Manchester United:Der Preis seiner Aufbauarbeit: die Entlassung

Die Spekulationen um van Gaals Zukunft bei United nahmen zuletzt eine unaufhaltbare Eigendynamik an. Das unwürdige Schauspiel hatte nach dem 0:2 bei Stoke City am zweiten Weihnachtsfeiertag begonnen. Voreilig war seine Entlassung verkündet worden. Das Informationshaschen hätte nun beinahe für den Abbruch der Pressekonferenz gesorgt. Die Nachfragen über die Pläne van Gaals wollten kein Ende nehmen. "Ich möchte nicht über meine Zukunft sprechen", hatte van Gaal da noch verkündet. Stattdessen deutete er lieber auf die glitzernde Auszeichnung vor ihm. "Schaut hin, was ich erreicht habe. Es gibt nicht viele Trainer, die in vier verschiedenen Ländern Pokale gewonnen haben."

Der FA-Cup ist der erste und vorerst letzte Titel van Gaals auf der Insel. Mit dem zwölften Triumph in diesem Wettbewerb schließt der Rekordmeister in der Bestenliste auf zum Rekordpokalsieger FC Arsenal auf. Aus Stolz ließ sich van Gaal im Kabinentrakt mit dem Pokal und Uniteds Trainerlegende Sir Alex Ferguson fotografieren, ein Abschiedsbild. Weil ein Pokalsieg nicht ausreichend ist für einen Verein, der in den vergangenen Spielzeiten mehr als 300 Millionen Euro in Spieler investierte.

"Danke für die Glückwünsche"

Nach einer ersten erfolglosen Saison, die den 63 Millionen Euro teuren Transferflop Angel di Maria beinhaltete, erkannte van Gaal, dass das Wettbieten auf dem Spielermarkt nicht mehr die einzige Lösung sein kann, um den Verein zu alter Stärke zurückzuführen. "Wenn United einen Profi verpflichten möchte, ist der Preis mehr als doppelt so hoch." Van Gaal setzte auf Kosten der Ergebnisse einen Kurswechsel in Gang, indem er versuchte, durch die Förderung der Akademietalente eigene Marktwerte zu generieren.

Angreifer Marcus Rushford gilt als Topprofi der Zukunft, seine Dynamik und Ballbehandlung erinnern an Cristiano Ronaldo, dessen Stern bei United aufging. Der Preis, den van Gaals für seine Aufbauarbeit bezahlen muss, ist jetzt nicht mehr Kritik, sondern die Entlassung. Das Verpassen der Champions League dürfte das entscheidende Kriterium gewesen sein. Die Europa League passt nicht zur Geschichte Manchesters.

Zum Abschluss seiner letzten offiziellen Medienrunde hielt der Egozentriker den FA-Cup vor Journalisten hoch. Dann sagte er: "Danke für die Glückwünsche." Es war beißende Ironie.

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