Manchester City:Kreuzbandriss bei Ilkay Gündogan

Manchester City v Watford - Premier League

Moment des Schreckens: Manchesters Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan (Mitte) wird nach seiner Knieverletzung behandelt.

(Foto: Clive Brunskill/Getty Images)

Manchester City bestätigt die Diagnose am Freitagabend. Die Verletzung bestürzt Pep Guardiola und Bundestrainer Joachim Löw.

Von Freddie Röckenhaus

Als Ilkay Gündogan am Mittwochabend kurz vor dem Halbzeitpfiff vom Rasen humpelte, schossen ihm Tränen in die Augen. Ob es der Schmerz war oder die Enttäuschung oder beides zusammen - der Spielmacher von Manchester City schien jedenfalls sofort sicher zu sein, dass ihm die nächste monatelange Verletzungspause droht, mit all den Begleiterscheinungen, die Fußballprofis in ihrem Selbstbewusstsein tief erschüttern.

Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel, das Gündogans Klub Manchester City gegen den FC Watford 2:0 gewann, wirkte auch Trainer Pep Guardiola trotz des Sieges niedergeschlagen: "Es tut mir sehr leid um Ilkay. Wie es aussieht, werden wir lange Zeit ohne ihn auskommen müssen. Mehrere Monate wahrscheinlich", prognostizierte der frühere FC-Bayern-Trainer finster. Am Freitagabend kam dann die Bestätigung: Kreuzbandriss. "Es ist so, so schwierig für ihn, es so traurig, wir werden ihn sehr vermissen. Es ist Pech, aber das ist Fußball", sagte Trainer Pep Guardiola in der Pressekonferenz zum Spiel gegen den FC Arsenal.

Die Verletzung zog sich Gündogan in einem harmlosen, fairen Zweikampf mit Watfords Nordin Amrabat zu. Schon beim Zusammenprall schrie Gündogan laut auf, versuchte danach noch einige Momente weiterzuspielen, gab aber auf.

Für Gündogan ist die Verletzung der nächste große Rückschlag. Auch für Bundestrainer Joachim Löw dürfte der Ausfall eine wahre Hiobsbotschaft sein, denn der langjährige Dortmunder hatte sich unter Guardiola in Manchester zu alter Bestform gesteigert. In Premier League und Champions League gelangen ihm in 13 Saison-Einsätzen schon fünf Tore. Die zum Teil brillanten Auftritte von Gündogan, auch bei der Nationalmannschaft, waren um so erstaunlicher, weil er im Sommer noch an den Folgen einer Luxation der Kniescheibe im gleichen Knie gelitten hatte, dem rechten.

Guardiola wollte den Spielmacher dennoch unbedingt verpflichten, trotz der damals noch nicht auskurierten Verletzung. Gündogan startete deshalb in Manchester in der Reha. Er gehört, wie der Münchner Holger Badstuber und sein ehemaliger Dortmunder Kollege Marco Reus, zu den großen Unglücksraben der jüngeren Vergangenheit. Wegen einer komplizierten Rückenverletzung am für viele Sportler neuralgischen fünften Lendenwirbel fiel Gündogan zwischen Sommer 2013 und September 2014 mehr als eine Saison lang aus. Er verpasste dadurch die Teilnahme an der WM in Brasilien - und damit auch den Weltmeister-Titel. Und wie Marco Reus fiel Gündogan auch vor der EM in Frankreich 2016 lange aus und musste passen, wegen einer ausgerenkten Kniescheibe.

Der 26-Jährige gilt inzwischen als verletzungsanfällig, er wirkte aber gerade nach dem Aufbautraining im Sommer stabiler und robuster als je zuvor - bis Mittwochabend. Ein langer Ausfall des gebürtigen Gelsenkircheners dürfte nicht nur seinem Trainer Guardiola Kopfzerbrechen bereiten. Auch Löw müsste sich Gedanken über die Tektonik seiner Mannschaft machen. Wie sehr Gündogan ein Spiel auf seine Weise prägt, war nicht nur in den vergangenen Wochen in Manchester zu beobachten. Auch Borussia Dortmund hat nach dem Verlust von Gündogan, der für fast 30 Millionen Euro zu den schwerreichen "Citizens" wechselte, noch nicht wieder die frühere Balance im zentralen Mittelfeld gefunden. Allerdings macht sich Gündogan mit seinen schnellen Drehungen und Richtungsänderungen auch zur Zielscheibe von Attacken seiner Gegenspieler, die mit diesen Antritten und Volten nicht mithalten können.

Wäre Pep nicht so überzeugt gewesen, dann hätte auch diesmal ein Wechsel nicht stattgefunden

Seine persönliche Lebensplanung ist durch die regelmäßigen schweren Verletzungen ebenfalls durcheinander gekommen. Gündogan hatte bereits nach dem Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund vor dreieinhalb Jahren im Wembley (1:2 gegen Bayern München) damit geliebäugelt, zum FC Barcelona zu wechseln. Das scheiterte damals offenbar auch an der Lendenwirbel-Problematik, die Barcelona zu riskant war. Dortmund verlängerte zweimal Gündogans Vertrag, weil er auf der Suche nach einem anderen Topklub durch Verletzungen nicht zum Zug kam.

So schien es auch 2016 wieder zu kommen. Doch Pep Guardiola hielt so große Stücke auf "Illy", wie ihn alle Mitspieler nennen, dass er ihn trotzdem holte.

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