Mannschaftssport bei Olympia:Deutschland braucht neue Nowitzkis

Deutschland - Spanien

So ging Dirk Nowitzki aus seinem letzten Länderspiel: Nach dem EM-Spiel gegen Spanien war der Applaus laut - und doch flossen Tränen.

(Foto: Rainer Jensen/dpa)

Mit dem endgültigen Olympia-Aus der DBB-Basketballer endet Dirk Nowitzkis glanzvolle Karriere im Nationalteam - und es offenbart sich, dass der deutsche Mannschaftssport ein Problem hat.

Kommentar von Joachim Mölter

Die Bilder vom 10. September 2015, wie Dirk Nowitzki die Huldigung des Publikums in der Berliner Arena am Ostbahnhof entgegennimmt, wie er sich in alle Richtungen verbeugt, wie er versucht, mit dem durchgeschwitzten Trikot die Tränen der Rührung zu trocknen - diese Bilder werden die letzten bleiben, auf denen man den Basketball-Profi der Dallas Mavericks im deutschen Nationaltrikot sieht.

Das steht fest, seit der Weltverband Fiba am Dienstag die Qualifikationsturniere für Olympia 2016 an Italien, Serbien und die Philippinen vergeben hat. Der Deutsche Basketball Bund (DBB) bemühte sich vergebens um die Ausrichtung eines dieser Turniere; das war die letzte Chance gewesen, noch nach Rio zu kommen. Die sportliche Qualifikation hatte das Team um Nowitzki bei der EM in Berlin verpasst.

Deutsche Mannschaften in Rio? Bisher nur Fußball und Hockey

Dass die deutschen Basketballer die Olympischen Spiele von Rio nun bloß aus der Ferne sehen, ist schade für sie. Es ist aber auch schade für die deutschen Sportler, die im August in Brasilien antreten dürfen. Das Olympia-Erlebnis lebt erfahrungsgemäß von den Emotionen, welche die Teamsportler einbringen.

Wenn ein, zwei Dutzend Leute im Olympischen Dorf einen Sieg bejubeln, strahlt das stärker auf die Gesamt-Delegation aus, als wenn ein Einzelner seinen Erfolg in einem stillen Eckchen feiert. Und selbst wenn eigene sportliche Erfolge ausbleiben, können Teamsportler die Stimmung heben. Dirk Nowitzki hat das 2008 in Peking demonstriert, als er - so oft es ging - alle möglichen Sportkameraden seinerseits als Fan anfeuerte.

Auf solche Unterstützung wird die deutsche Olympia-Expedition in Rio nun verzichten müssen. Bislang haben sich nur halb so viele Mannschaften qualifiziert wie für Peking 2008, nämlich vier: die Fußball- und Hockeyteams beiderlei Geschlechts. Viel mehr werden auch nicht mehr dazukommen. Den Wasserballern entgleiten bei ihrer EM gerade die ohnehin geringen Möglichkeiten, die Rugby-Auswahl gilt als chancenlos, die besten Aussichten haben noch die Handballer: Unabhängig von ihrem Abschneiden bei der laufenden EM in Polen sind sie für das letzte Qualifikationsturnier im Frühjahr gesetzt.

Nun muss man nicht gleich den Niedergang der deutschen Mannschaftssportarten beklagen. Die Qualifikation für Olympia ist extrem hart, mehr als zwölf Teams pro Sportart verträgt das Programm nicht, die Volleyballer zum Beispiel haben die Teilnahme jüngst trotz beachtlicher Leistungen verpasst.

Genau diese schwierige Qualifikation macht eine Olympia-Teilnahme aber so wertvoll: Selbst einer wie der 37 Jahre alte Dirk Nowitzki zählt sie zu den Höhepunkten seiner Karriere. Nur wegen der Aussicht auf ein weiteres Mal Olympia hat er im vorigen Jahr sein Comeback gegeben im Nationaltrikot. Künftig müssen andere einen neuen Anlauf auf Olympia nehmen, im Basketball wie in anderen Team-Sportarten.

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