Manipulations-Eklat bei Olympia:Acht Badminton-Spielerinnen disqualifiziert

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Drastisches Urteil gegen vier Badminton-Paare: Laut übereinstimmender Medienberichte wurden Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien von ihren Verbänden disqualifiziert, ein Ausschluss vom IOC steht noch aus. Sie hatten Bälle absichtlich ins Netz oder ins Aus gedroschen - um in der Ausscheidungsrunde auf leichtere Gegner zu treffen.

Zu den olympischen Grundgedanken zählt neben dem Dabeisein bekanntlich auch Fairplay. Sich mit anderen Sportlern zu messen und sein Bestes zu geben - egal ob am Ende Sieg oder Niederlage stehen - macht für viele die Seele der Spiele aus. Ob diese Art der Sportler-Ethik auch im Badminton-Wettbewerb am Dienstag prägend war, darf bezweifelt werden.

Diskussionen am Netz: Im Badminton sollen Spielerinnen mit Absicht verloren haben.  (Foto: REUTERS)

Im Damendoppel zwischen den topgesetzten Chinesinnen Wang Xiaoli/Yu Yang und den Südkoreanerinnen Jung Kyung Eun/Kim Ha Na versuchten offenbar beide Paare, das Spiel absichtlich zu verlieren, um eine bessere Ausgangsposition in der K.-o.-Runde zu haben.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wurde der Vorgang noch in der Nacht vom Badminton-Weltverband WBF untersucht, es folgte eine offzielle Anklage - jetzt berichten verschiedene Medien wie die BBC übereinstimmend, dass die Spielerinnen von ihren jeweiligen Verbänden disqualifiziert wurden. Ob die Beschuldigten auch vom IOC offiziell ausgeschlossen werden, steht noch nicht fest. Auch ein weiteres südkoreanisches und ein indonesisches Doppelpaar soll eine Partie geschoben haben - der vermeintliche Auschluss betrifft also ingesamt acht Sportlerinnen.

Der Verband beschuldigt die Akteure, nicht ihr Maximum geleistet zu haben, um ein Spiel für sich zu entscheiden. Ihre Darbietung sei "offensichtlich für den Sport herabsetzend und schädlich" gewesen, hieß es in einer Mitteilung. Welche Sanktionen den beteiligten Spielerinnen blühen würden, war zunächst noch ungewiss. Doch der Betrug war offensichtlich: Neun Aufschläge spielten die favorisierten Chinesinnen alleine im ersten Satz ins Netz oder ins Aus und verloren schließlich 11:21, 14:21. Der längste Ballwechsel im ersten Durchgang hatte ganze vier Schläge.

Nachdem der Schiedsrichter beide Doppel ermahnt hatte, fingen immerhin die Südkoreanerinnen an, ernsthaft um den Sieg zu spielen. Die Zuschauer in der Wembley Arena buhten die Spielerinnen für die unwürdige Vorstellung minutenlang aus. Weltmeisterin Yu gab die absichtliche Niederlage im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters indirekt sogar zu: "Unsere Gegner waren wirklich stark. Es war das erste Mal, dass wir gegen sie gespielt haben, und am Mittwoch beginnt die K.-o.-Runde. Wir waren bereits qualifiziert und wollten mehr Energie für das Viertelfinale haben."

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Martin Kranitz, Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), ärgerte sich über das Verhalten der asiatischen Spielerinnen. "Ich würde alle disqualifizieren, die so etwas machen", sagte Kranitz. "Ich hoffe, dass der Weltverband den Mut hat, eine harte Entscheidung zu fällen. Was da passiert ist, ist unsportlich und entspricht nicht den Regeln des Fair Play", sagte Kranitz am Mittwoch.

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Gleichzeitig forderte er Regeländerungen, um künftig Manipulationen zu erschweren. "Gruppenspiele sind gut für unseren Sport. Aber es muss künftig ausgeschlossen werden, dass dort manipuliert werden kann."

Harte Kritik ernteten die Athletinnen auch von Olympia-Organisationschef Sebastian Coe, der ihr Verhalten als "nicht akzeptabel" bezeichnete. Auch der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Mark Adams, schloss sich der Meinung Coes an. "Das ist mit Sicherheit nicht zu akzeptieren. Die Leute kommen und wollen guten Sport sehen."

Der internationale Badminton-Verband habe eine Klausel in seinen Statuten, die vorsieht, dass die Athleten ihr Bestes geben müssen. Zu fairem Wettkampf verpflichten sich alle Olympia-Teilnehmer auch durch den Athleten-Eid, der bei der Eröffnungsfeier stellvertretend von einem Sportler gesprochen wird.

Beide Doppel wussten, dass der Sieger in der oberen Hälfte mit dem chinesischen Doppel Tian Qing/Zhao Yunlei spielen wird. Bei den Olympischen Spielen in London werden im Badminton erstmals Gruppenspiele ausgetragen. Die Sportart ist seit 1992 im olympischen Programm - die offensichtliche Schiebung und der Ausschluss werden an diesem Nachmittag Thema einer Pressekonferenz des Weltverbandes sein.

© SZ.de/sid/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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