden oder ein knapper Sieg Hucks wäre dem Kampfverlauf angemessen gewesen. Im Ring kommt es zu Tumulten, es fliegen Schuhe.

Huck sagt: "Es ist eine Frechheit. Der Typ konnte nicht mal mehr stehen - und nun gewinnt er. Ich glaube, dass jeder, der den Kampf gesehen hat, mich als Gewinner gesehen hat."

© Süddeutsche.de/jüsc/olkl
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