Süddeutsche Zeitung

Manuel Neuer:"Die Nation muss sich keine Sorgen machen"

Manuel Neuer spricht im Interview über kleine Ängste, große Ziele und ungerechte Unterstellungen. Er ist fest überzeugt: "Es ist alles wieder da."

Von Klaus Hoeltzenbein und Christof Kneer

Nationaltorwart Manuel Neuer hat im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erstmals eingeräumt, dass die Fortsetzung seiner Karriere durch seine Mittelfußverletzung ernsthaft gefährdet war. "Ein erneuter Rückfall vor der WM hätte die ganze Sache womöglich beenden können", sagte er am Ende eines Jahres, "in dem ja doch alles ein bisschen auf der Kippe stand". Trotzdem oder gerade deshalb sei 2018 für ihn aber auch ein schönes Jahr gewesen: "Ich kann wieder alles machen, nichts tut mehr weh." Er wisse es "sehr zu schätzen, dass ich noch dabei und wieder topfit bin".

Vehement wehrt sich Neuer gegen die Unterstellungen, wonach er nicht mehr so gut halte wie vor seiner langen Verletzungspause. Er kenne "diese ganzen Statistiken", sagt er, "aber für mich ist wichtig, wie ich die Dinge sehe, niemand anderes". Die Nation müsse sich keine Sorgen machen, "es ist alles wieder da". Was die Zukunft angeht, gibt Neuer sich kämpferisch: Er wolle den aktuell weltbesten Torhütern "schon zeigen, dass ich's auch noch kann". Er gehe davon aus, dass er auch die sogenannten Unhaltbaren noch halten könne, das würden "die Leute bald wieder sehen".

"Ich bin überhaupt nicht satt"

Auch mit einem halben Jahr Abstand zeigt sich der Kapitän der Nationalmannschaft noch immer überrascht über das schwache Abschneiden der DFB-Elf bei der WM in Russland. Ein Auftaktspiel wie die Niederlage gegen Mexiko habe er sich nicht vorstellen können: "So ohne Herz und ohne Willenskraft habe ich eine deutsche Nationalmannschaft bei einem Turnier noch nie erlebt." Die Mannschaft wisse nun jedoch, dass ein Jahr wie 2018 nicht mehr vorkommen dürfe. "Wir haben jetzt den Anspruch, uns vor Holland als Gruppenerster für die EM zu qualifizieren. Die Leute sollen wieder eine Nationalmannschaft sehen, die richtig Spaß macht - und wieder gern ins Stadion kommen".

Den Umbruch, den Bundestrainer Joachim Löw gerade vollzieht, unterstützt Neuer - er selbst habe aber nie darüber nachgedacht, seinen Posten im Tor zu räumen. "Das, was unserer Generation nach dem Turnier alles so nachgesagt wurde, das stelle ich an mir überhaupt nicht fest", sagt Neuer. "Ich bin überhaupt nicht satt, ich fühle mich immer noch sehr hungrig und habe immer noch das große Bedürfnis, in der Nationalmannschaft zu spielen und mit ihr Titel zu gewinnen."

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