Süddeutsche Zeitung

Marcel Schmelzer beim BVB:Ausgedienter Meisterspieler

  • Marcel Schmelzer kommt in dieser Saison beim BVB zu immer weniger Einsätzen.
  • Seit Monaten steht er vor seinem 250. Bundesligaspiel - es könnte gleichzeitig sein Abschiedsspiel werden.
  • Auf der Position des Linksverteidigers werden bei den Borussen schon einige neue Namen gehandelt.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Seit drei Monaten wartet Marcel Schmelzer auf sein Jubiläumsspiel. Seit dem 26. Januar hat der Linksverteidiger von Borussia Dortmund 249 Bundesligaspiele auf seinem Konto. Aber die Nummer 250 will einfach nicht folgen. Es ist auch nicht zwingend zu erwarten, dass er an diesem Ostersonntag im Gastspiel beim SC Freiburg aufs Feld kommt. Denn Schmelzer, der seit 2005 beim BVB spielt und seit 2008 in der Bundesliga, hat den Stammplatz längst verloren, den er über viele Jahre hatte.

Fünf Spiele bietet diese Saison noch, und gewiss wird der gebürtige Magdeburger in dieser Zeit noch einmal eingesetzt. Schmelzer gebührt eine Partie in stattlichem Rahmen. Denn trotz seines bis 2021 gültigen Vertrags wird dies wohl sein Abschiedsspiel werden.

Der 31-Jährige hat in Dortmund keine Perspektive, und wenn er in den vergangenen Wochen gelesen haben sollte, wer alles beim BVB für die Linksverteidigerposition gehandelt wird, dann dürfte es ihm in den Ohren gedröhnt haben: Nico Schulz (26 Jahre, TSG Hoffenheim, 20 Millionen Euro Marktwert), Philipp Max (25 Jahre, FC Augsburg, 17 Mio.), Jérôme Roussillon (Franzose, 26, VfL Wolfsburg, 15 Mio.), Filipe Luis (Brasilianer, 33, Atletico Madrid, ablösefrei), Marc Cucurella (Spanier, 20, Eibar, 10 Mio.), Alfonso Pedraza (Spanier, 23, Villareal, 15 Mio.), Ricardo Rodriguez (Schweizer, 26, AC Mailand, 17 Mio.) und Rogério (Brasilianer, 21, Sassuolo, 8 Mio.). Dem Vernehmen nach läuft es aber auf den Hoffenheimer Nationalspieler Schulz hinaus.

Kürzlich sah er sogar Gelb - vor Wut war er aufs Feld gelaufen

Man könnte vermuten, dass Schmelzer frustriert ist, ob dieser aussichtslosen Konstellation, aber zumindest während der jüngsten Spiele war das Gegenteil der Fall. Zuletzt, beim glücklichen 2:1-Sieg gegen Mainz, als Schmelzer eigentlich zum Warmmachen hinter das Tor geschickt worden war, unterstützte er seinen Torwart Roman Bürki und seine Mitspieler auffallend rhetorisch und gestenreich, und einen Monat zuvor, beim glücklichen 3:2-Sieg in Berlin, hatte er als Ersatzspieler sogar eine Gelbe Karte erhalten, weil er entrüstet aufs Feld gelaufen war, als Herthas Vedad Ibisevic dem BVB-Torwart Bürki den Ball gegen den Kopf geworfen hatte.

"Er gibt immer das Beste für die Mannschaft und unterstützt uns mit seinen Worten", lobt Bürki. Der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagt: "Aktuell ist die Situation nicht einfach für Marcel, er möchte selbstverständlich mehr Einsatzzeiten und verhält sich sehr professionell und loyal, er ist ein außerordentlich verdienter BVB-Profi, einer unserer Meisterspieler, ein unfassbar guter Junge."

Meisterspieler - diese Auszeichnung bezieht sich auf die erfolgreiche Phase unter Trainer Jürgen Klopp. 2011 und 2012 wurde Schmelzer mit dem BVB Meister, 2012 und 2017 Pokalsieger, und 2013 zog man ins Champions-League-Endspiel ein, das dann aber Bayern München gewann. Diese beste Phase der jüngeren Dortmunder Fußballhistorie war auch Schmelzers beste Zeit als Fußballer. 16 Länderspiele hat er in dieser Phase absolviert, das letzte aber datiert vom März 2014, was bedeutet, dass er beim WM-Triumph in Brasilien schon nicht mehr dabei war. 2009 ist er mit der U21-Nationalmannschaft Europameister geworden, wurde im Endspiel allerdings erst ganz kurz vor Schluss eingewechselt.

Schmelzer hat eine große Fußballkarriere hinter sich, noch größere Triumphe wie der Champions-League-Gewinn oder der WM-Titel blieben ihm aber knapp versagt. Seiner Leidenschaft konnte dieser Umstand sowie die jüngste Phase als Reservist aber nichts anhaben. Marcel Schmelzer wird auch in seinem 250. Bundesligaspiel für Borussia Dortmund alles geben und vom kommenden Sommer womöglich auch bei einem anderen Verein. Mit 31 Jahren ist er nämlich noch nicht am Ende seiner Karriere angekommen.

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SZ vom 21.04.2019/dsz
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