Gesa Felicitas Krause kämpfte, sie gab alles, und schleppte sich entkräftet ins Ziel: Doch da war ihr ganz großer Traum längst geplatzt. Gut 15 Monate nach der Geburt ihrer Tochter hatte Krause bei den Olympischen Spielen bei der Vergabe der Medaillen über die 3000 Meter Hindernis keine Chance. Im Stade de France lief sie nach 9:26,96 Minuten als Vorletzte ins Ziel. Das Rennen gewann Weltmeisterin Winfred Yavi aus Bahrain (8:52,76) vor Peruth Chemutai aus Uganda und der Kenianerin Faith Cherotich. Lea Meyer aus Leverkusen wurde in Paris mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 9:09,59 Minuten Zehnte.
„Das war definitiv nicht mein Rennen“, sagte Krause mit feuchten Augen: „Wenn man betrachtet, wie viel man doch investiert hat, um dann heute hier zu stehen, dann hätte ich mich schon gern besser präsentiert.“
Über 1500 Meter der Männer blieb Norwegens Ausnahmeläufer Jakob Ingebrigtsen, 23, unerwartet ohne Medaille. Er diktierte das Rennen lange, aber am Ende siegte im Spurt überraschend der Amerikaner Cole Hocker in 3:27,65 Minuten vor dem Briten Josh Kerr (3:27,79) und Yared Nuguse (3:27,80) aus den USA. Ingebrigtsen wurde Vierter. Bei den Frauen sprintete 100-Meter-Olympiasiegerin Julien Alfred aus St. Lucia an ihrem zweiten Gold vorbei, sie musste sich über 200 Meter in 22,08 Sekunden klar Gabby Thomas (USA/21,83) geschlagen geben.
„Ein bisschen zu spannend“ findet Mihambo ihre Qualifikation
Am Mittag war im Weitsprung Titelverteidigerin Malaika Mihambo nach reichlich Nervenkitzel ins Finale eingezogen. Die 30-Jährige übertraf in der Qualifikation nach zwei ungültigen Versuchen im dritten und letzten Sprung die erforderliche Weite von 6,75 Metern um elf Zentimeter. Mihambo sprang sicherheitshalber 30 Zentimeter vor dem Brett ab, unterstrich so auch ihre gute Sprungform. „Ein bisschen zu spannend“ fand sie die Qualifikation. Erst als sie für den Anlauf zum letzten Versuch einen Meter zurückging, passte es für sie. „Dadurch, dass ich in einer guten Form bin, habe ich mir jetzt nicht so viele Gedanken gemacht“, sagte die Athletin der LG Kurpfalz. „Natürlich ist man dann angespannter“, räumte sie ein. Die zweimalige Welt- und Europameisterin könnte die erste Weitspringerin werden, die bei zwei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen Gold gewinnt. Die beste Weite gelang der Amerikanerin Tara Davis-Woodhall mit 6,90 Metern, die EM-Zweite Larissa Iapichino sprang 6,87 Meter. Die beiden anderen deutschen Springerinnen schieden indes nach enttäuschenden Weiten aus: Laura Raquel Müller schaffte nur 6,40 Meter, Mikaelle Assani 6,24 Meter.
Anders als Mihambo schaffte der aktuelle EM-Zweite Julian Weber in der Speerwurf-Qualifikation auf Anhieb den Sprung ins Finale am Donnerstag. Der 29-Jährige vom USC Mainz schaffte starke 87,76 Meter und unterstrich damit seine Rolle als Mitfavorit um den Sieg. Nach den vierten Plätzen bei Olympia 2021 in Tokio sowie den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 soll für den Europameister von 2022 in Paris die erste Medaille auf Weltniveau her. Die Konkurrenz war allerdings schon am Dienstag in Paris wieder stark, vor allem Tokio-Olympiasieger Neeraj Chopra aus Indien mit 89,34 Metern sowie der einstige Weltmeister Anderson Peters aus Grenada (88,63).