Süddeutsche Zeitung

Manipulationsverdacht in der Bundesliga:Ex-Profi bestätigt Bestechungsversuch

20.000 Euro für einen verschossenen Elfmeter? Ex-Profi Sean Dundee erhielt dieses Angebot - und lehnte ab. Ein Enthüllungsjournalist sieht den Fußball "in großer Gefahr".

Der ehemalige KSC-Profi Sean Dundee hat bestätigt, dass er für Spielmanipulationen angeworben werden sollte. Im Sommer 2005 sei Dundee von einem Mann angesprochen worden, der sich als Fan ausgab, berichtet das ARD-Magazin Fakt in seiner Ausgabe am Montag (21.45 Uhr).

"Der hat nur gesagt, ob ich mir vorstellen kann für Geld - 10-, 15-, 20.000 Euro - einen Elfmeter zu verschießen. Ich habe gesagt, so etwas mache ich nicht", wird Dundee in einer Pressemitteilung der ARD zitiert. Der 35 Jahre alte frühere Fußball-Profi, der seine Laufbahn mittlerweile beendet hat, bestätigte auch, dass zwei weitere KSC-Spieler angesprochen wurden.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass neben einem Spiel der Weltmeisterschaft 2006 (Achtelfinalpartie Ghana - Brasilien) auch zwei Begegnungen des deutschen Profi-Fußballs unter dem Verdacht stehen, manipuliert worden zu sein: die Bundesliga-Partie Hannover 96 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 26. November 2005 und das Zweitliga-Spiel Karlsruher SC gegen Sportfreunde Siegen am 7. August 2005.

"Sport ist in ernster Gefahr"

Derweil stellte der kanadische Enthüllungsjournalist Declan Hill am Montag in Berlin sein Buch "Sichere Siege" vor. "Unser Sport, den wir lieben, ist in ernster Gefahr", meinte Hill. Das Buch, für das er drei Jahre recherchierte, erscheint am Dienstag zeitgleich in sieben Ländern, unter anderem Deutschland, Kanada, Frankreich und Italien.

Hill beschreibt historisch und systematisch Fußball-Manipulationen. Er behauptet, von Asien würden Spiele in vielen europäischen Ligen verschoben. Der ständig wachsende Wettmarkt sorge dafür, dass der Ausgang auch großer und wichtiger Spiele oft nicht mehr dem Zufall überlassen werde.

Hill betonte, er habe nicht behauptet, dass das Bundesligaspiel Hannover 96 gegen Kaiserslautern vom 26. November 2005 verschoben worden sei. Er habe nur Leute getroffen, die den Ausgang hätten voraussagen können. Ähnlich sei es mit dem WM-Spiel Ghana gegen Brasilien im Jahr 2006 gewesen.

Der ehemalige Nationaltorhüter Ghanas, Abukari Damba, hat die gegen ihn erhobenen Manipulationsvorwürfe während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zurückgewiesen. "Das ist eine Lüge! Unwahr!", sagte Damba der Bild. Der kanadische Autor Declan Hill hatte in einem Spiegel-Interview erklärt, dass der damalige U 17-Trainer des afrikanischen Landes das WM-Achtelfinale Brasilien gegen Ghana (3:0) beeinflusst haben könnte. Laut Hill soll Damba Kontakt zu asiatischen Wettpaten gehabt haben. Dies bestritt Damba. "Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Bangkok", sagte er und kündigte rechtliche Schritte an.

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