Manchester United unterliegt Real Madrid:Besiegt vom alten Helden

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Beinahe entschuldigend jubelte Cristiano Ronaldo über sein 2:1 in Manchester. 

(Foto: Getty Images)

Ausgerechnet Cristiano Ronaldo erledigt die früheren Kollegen: Real Madrid erreicht nach einem hart erkämpften 2:1-Sieg in Manchester das Viertelfinale der Champions League, das wahrscheinlich ohne Klubs von der Insel ausgetragen wird. Nach verschlafener erster Halbzeit zeigt sich die Klasse der Spanier - United hadert mit einem Platzverweis.

Aufhören, wenn's am schönsten ist, hieß es unfreiwillig für Manchester United im Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid. Nach verdienter, wenn auch per Eigentor erzwungener 1:0-Führung brach der souveräne Leitwolf der Premier League vorübergehend zusammen, als er Nani durch umstrittenen Feldverweis verlor.

Spaniens Rekordmeister nutzte den Schockmoment und drehte binnen weniger Minuten die Partie durch Tore von Modric und Cristiano Ronaldo in ein 2:1 (0:0). Die englische Milliarden-Liga hingegen dürfte erstmals seit 1996 kein Team im Viertelfinale stellen - es sei denn, dem FC Arsenal gelingt kommende Woche in München eine sensationelle Wende.

Die Machete - oder gleich das Maschinengewehr? Die zwei Hilfsmittel hatte ManU-Coach Ferguson öffentlich erwogen angesichts seines Ex-Zöglings Cristiano Ronaldo, der jetzt als Anführer Real Madrids nach Old Trafford zurückkehrte. Ginge es nach Ferguson, hätte er gleich da bleiben können, britischen Medien zufolge ist ManU bereit, 70 und mehr Millionen Euro zu zahlen.

Jedenfalls steht nicht jeder bei Sir Alex so hoch im Kurs wie Ronaldo oder wie Manchesters ewiger Ryan Giggs; das 39-jährige Körperwunder hat soeben bis 2014 verlängert und absolvierte Dienstagnacht sein 1000. Pflichtspiel. Auf der Bank saßen indes Rooney und der Japaner Kagawa, die das 4:0 am Wochenende gegen Newcastle noch allein rausgeschossen hatten.

Herzlich empfangen wurde Ronaldo von 75 000 Fans, nach vier Minuten nahm er erstmals die Pistolero-Position ein. Der Freistoß aber blieb in der Mauer hängen. Aus einem massierten Mittelfeld erwuchs zunächst in keine Richtung Torgefahr. Erst nach einer Viertelstunde versiebte van Persie nach Giggs feinem Außenristpass die erste Torchance. Während Reals Kombinationsfußball weiter stecken blieb, stieß ManU nun öfter flott über die Flügel vor. In der 21. Minute fast die frühe Belohnung: Giggs' Eckball köpfte Vidic an den Pfosten.

28 Minuten waren gespielt, als Ronaldo der erste lange Ball im ManU-Strafraum erreichte, doch der Mann, der für Real 186 Tore in 185 Pflichtspielen erzielt hatte, nahm den Pass umständlich an, statt direkt aufs Tor zu halten. Der nächste lange Ball fand Higuain, der aber seinen Meister in Torwart De Gea.

Zum intensiven Lauf- und Kampfspiel beider Teams kamen nun die Chancen. Auf der Gegenseite parierte Lopes mit Mühe van Persies Gewaltschuss und musste auch noch in Welbecks Nachschuss hechten. Kaká ersetzte den verletzten di Maria, bevor es in die Kabine ging.

Erfolgreich im Jogging-Modus

Klar war: Real musste mehr tun. Deutlich mehr, ein Tor war fürs Weiterkommen unabdingbar; Manchester reichte nach dem 1:1 in Madrid das 0:0. Und gegen den melancholischen Flaneur Ronaldo hatte es bisher weder Machete noch MG gebraucht.

Kaum drei Minuten nach Wiederanpfiff startete ManU den nächsten Überfall. Der starke Nani legte den Ball quer in die aufgescheuchte Real-Deckung, wo ihn Sergio Ramos ins eigene Tor spitzelte. Das verdiente 1:0 sorgte für etwas mehr Betriebsamkeit bei den Spaniern. Selbst Ronaldo stieg vom Stand-by- in den Jogger-Modus um.

Dann der Schock für ManU: Nani sah nach eingesprungener Grätsche in Brusthöhe gegen Arbeloa die rote Karte (57.). Auch der Gefoulte ging vom Feld, für ihn kam in Modric eine weitere Kreativkraft. Donnernde Buhrufe begleiteten jetzt jeden Real-Angriff, die Gäste kamen. ManUnited ließ es zu. Modric zirkelte den Ball aus 20 Metern ins Tor (66.).

Real-Coach Mourinho schickte den einwechselbereiten Stürmer Benzema zurück auf die Bank. ManU hing ja erkennbar in den Seilen. Nur drei Minuten später sorgte eine brillante Kombination über Özil und Higuain für das 2:1. Ronaldo hatte aus kurzer Distanz eingeschoben, entschuldigend hob er die Hände zur Tribüne: Der verlorene Sohn, der Spaziergänger - jetzt also doch der Vollstrecker.

Ferguson, im Gesicht zornrot wie die Trikots seiner dezimierten Truppe, brachte Rooney. Und die Engländer kamen noch mal. Zwei Tore brauchten sie, in Unterzahl - wie sollte das gehen? Sie taten alles, dreimal musste Real-Keeper Lopez den Sieg noch festhalten. Am Ende vergab dann auch Ronaldo zwei Großchancen - er hatte sich gnädig in den Spaziergänger zurückverwandelt.

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