Sperre gegen Manchester City:Lottogewinn für die Berater

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Juwele des ManCity-Kaders: der deutsche Nationalspieler Leroy Sané (links) und der frühere Wolfsburger Kevin De Bruyne. (Foto: David Blunsden/imago)

Wegen der Europapokal-Sperre gegen Manchester City werden die besten Spieler kaum eine internationale Kreativpause einlegen. Ihnen bietet sich die Chance auf krasse Nebeneinnahmen.

Kommentar von Thomas Kistner

Als am Wochenende die ersten Schockwellen über Manchester City hinwegbrausten, schloss sich flott die Wagenburg. Kluboffizielle beteuerten, man werde die drohende Verbannung aus der Champions League für die Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 mit größtem Aufwand und Topanwälten bekämpfen, Pep Guardiola ließ keinen Zweifel daran, wie tief er gerade jetzt als Citizen empfinde. Sein Umfeld lässt durchsickern: Der Coach stehe felsenfest zum Verein, ja, er fasse gar eine Vertragsverlängerung ins Auge.

Was man so erzählt, wenn es einen eiskalt erwischt hat. Aber: eiskalt erwischt? Wenn sich der Horror gelegt hat, beginnt hier das Problem. Dann bieten sich Guardiola samt Personal zwei Überlegungen an, die beide nicht motivierend sein können für das anstehende Achtelfinale in der Champions League gegen Real Madrid. Entweder kam der Bannspruch wirklich überraschend: Dann fragt sich, mit welcher Strategie ManCity sein Starensemble in puncto Zukunftsfragen bisher hinhalten konnte - denn aus objektiver Sicht war ganz klar mit einer Sperre zu rechnen.

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Kommentar von Thomas Kistner

Hätten die Citizens da intern Fehler gemacht, könnte das jäh erblühte Wir-Gefühl bald in Enttäuschung oder Wut umschlagen. Oder haben vorausschauende Köpfe die Vorgänge beim Arbeitgeber schon erahnt? Dann dürften Ausstiegsszenarien vorliegen. So oder so, beide Optionen regen zum Grübeln an und wirken ungeeignet, das Team zu einer Höchstleistung gegen einen starken Gegner zu inspirieren.

Sind diese Verträge, die ohnehin ständig gebrochen werden, wasserdicht?

Der Start der K.-o.-Phase im Champions-Bewerb wird also auch Fingerzeige zum dortigen Söldnerwesen liefern. Welche Bedeutung hat die anstehende Aufgabe noch für höchstbezahlte Profis, wenn es doch um die Kernfrage geht, wie's in Kürze weitergehen soll mit der Karriere? Fraglos herrscht in den Berufsnetzwerken der Kicker Alarmstufe Rot. So gut wie jeder wird ja abseits des Rasens von Beratern gesteuert, die sich allein den Erwerbsquellen der Spieler und damit dem eigenen Geldbeutel verpflichtet fühlen. Schon brüten Sport- und Arbeitsrechtler über der Frage, ob sich die Profis aus ihren Verträgen lösen können, falls der Arbeitgeber diese durch unredliches Verhalten zentral verletzt hat. Auch könnten dann ja die oft exorbitant hohen Champions-Prämien nicht mehr fließen - nicht wegen sportlicher Defizite, sondern weil der Arbeitgeber Manchester City Regelbrüche beging und dafür bestraft wurde.

Oder sind diese Verträge, die ohnehin ständig gebrochen werden, just in so einem Punkt wasserdicht? Müssten also Weltklassekicker wie Kevin De Bruyne (wird 29), Ilkay Gündogan (30), Sergio Agüero (32), Raheem Sterling (26) ihre Karrieren bei einem national tätigen Klub im Wiederaufbau ausklingen lassen und Spieler wie Gabriel Jesus (23) und Leroy Sané (24) international eine Kreativpause einlegen - im besten Spieleralter?

Eher dürfte Citys Absturz den Stars die Chance auf krasse Nebeneinnahmen bieten. Könnten sie ihre Verträge auflösen, winken zweistellige Millionenbeträge als Handgeld vom nächsten Klub; ein Lottogewinn auch für die Berater. Und Pep? Gilt seit jeher als Maniac der Branche, keiner ist mehr vom Erfolg getrieben. Dass er Citys Trümmerlandschaft betreuen würde, in die ja so rasch kein Guter mehr wechseln würde, ist wohl noch unwahrscheinlicher als ein Champions-Sieg seiner verstörten Helden in dieser Saison.

© SZ vom 18.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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