ManCity in der Champions League:Kurzpass um Kurzpass Richtung Finale

ManCity in der Champions League: Riyad Mahrez traf für City zum 2:1 - und bekommt Glückwünsche vom anderen Torschützen: Kevin De Bruyne.

Riyad Mahrez traf für City zum 2:1 - und bekommt Glückwünsche vom anderen Torschützen: Kevin De Bruyne.

(Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP)

Das Petrodollar-Duell zwischen Paris und Manchester liefert faszinierende Einblicke. Guardiola ist nach dem 2:1 begeistert - PSG beschäftigen Gerüchte um Neymar und Messi.

Von Javier Cáceres

Es wird sich vermutlich nie eruieren lassen, welcher Spieler oder Trainer von Manchester City sich in der Nachfolge des früheren Königs Ferdinand VII. wähnen darf, er regierte Spanien Anfang des 19. Jahrhunderts. Oder auch von Karl III. (1759 bis 1788), dem der Spruch auch schon zugeschrieben wurde: "Zieh mich langsam an, denn ich hab's eilig", soll Ferdinand VII. einem Kammerdiener gesagt haben, dem beim Knöpfen die Hände zitterten.

Was das also mit Manchester City und dem Champions-League-Halbfinal-Hinspiel bei Paris Saint-Germain zu haben könnte, das die Engländer am Mittwochabend in der französischen Hauptstadt mit 2:1 gewannen? Nun: Als Kevin De Bruyne nach der Partie gefragt wurde, wo der Schlüssel zu einem Sieg gelegen habe, der das Tor zum Königsklasse-Finale von Istanbul weit aufstieß, sagte er, dass man zur Halbzeit verabredet habe, "etwas langsamer zu spielen, besser mit dem Ball die Ruhe behalten". Mit Weile zu eilen, gewissermaßen. Und siehe, es wirkte: "Die zweite Halbzeit war sehr gut", fand der Belgier.

Das Petrodollar-Duell zwischen PSG (Katar) und City (Vereinigte Arabische Emirate) trug bisweilen faszinierende Züge. Die erste Halbzeit stand noch unter dem Eindruck der nicht zu leugnenden Klasse des brasilianischen Stürmers Neymar Jr., wenngleich es sein Landsmann Marquinhos war, der die Führung erzielte - per Kopf, nach einem von Ángel Di María getretenen Eckstoß (15.). Der zweite Finaleinzug in Serie, er wirkte so nah. Dann aber habe City nach gut 20 Minuten "das Pressing etwas umgestellt", berichtete De Bruyne, und das war weniger augenscheinlich als das, was nach der Halbzeit klar zu erkennen war: dass PSG sich zurückzog und City sich nicht beirren ließ.

"Sie waren fantastisch", lobt Guardiola seine Spieler

Kurzpass um Kurzpass spielte City, gewann an Sicherheit und Ballbesitz, bis Pep Guardiolas Elf den Ausgleich durch De Bruyne (64.) erzielte und dann nach einem von Riyad Mahrez direkt verwandelten Freistoß "Bingo" rufen konnte, weil die PSG-Mauer sich geöffnet hatte (77.). Er selbst habe "Glück" gehabt, bekannte De Bruyne, als er über sein Tor referierte. Fürwahr: Er hatte eine Flanke in den Strafraum geschlagen, PSG-Torwart Keylor Navas sah dann, als der Ball langsam wie ein Schmetterling ins Netz flog, blöder aus, als er gewesen war.

Vor Navas tummelten sich so viele Spieler in der Flugbahn des Balles, dass er damit rechnen musste, jemand könne ebendiese noch verändern. Entscheidend dafür, dass Citys Sieg verdient genannt werden konnte, war aber letztlich etwas anderes: die Halbzeitansprache von Trainer Guardiola, 50, der nach seinem Abschied aus Barcelona (2012) nie wieder ein Champions-League-Finale erreicht hat. Weder mit dem FC Bayern (2013 bis 2016) noch in den vergangenen fünf Jahren mit Manchester City.

"Wenn wir verlieren sollten, verlieren wir", habe er der Mannschaft gesagt, "wenn wir das Finale nicht erreichen, probieren wir es halt nächstes Jahr wieder. Aber versucht, unser Spiel zu spielen! Was ist unsere Identität, mit Ball und ohne Ball? Geht raus und versucht's!", sagte Guardiola. Und siehe: "Sie waren fantastisch", lobte der Katalane.

Wobei das auch durch einen Umstand begünstigt wurde, den L'Équipe am Donnerstag wortspielend "la disPARIStion" nannte, das Verschwinden von PSG. "Nach der Resilienz kam der Glanz", schrieb der Daily Telegraph am Donnerstag, "nach ihrer größten Champions-League-Nacht" stehe das Finaltor weit offen. Die Statistik belegt das. In den 47 Fällen, in denen ein englisches Team wie nun City auswärts ein K.-o.-Runden-Hinspiel gewann, kam immer das englische Team weiter. Nur: Auf der Seite von PSG stehen eben Kylian Mbappé, der am Mittwoch enttäuschte, und Neymar Jr., der auch fern des Rasens von sich reden machte.

Was tut sich zwischen PSG und Lionel Messi?

Denn: Der brasilianische Sender TNT Sports, der 2017 bei Neymars 222-Millionen-Euro-Transfer von Barcelona nach Paris sehr früh sehr richtig gelegen hatte, berichtet nun über ein PSG-Angebot für Lionel Messi, 33. Es soll so dermaßen gut dotiert sein, dass die katarischen Geldgeber die Gewissheit hätten, der Kapitän des FC Barcelona könne es aus allen möglichen, nicht aber aus finanziellen Gründen ablehnen. Die Vertragslaufzeit für den mehrmaligen Weltfußballer sei auf zwei Spielzeiten angelegt, plus ein optionales drittes Jahr. Aber kurz nachdem diese Meldung zirkulierte, ließ in Barcelona auch TV3 aufhorchen.

Der katalanische Sender berichtete davon, dass sich Messis Vater (und Manager) Jorge Messi vergangene Woche diskret mit Joan Laporta getroffen habe, dem neuen Präsidenten des FC Barcelona. Auch da sei es um einen möglichen neuen Vertrag gegangen. Im Raum steht angeblich die Bereitschaft Messis, sein Salär substanziell zu senken. Um sagenhafte 50 Prozent, auf dann immer noch fantastische 35 Millionen Euro netto pro Jahr. Bedingung sei, dass ihm der Klub nach dem Ende der Saison eine Anschlussverwendung zusichere und dann ebendiesen Betrag für geraume Zeit weiterzahle.

Was das wiederum für den schon länger gehegten Traum Neymars bedeutet, wieder mit seinem alten Kumpel Messi zusammenzuspielen, so wie zwischen 2013 und 2017 bei Barça? Zuletzt hatte der 29-jährige Brasilianer erklärt, sich in Paris wohlzufühlen; mit dem Abschluss der angeblich ausgehandelten Vertragsverlängerung lässt er sich aber noch Zeit.

In Barcelona berichtete El Mundo Deportivo am Donnerstag, Neymar biete sich weiter beim FC Barcelona an. Doch ob sich Barcelona ausgerechnet darauf einlässt oder eher einen zukunftsträchtigeren Spieler wie etwa Erling Haaland von Borussia Dortmund holt, wird die Zukunft weisen.

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